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Freundeskreis in Wachtberg: Wagenbau in Wachtberg kostet viel Zeit und Geld

Freundeskreis in Wachtberg : Wagenbau in Wachtberg kostet viel Zeit und Geld

Ein Wachtberger Freundeskreis ist zum 23. Mal bei Rosenmontagszügen in der Gemeinde dabei. Dem GA erzählt er, was beim Karnevalswagenbau alles zu beachten ist.

Der Anblick ist für viele Jecke das Salz in der Suppe des Straßenkarnevals: Die Rede ist von einfallsreich und oft aufwendig hergerichteten Wagen, die jedem Karnevalszug das gewisse Etwas geben. Doch zum Bedauern der Brauchtumsszene werden auch in Wachtberg diejenigen, die noch Lust, Zeit und Geld zum Wagenbau aufbringen, spürbar weniger. Das ist zumindest die Beobachtung von Alois Hochgürtel, lange Zeit Ortsvorsteher von Züllighoven und wenn man so will, eines der Urgesteine der Gemeinde.

Daher ist Hochgürtel nicht ganz frei von Stolz, dass insbesondere in seiner Familie die Tradition des Wagenbaus noch groß geschrieben wird: Allein drei Hochgürtels, darunter auch Alois Hochgürtels Sohn Till sowie zwei seiner Cousins sind fester Bestandteil eines Freundeskreises, dessen zentrales Gemeinschaftsprojekt jedes Jahr der Bau eines Karnevalswagens ist. Zum 23. Mal wird die Gruppe bei den anstehenden Rosenmontagsumzügen in der Gemeinde dabei sein. Daher wird gerade in einer angemieteten Halle des Gereonshofs in Berkum mit Hochdruck an dem neuen Wagen gewerkelt. Motto: Die Römer kommen!

Zur Jahreswende haben die Wachtberger Karnevalsfreunde, die ihre Whats-app-Gruppe „Jammerlappen“ beziehungsweise „Arme Schlucker“ getauft haben, ihr neues Projekt gestartet. Nachdem in der vergangenen Session die Gallier à la Asterix und Obelix Trumpf waren, sind in diesem Jahr deren Kontrahenten an der Reihe.

Seit Ende vergangenen Jahres treffen sich die 17 Freunde mindestens zweimal in der Woche in der Halle auf dem Gereonshof zum Bau des neuen Wagens. Der hat deutlich erkennbar die Konturen eines fahrbaren römischen Kastells bekommen. Ein weiteres Prunkstück der Truppe ist bereits fertig: Ein römischer Streitwagen, wie ihn Ben Hur gefahren hat. Der wird später an den Hauptwagen angehängt. Was ebenfalls bereits einsatzbereit ist: die Kostüme inklusive der 17 Römerhelme aus Gummi.

Immer ist Spaß und Geselligkeit Trumpf, wenn sich die Freunde treffen, die aus sieben Wachtberger Ortsteilen und Meckenheim kommen. Dabei geht es längst nicht immer ausschließlich um Karneval, erklärt der 40 Jahre alte Mark Hochgürtel, Cousin von Till Hochgürtel: „Einige von uns fahren auch zusammen nach Mallorca und in den Skiurlaub.“ Außerdem wird auch sonst viel zusammen unternommen. Allerdings hat das jecke Brauchtum und der Wagenbau seit jeher einen herausragenden Stellenwert für die Freunde: „Das ist schon immer etwas Besonderes“, betont Mark Hochgürtel. Zumal das Ganze reichlich Aufwand und viele helfende Hände erfordert. Dabei gilt: Jeder nach seinen Fähigkeiten. Während der eine gut mit Pinsel und Farbe umgehen kann, handhabt der andere die Stichsäge vortrefflich. Auch Gleichgesinnte, die eher zwei linke Hände haben, sind willkommen: Diejenigen halten dann die Truppe mit einem Kasten Pils und Schokoriegeln bei Laune.

Aber nicht nur handwerkliches Geschick, Zeit und eine entsprechende Halle, in der man den Wagen ungeachtet von Wind und Wetter bauen kann, sind vonnöten. Vor allem Geld spielt laut Mark Hochgürtel eine wichtige Rolle: „Jeder von uns investiert im Schnitt rund 300 Euro für Material und Kamelle.“ Geschmissen werden Flips- und Chipstüten. „Halt alles, was gut gefangen werden kann“, ergänzt sein Freund Timo Bröhl. Und statt Rosen gehen Obst und Gemüse wie Porree bestens.

Insgesamt rund 2000 Euro geben die Freunde allein für Kamelle aus. Schließlich sind sie traditionell bei drei Zügen mit von der Partie: Am Freitag beim Zug im benachbarten, rheinland-pfälzischen Oedingen, am Samstag in Fritzdorf, und am Rosenmontag geht es nach Gimmersdorf. Mark Hochgürtel kann sich vorstellen, dass gerade der finanzielle Aufwand die Begeisterung manch anderer Gruppen beim Wagenbauen lähmt: „Viele sind noch in der Ausbildung, für die ist das viel Geld“, ergänzt sein Bruder Philipp Hochgürtel

Hinzu kommen noch die behördlichen Auflagen wie etwa eine eigene Tüv-Abnahme für Traktor und Hänger sowie eine entsprechende Versicherung, die die Wachtberger Karnevalisten ebenfalls jedes Jahr aufs Neue beibringen müssen. „Auch das ist aufwendig“, sagt Mark Hochgürtel und staunt, dass beim Zug im Oedingen die Auflagen geringer sind: „Das ist eben Rheinland-Pfalz.“

Auch wenn die Zeiten für die Wachtberger Karnevalisten und Wagenbauer nicht unbedingt leichter geworden sind, herrscht an interessierten Mitstreitern kein Mangel. Als „jüngstes“ Mitglied in der Runde haben die Freunde den Gimmersdorfer Rolf Striefler gewonnen. Der ist mit 54 Jahren zwar der älteste Wagenbauer, aber trotzdem mit Elan dabei: „Schließlich kenne ich den Freundeskreis ja schon längere Zeit vom Zug in Gimmersdorf.“ Und was die anderen motiviert, auch nächstes Jahr wieder ein neues Wagenprojekt in Angriff zu nehmen? Till Hochgürtel bringt das stellvertretend für seine Mitstreiter so auf den Punkt: „Die Dankbarkeit vor allem der älteren Leute entlang des Zugwegs ist einfach immer noch toll.“