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Die Clowns schunkeln zu Kirchenliedern

Die Clowns schunkeln zu Kirchenliedern

Das Narrenvolk des Rhein-Sieg-Kreises feiert ausgelassen auf den Prunksitzungen der KGs - "Ne bergische Jung" bekommt in Siegburg das "Goldene Herz" - Viele Jecken spenden für Flutopfer

Rhein-Sieg-Kreis. Schunkeln, Singen und vor allem ausgelassen Feiern war am Wochenende in den karnevalistischen Hochburgen des Rhein-Sieg-Kreises angesagt. Die vergleichsweise kurze Session nutzen die Narren in vollen Zügen. Und so bewiesen sie auch auf den jüngsten Prunksitzungen wieder, dass diese ihren Namen zu Recht tragen.

Troisdorf. (eiu) Knatschverdötscht ging es am Samstagabend bei der großen Prunksitzung der Troisdorfer Altstädter zu. Im ausverkauften Bürgerhaus bekamen die Jecken ein karnevalistisches Programm der Extraklasse geboten.

Schon der Aufmarsch des Elferrats mit dem Reiterkorps Jan von Werth aus Köln sorgte dafür, dass es die Narren nicht auf ihren Stühlen hielt. Eine fast akrobatische Einlage gaben dann die Marketenderin und der Tanzoffizier des Reiterkorps. Danach ging es Schlag auf Schlag.

Besonders die Auftritte des Büttenclowns und Diakons Willibert Pauels, der "Bläck Fööss" zusammen mit Dudelsackspielern, "Blom und Blömcher", der "Kolibris" und des Bauchredners Klaus Rupprecht trieben die Stimmung im Saal auf den Siedepunkt. Das große Finale bestritten das Kölner Urgestein King Size Dick und die Düxer Clowns.

Danach feierten die Altstädter noch bis in die frühen Morgenstunden, allerdings nicht, ohne für die Flutopfer in Südasien zu spenden. Am Eingang zum Saal stand ein Sparschwein für die SOS-Kinderdörfer.

Sieglar. (eiu) Schunkeln und Fröhlichsein stand auch bei der großen Prunksitzung der 1. Großen Karnevalsgesellschaft Sieglar am Samstagabend in der ausverkauften Küz auf dem Programm. Höhepunkt des Abends war die Proklamation des neuen Sieglarer Dreigestirns, das sich diesmal aus Mitgliedern der Feuerwehr Sieglar zusammen setzt.

Prinz Axel I. (Odenthal), Hauptbrandmeister der Löschgruppe Sieglar, wollte immer schon Prinz "in Loor an der Sieg" werden. Der 40-Jährige ist verheiratet und Vater von zwei Kindern. Neben dem Karneval zählen der Schießsport und seine Modelleisenbahn zu seinen Hobbys.

Durch die Session begleiten ihn Bauer Klaus (Dahm) und Jungfrau Bruni (Bruno Overath). Bauer Klaus ist 39 Jahre alt, hauptberuflich Tischler, zu seinen Hobbys gehört seine Tätigkeit als freiwilliger Feuerwehrmann bei der Sieglarer Löschgruppe. Die 33-jährige Jungfrau Bruni ist Automobilverkäufer und inaktives Mitglied der Löschgruppe.

Das 95-jährige Bestehen der Löschgruppe dokumentiert der Sessionsorden. "95 Johr lösche mir ze Loor, un dat bliev su, es doch klar" ist denn auch der Leitspruch auf dem Orden, der ein jeckes Dreigestirn bei Löscharbeiten zeigt.

Nach der Proklamation wartete die Sieglarer KG um Präsident Marco Esch, die in diesem Jahr 80 Jahre alt wird, mit einem jecken Programm auf, das die Narren bis tief in die Nacht amüsierte.

(eiu) Auch im Nachbarort Eschmar wurde proklamiert. Die KG Eischeme Knallköpp 1949 präsentierte mit Guido Menzenbach ihren neuen Prinzen.

Guido I., 39 Jahre alt, leidenschaftlicher Motorradfahrer, Oldtimer-Sammler und Angestellter bei einem Bonner Bestattungsunternehmen, hatte sich dann in Anlehnung an seinen Beruf ein etwas makabres Motto einfallen lassen: "Immer lustig und vergnügt, bis die Fott im Sarge liegt."

Der Prinz, der seit 1997 zu den "Knallköppen" gehört, erklärte, der Spruch solle "zeigen dass wir alle nur eine begrenzte Zeit haben, und die sollten wir so fröhlich und vergnügt wie möglich verleben". Dann legte Guido I. im Pfarrheim Im Jägersgarten erst einmal eine heiße Sohle aufs Parkett.

