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Karnevalsmessen in Sankt Matthäus und Sankt Lambertus in Witterschlick

Karnevalsmessen in Sankt Matthäus und Sankt Lambertus in Witterschlick

Spaß an der Freud zum Lob des Herrn - Fürbitten werden auf Kölsch gehalten - Funkenmariechen statt Messdiener

Alfter. Einige Texte sind offenbar zu heilig, um sie in der Kirche "op kölsch" zu sprechen. Tagesgebet, Hochgebet und Evangelium etwa müssen hochdeutsch zitiert werden, sonst gibt es Ärger mit der Kardinal.

Doch darüber hinaus durfte es bei der Karnevalsmesse am Samstag in Sankt Matthäus in Alfter lustig zugehen - mit vielen Platt-Tönen. Dazu begrüßte Pfarrer Rainald Ollig in der voll besetzten Kirche zahlreiche Kinder in ihren bunten Kostümen, der Musikkreis unter Leitung von Engelbert Hennes stimmte karnevalistische Töne an und das Dreigestirn mit Alfreda Diana I., Prinz Uwe I. und Bauer Fred I. saß im vollen Ornat mit in der ersten Reihe.

"Das war richtig bewegend", meinte der Prinz anschließend, nachdem er die Fürbitten auf kölsch gehalten hatte. Auch Dechant Ollig hatte Spaß an der besonderen Messe, mit der sich die Alfterer traditionell auf den Kinderkarneval am folgenden Tag vorbereiten. "Bei uns daheim wurde immer Familienkölsch gesprochen, wie es auch bei Adenauer üblich war", erzählte der gebürtige Kölner Ollig, "aber das macht es trotzdem nicht einfach, die geschriebenen Texte auf kölsch abzulesen".

Nachdem aber das Alfterer Original Bernie Schneider am Altar die Fahne geschwenkt und die ganze Gemeinde in einer Polonaise durch das Hauptschiff der Kirche gezogen war, konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Die kommenden tollen Tage der kurzen Session haben damit definitiv den kirchlichen Segen.

Alfter-Witterschlick. Die Sankt-Lambertus-Kirche war rappelvoll: Kaum ein Gemeindemitglied wollte am Samstag verpassen, wie der Gottesdienst nicht mit dem gewohnten Orgelklang eröffnet wurde, sondern mit dem Karnevalsschlager "Kumm, loss mer fiere" von den Höhnern. Auch später stammte keines der Lieder während der "kölschen Mess" aus dem Gesangbuch.Aus dem Buch dagegen musste Pfarrer Georg Theisen, selbst kein Meister des rheinischen Platts, seine Texte ablesen. Wenn ihm dies auch an den meisten Stellen gut über die Lippen kam, sorgte er trotzdem manches Mal für Schmunzeln und Lacher zwischen den Kirchenbänken, wenn sich das Rheinische als Fremdsprache voller Stolpersteine erwies. Doch bei dieser Messe durfte es ja auch heiter zugehen.

So zog Theisen zu Beginn schon nicht mit Messdienern, sondern mit einem Funkenmariechen an der Seite zum Altar. In der ersten Reihe saß Kinderprinz Oliver I. mit seinem Gefolge, und die Mitglieder der Karnevalsgesellschaft Alpenrose Witterschlick und des Karnevalsvereins Tonmöhne sorgten mit ihren leuchtend bunten Kostümen für viel Farbe in dem Gotteshaus.

Die Session ende in diesem Jahr so früh, dass in so mancher Wohnung noch der Weihnachtsbaum stehe und nun mit Luftschlangen geschmückt werden könne, so Theisen. Bei all den lustigen Bemerkungen verstand er es dennoch, die "leev Jecke" daran zu erinnern, dass sich die Gläubigen in einer Kirche befanden, nicht im Festsaal. Für die Musik sorgte die Gruppe "Orjelspiefe", die natürlich auf kölsch sang - schließlich ist das Besingen von der "Spaß an de Freud" auch als Lob der Schöpfung "vum Herrjott" zu verstehen.