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Jecke Soldaten entführen Rheinbacher Bürgermeister

Jecke Soldaten entführen Rheinbacher Bürgermeister

Raetz wird Druckmittel beim traditionellen Sturm auf die Tomburg-Kaserne

Rheinbach. (rom) Welch seltener Anblick in dieser Session. Rheinbach hatte am Freitag plötzlich das, worauf die Jecken seit Monaten sehnlichst warten: eigene, erwachsene Tollitäten. Sogar ein Dreigestirn. Nur für die Dauer des traditionellen Sturms auf die Tomburg-Kaserne zwar, aber immerhin. Es waren drei Soldaten, die sich als Dreigestirn verkleidet hatten.

So traten Prinz Fritz I. (Friedrich-Wilhelm Kriesel) warfen Bauer Martin I. (Konertz) und die Jungfrau Karla I. (Karl Peter Wernz) den jecken Angreifern entgegen, wobei sie von ihrer Hochburg Kamelle warfen. Da staunten die Karnevalisten, deren Kapellen

"Mer losse dä Dom in Kölle" spielten, nicht schlecht. Das Mikrofon von Stadtsoldaten-Chef Willi Hohn, der sich schon für das Wortgefecht gerüstet hatte, quittierte bei diesem Anblick anfangs sogar den Dienst.

"Willi, wir verstehen dich nicht", frozzelte der Prinz mit Prinzenkappe und Tarnhost. Hohn konterte: "Du bist kein Prinz. Du hast kein Wappen." Seine Leute würden ausharren, bis es regne und die Papmaché-Mauer vor dem Tor aufweiche. Das Kasernen-Dreigestirn fühlte sich so stark wie nie: "Dieses Mal stürmt ihr uns nicht." Doch nach einem Vorstoß der Stadtsoldaten purzelten einige Mauersteine. Da spielte das Dreigestirn einen letzten Trumpf aus: "Wir haben den Bürgermeister!" Tatsächlich, die Soldaten hatten Stefan Raetz im Vorfeld gekidnappt. "Direkt von der Straße weg", beschwerte sich Raetz hinterher über den überraschenden Schachzug.

Zehn Kasernensoldaten leisteten noch Widerstand, dann gaben die Stadtsoldaten Gas, und die Mauer war weg. Vielleicht lag die Niederlage an der mangelnden Erfahrung des Soldaten-Dreigestirns. Bauer Martin erkundigte sich nämlich noch beim Besteigen des Kommandowagens: "Was macht ein Bauer überhaupt?" Es haperte selbst beim Nachziehen der jungfräulichen Lippen mit dem Lippenstift. Kriesel malte ihr einen Clownsmund. Für ihn war es der letzte Kasernensturm, denn er ist inzwischen am Gelsdorfer Standort beheimatet. Er übergab den Stab symbolisch an seinen Nachfolger Martin Merken.