Begleitet wird der Prinz von seinen Adjutanten Armin Frings und Karl-Heinz Becker. Außer dem neuen Prinzen und seinem Gefolge sorgten im Pfarrheim das Tambourcorps Blau-Weiß Eschmar, der Büttenredner Guido Kolzenbach und das Männerballett "De Dromdöppe" für jecke Stimmung bis in den Morgen.

Hennef. (veh) Mit einem herrlichen Bühnenbild startete die Narrenschar in eine ausgelassene Prunksitzung der 1. Hennefer KG. Doch bevor das Spektakel beginnen konnte, gab es einen Auftakt mit "Knubbeln". Als die Bonner Stadtsoldaten vor dem Elferrat versammelt waren, war die Bühne dicht.

Die Herrschaften der Großen Geistinger KG mussten zunächst auf der Stelle marschieren, und auch das Prinzenpaar Claudia II. und Wolfgang III. trat auf der Stelle und vertrieb sich die Zeit mit Bützje. "Da kriegste eine Gänsehaut an Armen, Beinen, Kopf, einfach überall", beschrieb Claudia II. das Gefühl, bei ihrem Volk zu sein.

Überwältigend auch das Programm: Insgesamt brachte die KG 220 Akteure auf die Bühne der Kopernikus Realschule. Bevor die Majestäten dem Tanzmariechen das Feld räumten, überreichte Prinz Wolfgang dem KG-Präsidenten Frank Rondorf mit Beton gefüllte Fußballschuhe.

Eine Anspielung darauf, dass die KG beim Karnevalisten-Fußballturnier zwei Mal hintereinander gewonnen hatte. Mit dem Auftritt der Damen von "Colör" konnte die Party steigen. Die vier Wiever tanzten alle in Grund und Boden. Das Blut in Wallung brachten auch die "Höppemötzje" mit ihrer schnellen Tanzshow.

Seine hochverdiente Rakete holte sich der Mann für alle Fälle, Guido Cantz, beim Publikum ab. Er brillierte mit Witz und Schlagfertigkeit. Von den Drei Colonias so richtig eingeschunkelt, freute sich das Publikum auf Bauchredner Klaus, die Kolibris, die Treuen Husaren aus Leverkusen und die Original Eschweiler.

Dass Karnevalisten das Herz auf dem rechten Fleck haben, zeigten die Narren im Saal mit blinkenden Herzen, die für den guten Zweck verkauft wurden. 600 Euro kamen so für die Flutopfer in Asien zusammen.

Sankt Augustin. ( veh) Da, wo sonst Regale voller Waren stehen, herrschte am Samstag närrische Ausgelassenheit. Mehrere tausend Jecken feierten in der Karnevalsabteilung bei "real" im Huma-Einkaufspark die sechste Prunksitzung des Warenhauses.

"Dat Herz von der Welt, dat ist doch klar, sind die Warenhäuser von real" lautete dabei das Motto. Die Einnahmen aus den verkauften Getränken und Speisen kommen der "Aktion Sorgenkinder" des Bundeswehrsozialwerkes und der "Aktion Leukämiekranke Kinder" zugute.

Mit viel Applaus begrüßte die Narrenschar den Elferrat um Sitzungspräsident und Real-Geschäftsführer Klaus Arndt. Den Auftakt zum Programm machte die Prinzengarde Sankt Augustin mit dem Prinzenpaar Daniel I. und Heide I.. Es tanzten die "Sankt Augustin Girls".

Zu den vielen Attraktionen gehörten etwa die Funky Mays aus Köln, Solotrompeter Bruce Kapusta, die Ehrengarde von Hangelar, De Botzedresse, die Siegburger Ehrengarde, die Poppelsdorfer Schloss Madämchen, die Liküra-Ehrengarde mit Prinzessin Tatjana I. sowie das Mendener Dreigestirn mit Prinz Paulo I., Jungfrau Mary I. und Bauer Peter I.

Siegburg. ( veh) Eine Weltpremiere erlebte das Publikum am Samstagabend bei der Großen Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft "Die Tönnisberger". Wer etwas verspätet ins Schützenhaus kam, stockte an der Tür, trat drei Schritte zurück und lugte ganz vorsichtig um die Ecke.

Unglaubliches offenbarte sich dem Gast: Ein Saal voller Clowns, Hunnen, Piraten und Sträflinge sang Kirchenlieder. "Ich habe es schon immer gewusst: Der Rheinländer ist eine Mischung aus ''Großer Gott, wir loben dich'' und ''Scheiß ejal''."

Der das sagte, muss es wissen: Willibert Pauels, besser bekannt als "Ne bergische Jung", war nach Siegburg gekommen, um sich auszeichnen zu lassen. Der Diakon und Büttenclown bekam von der KG "Die Tönnisberger" den Rheinlandorden "Das goldene Herz" verliehen.

Er steht damit in einer Reihe mit bedeutenden und sozial engagierten Karnevalisten - den ersten Orden bekam 1972 die Kölner Motto-Königin Marie-Luise Nikuta.