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Weiberfastnacht im Vorgebirge: Die jecken Wiever sind außer Rand und Band

Weiberfastnacht im Vorgebirge : Die jecken Wiever sind außer Rand und Band

Mit Musik und lustigen Sketchen zelebriert die Damenwelt in Alfter und Bornheim Weiberfastnacht. Nur auf der Bühne waren die Herren zugelassen.

Außer Rand und Band feierten 160 fantasievoll kostümierte Närrinnen bei der traditionellen Weibersause des Damenkomitees „Rot-Weiß“ Hemmerich im Festzelt am Dorfplatz. Und die 15 Vereinsmitglieder – allen voran Ehrenpräsidentin Agnes Kiel – präsentierten passend zum Motto „Mir nemme de Dom mit“ zu guter Letzt eine Stadtführung der besonderen Art durch die Domstadt. Das Programm war wieder einmal liebevoll zusammengestellt worden. Auf der Bühne stand als einziger Mann Moderator Edo Morawitz. der dem Publikum mit dem ersten Programmpunkt „Et fussich Julche“ schon kräftig einheizte. Für Lacher sorgten immer wieder die Sketche des Damenkomitees wie der Besuch von Herrn Pimpel beim Psychiater. Begeisterten Applaus erhielten auch die verschiedenen Tanzgruppen.

In allen Farben und Stilrichtungen waren die jecken Wiever bei der Sitzung des Rösberger Damenkomitees „Leckere Mäus'che“ um die Vorsitzende Antonie Wieck kostümiert. Die Stimmung war glänzend. So begeisterten in der voll besetzten Turnhalle nicht nur die Mini-Mini-Mäuse, die Mini-Mäuse und das Tanzcorps mit ihren Garde- und Showtänzen, sondern auch Sonja Görres als „Ne Anti-Jeck“. Gespannt verfolgten die Zuhörer die Neuigkeiten von „Jriet und Pitte“, bewunderten den Life-Gesang der „3 Röggelche ohne Mett“ und lachten über hocherotische ältere Damen, die mit ihren Rollatoren mal eben ein – nicht ganz einfaches – Tänzchen wagten. Mit „De Pittermaennche“ und dem Prinzenpaar Günter II. und Sabine I. war sogar Besuch aus Merten gekommen. Die monatelangen Vorbereitungen hatten sich wieder einmal gelohnt. Antonia Wieck zeigte sich denn auch hochzufrieden mit ihrem Kaffeeklatsch.

Eigentlich waren Tische und Stühle für 220 Frauen in der Rheinhalle in Hersel für die 12. Konfettisitzung an Weiberfastnacht aufgestellt. Letztlich musste Mareike Kuhl mit anderen Helfern noch weitere Stühle und Tische holen. Insgesamt waren 250 Frauen bei der reinen Mädchensitzung zu Gast, die vom Turnverein Hersel und dem Tambourcorps Germania Hersel organisiert wurde. Kurz vor 15 Uhr standen bereits die blauen Funken vom Tambourcorps Germania Hersel auf der Bühne und brachten die Halle zum Beben. Franziska Schuster aus Lennestadt (Kreis Olpe im Sauerland) war das erste Mal auf der Konfettisitzung – in Begleitung ihrer künftigen Schwiegermutter Marianne Wischid aus Hersel. „Ich liebe Karneval! Die Sitzung gefällt mir sehr gut. Ich bin begeistert“, sagte sie. Mit der Schwiegermutter in spe kam sie im Partnerlook als Pummelfee. Schwarzes T-Shirt, kleine Flügelchen auf dem Rücken, pinke Perücke auf dem Kopf und einen blinkenden Sternenstab in der Hand.

Wenn Frauen unter sich sind, nehmen sie kein Blatt vor den Mund: Vor 300 völlig begeisterten Wievern in der restlos ausverkauften Mehrzweckhalle in Volmershoven ließen sich die Damen der „Ü 30-Gruppe“ des Damenkomitees Herzblättchen frank und frei über Cellulitis aus – natürlich ungern über die eigene Eigenheit der Orangenhaut. Mit einer gefälligen Mischung aus bewährten Kräften wie „Puddelrüh“ oder „Rheinlichter“ sowie den bewährt hochklassigen Vorträgen und Tänzen der eigenen Kräfte wussten die Herzblättchen um Sitzungspräsidentin Silke Liers zu begeistern.

