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Schutz an Karneval: Betonsperren gegen mögliche Terroranschläge

Schutz an Karneval : Betonsperren gegen mögliche Terroranschläge

Zu Karneval sollen sich die Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises gegen Terroranschläge schützen. Die Kreispolizeibehörde empfiehlt, Veranstaltungen mit Betonsperren und Lastwagen abzuriegeln.

„Bei den Sperren geht es insbesondere darum, ortsfeste Veranstaltungen mit größeren Menschenmengen vor Anschlagszenarien wie in Berlin oder Nizza zu schützen“, erklärt Polizeisprecher Burkhard Rick. Dazu könnten neben Betonklötzen zum Beispiel auch größere Fahrzeuge oder andere Hindernisse benutzt werden. „Dies bietet sich natürlich auch bei Karnevalsumzügen an neuralgischen seitlichen Zufahrtsmöglichkeiten an“, so Rick. Letztlich müsse das allerdings jede Kommune selbst entscheiden.

Für die Berggemeinden Much und Ruppichteroth hat diese Empfehlung einen faden Beigeschmack, dort kritisiert man das Vorgehen der Polizei. „So wird die Verantwortung auf die Kommune abgewälzt“, sagt Ruppichteroths Bürgermeister Mario Loskill. Durch das Schreiben baue die Polizei Druck auf, dem man als Bürgermeister nur nachgeben könne.

„Man hat keine andere Möglichkeit, als der Empfehlung zu folgen“, so Loskill. Deshalb kaufte die Verwaltung nun 16 jeweils 1,6 Tonnen schwere Betonblöcke für insgesamt knapp 1.400 Euro, die unter anderem die Rathauserstürmung sichern sollen. Auch Much hat so aufgerüstet, auch dort wurden Betonsperren erworben. „Wir haben die Sperren mit Much zusammen gekauft, um Mengenrabatt zu bekommen. Ich bin der Ansicht, dass wir in Ruppichteroth nicht so gefährdet sind wie die großen Städte Berlin oder Nizza“, sagt Loskill.

Die Polizei schätzt das anders ein. „Nach den europäischen Terrorereignissen besteht eine latente Terrorgefahr für ganz Europa. Staats- und Verfassungsschutzbehörden berichten seit Monaten, dass eine Vielzahl von radikalisierten Salafisten auch im Köln-Bonner Raum lebt“, sagt Burkhard Rick. Insofern sei die Terrorgefahr erhöht, ohne das auf eine bestimmte Stadt oder Gemeinde spezifizieren zu können. „Das bedeutet, Schutzmaßnahmen müssen flächendeckend und allgemeingültig angelegt werden.“

Auch die Siegburger Ordnungsamtsleiterin Ursula Thiel sieht das so. „Karnevalszüge und Großveranstaltung zu schützen, ist richtig und wichtig“, erklärt sie auf Anfrage. Bereits beim Siegburger Weihnachtsmarkt habe man Zufahrten versperrt. Das soll auch an Weiberfastnacht auf dem Marktplatz, beim Rosenmontagszug und in den kleineren Stadtteilszügen so sein.

Allerdings haben sich die Veranstalter dort etwas anderes einfallen lassen: Sie werden Fahrzeuge der Stadt, Feuerwehrautos und private Lkw nutzen, um Plätze und Strecken abzusichern. „Sie haben den Vorteil, dass sie im Rettungsfall schnell bewegt werden können“, sagt Thiel. In Zukunft sei allerdings auch angedacht, Betonsperren anzuschaffen.

In Hennef wird nur eine Sperre zum Einsatz kommen – am Marktplatz an Weiberfastnacht. „Damit riegeln wir die einzige Zufahrt ab“, erklärt Stadtsprecher Dominque Müller-Grote. Ansonsten seien die Veranstaltungen so klein, dass sie nicht durch weitere Sperren geschützt werden müssten.

„Wir tun alles Notwendige und das auch immer in Absprache mit der Polizei“, so Müller-Grote.

In Sankt Augustin gibt es seit 2016 ein standardisiertes Sicherheitskonzept, das sich bislang hauptsächlich auf die Sicherheit innerhalb des Zuges bezog. „Da ging es etwa um Wagenengel und die sichere interne Kommunikation“, erklärt Stadtsprecherin Claudia Oberdörfer. Betonsperren gab es nicht, sie seien auch nicht geplant. Das Konzept wurde aber erweitert: Die Fahrzeuge am Anfang und Ende sollen die größten Fahrzeuge im „Zoch“ sein.

Direkt davor und dahinter sollen keine Fußgruppen laufen. Im Führerhaus sitzen zwei Personen, deren Identität festgestellt wird. „Bei der Empfehlung, Zugfahrzeuge mit zwei Fahrern zu besetzen, soll unter anderem eine Reaktionsmöglichkeit bei Ausfall eines Fahrers gewährleistet werden“, sagt Rick. Zudem habe es Vorfälle gegeben, bei denen die Fahrer durch Betrunkene belästigt wurden. Auf Nachfrage erklärt Rick aber auch, dass die Beifahrerregelung „dem Schutz vor terroristischen Angriffen geschuldet“ sei.

Auch in Sankt Augustin gilt: „An festgelegten neuralgischen Punkten der Zugwege soll die Zufahrt durch physikalische Sperren behindert werden“, so Oberdörfer. Auch wenn das längere Straßensperrungen bedeute, gelte der Grundsatz „Sicherheit vor Leichtigkeit des Verkehrs“ – was unter anderem die Hennefer Straße, Sieg- und Pleistalstraße betrifft.

„Das ist keine Auflage, aber eine dringende Empfehlung an die Veranstalter.“ Aus Sicherheitsgründen wird allerdings der Zugweg in Niederpleis und Mülldorf verlegt: Er wird die Kreuzung Meerstraße/Mendener Straße/B 56 umgehen und über die Gottfried-Salz-Straße auf die B 56 führen. Zudem will die Stadt Sicherheitshinweise für die Besucher von Karnevalsveranstaltungen und Umzügen herausgeben.