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Asterix, Obelix und eine gepflegte Feindschaft

Asterix, Obelix und eine gepflegte Feindschaft

Vor einem begeisterten Publikum zeigen die zwölf Landstürmer, dass Rheinbacher ganz schön aufmüpfig sein können und die Hassliebe zu Meckenheim ewig währt

Rheinbach. Roter Samt dürfte derzeit in Rheinbach ausverkauft sein, und daran sind die Landstürmer Schuld. Denn sie riefen am Wochenende unter dem Motto "Asterix & Obelix in Rhenobacknix" in die Stadthalle - und die Rheinbacher kamen. Gerne in weiße Laken gehüllt, aufgepeppt mit purpurnen Umhängen.

Dass sie damit ihre Heimatstadt verrieten, hätten sie eigentlich ahnen können. Denn bekanntlich sind die Römer die Lieblingsfeinde der widerspenstigen Gallier Asterix, Obelix & Co.

Und so mussten die Gäste mit Toga in den ausverkauften Sitzungen am Freitag, Samstag und Sonntagabend erfahren, dass sie in Wirklichkeit Meckenheimer seien. Und das, so viel scheint sicher, ist so ziemlich das Schlimmste, was man einem Rheinbacher nachsagen kann.

Die gepflegte Feindschaft, die die Rheinbacher mit ihrer Nachbarstadt verbindet, zog sich wie ein roter Faden durch gut vier Stunden kabarettistische Unterhaltung.

So lernten die Gäste im Saal, dass die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn genau die Grenze ist, die zwischen Rheinbach und Meckenheim liegt.

Wobei letzteres auch schon mal als Meckenheim-Vorpommern in den Osten der Republik verlegt wird und als ultimative Drohung herhalten muss: Freiheit oder Meckenheim heißt es für die Teilnehmer des Wettbewerbes "Sing um dein Leben".

Jacob Mufleh, Franz Mostert, Willi Mirgartz, Willi Schneider, Josef Pick, Fred Paral, Josef Muhr, Peter Eich, Thomas Zimmer, Achim Frank, Willi Mertens und neuerdings Harald Assenmacher heißen die Landstürmer. Sie alle gaben eine sehenswerte, nicht immer perfekte, aber stets charmante Vorstellung vor einem farbenprächtigen Bühnenbild, das Janni Feuser geschaffen hatte.

Neben dem "Raetzhuus" kippt der "monte mare", "Hättnix" steht auf der Hütte der Dorfverwaltung, "Nütznix" ist auf dem Häuschen der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft (WFEG) vermerkt, "Verleihnix" auf dem Bankgebäude, und im "Privilegiertenreservat Jaadeveedel" heißt die Schutzhütte "Villa Witsch".

Und das waren nicht die einzigen Anspielungen auf die kleinen und großen Ereignisse des vergangenen Jahres, auf die kleinen und großen Ärgernisse in der Stadt.

Es sei ein Wunder, dass die Zuschauer überhaupt die Stadthalle gefunden hätten, fand etwa Peter Eich, der als Vertrauenslegionär durch die Reihen ging. "Das ist nicht einfach: Mal stehen Poller auf der Straße, mal nicht, mal gibt es Einbahnstraßen, mal nicht."

Kämmerer Jürgen Hauser hieß am Wochenende "Knauserix", sein Haushalt trägt den Untertitel "Geiz ist geil", und Bürgermeister Stefan Raetz war in Anlehnung an eine bekannte Fernsehwerbung die "Mutter aller Häppchen". Schließlich sei er ja bei jedem Sektempfang dabei.

Auch der Erste Beigeordnete Raffael Knauber musste einstecken: Er gehe im Karneval als Winterreifen, behaupteten Muhr und Pick in ihrem besonders gelungenen Zwiegespräch als Asterix und Obelix: "Er will sich noch mehr profilieren."

Mostert beobachtet: "Mit Knauber kamen die Arbeitskreise. Für Kultur, Gewerbe, gegen Vandalismus, Aufruhr undsoweiter." Nur in Oberdrees setze sich diese neue Mode nicht durch. "Die haben Ludwig Fett. Der macht alles, was anfällt."

Aufmüpfige Geister hat die Stadt auch zu bieten. Zum Beispiel bei den Christdemokraten, machen Eich und Paral in ihrer gemeinsamen Einlage aus. Alles eine Frage der Definition: "Bei der CDU bist du ein junger Rebell, wenn du keine 50 bist und im Kindergarten keine Krawatte getragen hast", wissen sie nämlich. "Letztens war der Beißel krank. Mit 13 zu vier Stimmen bei zwei Enthaltungen hat die Fraktion ihm gute Besserung gewünscht."

Die Leerstände in der Innenstadt, die zahlreichen Teeläden, die Hoffnung auf Haribo in Wahljahren, das Taucherbecken - bei allen gut gesetzten Seitenhieben kamen am Wochenende auch der Klamauk und der Spaß nicht zu kurz: Da standen die Zuschauer im Saal, sangen mit, schunkelten.

Und auch das ist gute Tradition: Meckenheims Bürgermeisterin Yvonne Kempen hatte sich in die Höhle des Löwen gewagt und setzte sich sogar neben den Löwen, Bürgermeister Raetz nämlich. Ihr wurde ein vorübergehender Tausch des Arbeitsplatzes vorgeschlagen: Damit sich die Rheinbacher Verwaltungsmitarbeiter schon mal an lange Beine und eine kleine Konfektionsgröße gewöhnen könnten - falls die SPD-Bürgermeisterkandidatin Martina Koch bei der Kommunalwahl das Rennen machen sollte.

Ein Thema scheint die Fantasie der Landstürmer besonders angeregt zu haben: Jenny Elvers. Neuzugang Assenmacher, im bürgerlichen Leben Geschäftsführer einer Softwarefirma, verkörperte die grazile Blondine trotz einer gewissen Überbreite in den Schultern gekonnt. Auch Troubadix Mufleh erinnerte an das "blonde Luder". Beim Festival "kick.off" im Sommer habe sie sich für jede Nummer ein neues Kleid angezogen. Und: "Sie hat moderiert. Oder sie hat sich bemüht."

Nach gelungener Vorstellung vergaßen die Landstürmer nicht zu danken: ihren Frauen für die Dekoration im Saal, Heinrich Pützler für die Videoaufnahmen, Werner Giertz für die musikalische Begleitung, Melanie Klein für die Frisuren, Vanessa Fett fürs Schminken, ihrem Kameraden Willi Mertens für Koordination, Technik und Bühnenplan sowie Stefan Müller, Kurt Kurscheidt und Thomas Kleinfeld für handfeste Hilfe. Und sie versäumten etwas anderes nicht: nach der Show bis in die Morgenstunden zu tanzen.