Zum Brüllen komisch geriet der Sketch junger Herzblättchen, die sich über die Macht von Sprachassistenten wie Alexa, Siri und Co. lustig machten. Merke: Sätze wie „Ich habe bei unserer Tochter einen Joint gefunden“, sind in der vernetzten Welt nicht mehr ohne Weiteres aussprechbar. Alexa hört nämlich zu und sagt: „Ich habe die Polizei informiert“. Schlimmer noch: Finden sich Siri und Konsorten in der Elektroschrotttonne wieder, drohen sie damit, das Familienvermögen auf eine Geheimkonto auf den Bahamas zu transferieren. Eine Rakete verdienten sich die Jüngsten der Herzblättchen. Die Mini Mäuse wirbelten elegant und akkurat über die Bühne – dabei ist die jüngste der Jüngsten gerade mal drei Jahre alt.

Wahrhafte Narren reisen von weit her an, um die Weiberfastnachtssitzung des Karnevalsvereins Tonmöhne 1947 Witterschlick zu verfolgen: Gleich nach dem – brauchtumsbedingt verkürzten – Unterricht eilte Spanisch- und Sozialwissenschaftslehrerin Cordy von Oberhausen im Ruhrgebiet nach Witterschlick im Rheinland, dem Wohnort ihrer Schwester, um schon im achten Jahr die Sitzung im proppenvollen Saal des Pfarrzentrums zu verfolgen. „Inseln im Paradies“ hatten die acht Damen ihr Kostüm mit reichlich LED-Lichterglanz genannt, mit dem sie für Furore sorgten.

Apropos Paradies: Zum 70-jährigen Bestehen ihres Karnevalsvereins hatten sich die jecken Tonmöhnen auch ein paradiesisches Motto – oder eher einen Sinnspruch – überlegt: „Met Blöömcher, Tikibar un nem Papagei kütt de Tonmöhne och noh 70 Johr vorbei. Et Paradies dat litt in Witterschlick un mir fiere met üch all met.“ Paradiesisch zu nennen ist die Tatsache, dass die Tonmöhnen ausschließlich auf eigene Kräfte vertrauen und damit goldrichtig liegen. Stimmungsgarant ist etwa Otto Franken, der seine beneidenswert schlanken Männerbeine in eine hautenge Damenstrumpfhose hüllte, um als Wencke Myhre den Evergreen „Knallrotes Gummiboot“ zu trällern und dazu elegant zu tanzen. Die fast 100 Damen jeden Alters im Pfarrsaal waren bei dem Anblick schier aus dem Häuschen. Überhaupt ließ das Programm keine Wünsche offen. So durfte Sitzungspräsidentin Doris Viernich etwa heftig beklatschte Vorträge über wundersame Heilungen oder lustige Gesangsvorträge ankündigen. Wer braucht schon das Schlagertrio Klubbb 3, um Florian Silbereisen, Jan Smit und Christoff De Bolle, wenn Heidi Franke, Johanna Ewert und Irene Ossowski den Job gleich noch mal so charmant erledigen können.

Das Rezept, auf eigene Kräfte zu setzen, geht auch in der Kaiserhalle von Spargel Weber in Alfter auf, wenn das Damenkomitees Rot-Weiß Alfter zur Weiberfastnachtssitzung bittet. Ein besonderes, da jeckes Jubiläum durfte Sitzungspräsidentin Heidi Gummersbach feiern: Sie leitete nicht nur eloquent durch die Sitzung, sondern stürmte an der Seite von Gerti Raaf zum 33. Mal die Bühne für einen jecken Auftritt.

Sehr beachtlich ist das Repertoire der Vorträge: Die eigenen Kräfte des Damenkomitees ließen sich über das Wundergerät Thermomix ebenso aus wie über die besten Tanzszenen aus Dirty Dancing oder die Tücken der Übersetzung von Kölsch ins Englische.