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Bornheimer Karnevalsorden: Die alte Schule im Mittelpunkt

Bornheimer Karnevalsorden : Die alte Schule im Mittelpunkt

Der aktuelle Karnevalsorden von Bornheim hat eine Besonderheit: Zum ersten Mal sind Gebäude darauf zu sehen, die es heute gar nicht mehr gibt.

Denn diesmal diente ein Ölgemälde als Vorlage und nicht wie sonst ein Foto. Das Gemälde stammt vom bekannten Maler Gerhard Ditz, ist 1980 entstanden und zeigt eine historische Ansicht von Waldorf: die frühere Schule an der Mittelstraße, einige der ortstypischen Fachwerkhäuser sowie im Hintergrund die frühere Pfarrkirche St. Michael.

Das Baujahr der Schule ist nicht genau zu bestimmen, dürfte aber in der Preußenzeit liegen, also ab etwa 1820. Im Jahr 1870 erfolgte dann die Grundsteinlegung zur neuen Schule an der Dersdorfer Straße, die für viele Waldorfer heute "die alte Schule" ist. Die Schule auf dem Karnevalsorden war demnach ihre Vorgängerin; heute befindet sich an ihrem Standort das Kriegerdenkmal. Übrigens ist in Waldorf schon mindestens seit dem Jahr 1720 Schulunterricht erteilt worden, zunächst durch Primissare und Vikare.

Die Kirche, die auf dem Karnevalsorden zu sehen ist, wurde zum Teil aus Gussbrocken und Bruchgestein des Römerkanals erbaut, der in der Nähe vorbeiführt. Sie hatte einen wuchtigen quadratischen Turm von etwa 33 Metern Höhe. Im Jahr 1882 wurde sie abgerissen, da 1880 die heutige Kirche nach Plänen des Kölner Dombaumeisters Vincenz Statz vollendet worden war.

Der Schöpfer des Bildes, der Maler und Landwirt Gerhard Ditz, wurde 1913 geboren und ist in der Region bekannt für seine Ölgemälde, die zahlreiche historische Ansichten des Vorgebirges zeigen. Geboren in Köln-Rath, zog Ditz 1917 nach dem frühen Kriegstod des Vaters mit seiner Mutter in deren Geburtsort Waldorf. Bereits in jungen Jahren malte er gern, widmete sich nach der Schule aber zunächst dem heimischen Obstbaubetrieb - an eine Ausbildung zum professionellen Künstler war in den Zwischenkriegsjahren nicht zu denken. Ende der 1930er Jahre hatte er einen schweren Sportunfall, der ihn noch lange beeinträchtigte, zugleich aber vor dem Wehrdienst im Zweiten Weltkrieg bewahrte. So blieb er in Waldorf und widmete sich weiter dem Obstbau als Broterwerb und der Malerei als Hobby.

Bei einem Kuraufenthalt im Allgäu wurde ein Zeichenlehrer auf den jungen Mann aufmerksam und überzeugte ihn, im Jahr 1940 an der Kunstakademie München das Studium der Malerei zu beginnen. Dieses fand jedoch ein jähes Ende, als die Akademie 1944 durch Bombenangriffe zerstört wurde. Ditz ging zurück nach Waldorf und widmete sich wieder der eigenen Landwirtschaft, die ihm Einkommen und Überleben sicherte.

1947 heiratete er Christine Schröder und gründete eine Familie. Die Malerei blieb jedoch seine Leidenschaft: Ob Landschaften, Blumen oder Gebäude - "de Ditze Jerret", wie der Waldorfer Künstler genannt wurde, suchte und fand viele Motive. In späteren Jahren legte er seinen Schwerpunkt auf die historische Darstellung seiner Vorgebirgsheimat mit Pfarrkirche, Mühle, Brauerei, Heiligenhäuschen, Bauernhöfen und Wegekreuzen. Es gelang ihm, Vergangenes so lebendig darzustellen, dass sich der Betrachter unweigerlich in die "gute alte Zeit" zurückversetzt fühlt.

Das lag nicht zuletzt an den Menschen, mit denen er seine Bilder bevölkerte: Ob Bauern mit Ochsen- oder Pferdegespannen, plaudernde Frauen oder spielende Kinder - sie alle sorgten für Leben auf der Leinwand. So hielt Gerhard Ditz bis zu seinem Tod 1985 zahlreiche Ansichten der Vorgebirgsorte fest, die es heute aufgrund von Abriss, Umbau oder Brand nicht mehr gibt.

Auch Bürgermeister Wolfgang Henseler schätzt die Werke des Heimatmalers: "Das Gesicht des Vorgebirges hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Gerhard Ditz? Bilder dokumentieren diesen Wandel eindrucksvoll."

Ein Exemplar des Bornheimer Karnevalsordens wird Henseler der Witwe des Künstlers Christine Ditz überreichen, ein weiteres befindet sich in der Vitrine im Foyer des Bornheimer Rathauses, wo es gemeinsam mit den Karnevalsorden der vergangenen Sessionen noch eine Zeitlang bewundert werden kann.

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