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Herseler Funken: Leistungssport mit Spitzenhöschen

Herseler Funken : Leistungssport mit Spitzenhöschen

Der Karneval steht kurz vor dem Höhepunkt. Tür auf. Grelle Scheinwerfer erhellen die Bühne des großen Saals der Herseler Rheinhalle.

14 Mädchen zwischen zehn und 15 Jahren stehen geordnet nebeneinander in einer langen Schlange. Sie tragen schwarze Leggins, einige haben sich kurze Hosen über den dünnen Stoff gezogen. Es ist kalt in dem hohen Raum. Karnevalsmusik erschallt. Jetzt proben die Herseler Funken ihre Tänze besonders intensiv. "Wir müssen die Übergänge üben", ruft Petra Oster ihren Schützlingen zu. "Dehnt euch und haltet euch warm!" Schon schnellen Beine in die Höhe, Arme werden gestreckt und Köpfe in die vorgegebene Richtung geneigt.

Petra Oster ist seit 19 Jahren Trainerin bei den Funken des Tambour-Corps Germania Hersel. "In Uniform sehen die Mädels natürlich wesentlich schicker aus", sagt die 47-Jährige. Die Gardeuniformen der Herseler Funken sind blau-weiß, angepasst an die Vereinsfarben. Rock, Jacke, Bluse und der typische Dreispitz mit blauen und weißen Federn gehören dazu.

Die Choreographien für die Tanzgarden denkt sich Petra Oster in ihrer Freizeit aus. "Ich höre die Karnevalsmusik beim Kochen oder Putzen und dann kommen mir die kreativsten Ideen", lacht sie. "Mittlerweile denke ich schon in Takten." Ihre Tochter Carina und deren Freundin Ramona Rattke setzen diese Ideen anschließend in konkrete Tanzschritte um, feilen zusammen mit Petra Oster an den Tänzen.

"Ich kann nicht mehr", hört Petra Oster bei den Proben öfter. Gardetanz ist auch harter Sport, weiß sie. "Besonders die Hebemariechen brauchen Körperspannung und Schwungkraft. Kondition ist Grundvoraussetzung." Hebemariechen sind die Tänzerinnen, die bei den Hebefiguren in der Luft turnen müssen. Ihrem Partner, der sie hält, müssen sie vollständig vertrauen. "Es gibt verschiedene Hebefiguren", sagt Nathalie Kaufmann. Die Schülerin ist eine der Luftakrobatinnen. "Sie heißen kleine und große Quer, Handsitz oder Schulterstehen." Die Namen der Figuren sind selbsterklärend. Zum Glück ist noch keins der Mädchen bei Hebefiguren gefallen, schwere Verletzungen gab es bei den Herselern noch nicht.

Nicht nur Karneval ist Tanzsaison. Die Funken des Tambour-Corps werden für Goldhochzeiten, beim Tanz in den Mai oder in Altersheimen gebucht. Zudem verschönern sie viele Karnevalszüge in der Bornheimer Umgebung. Warm anziehen ist dann wichtig. "Es zählt das Zwiebelprinzip und das Zauberwort heißt Bewegung", sagt Oster. Darum wird sich vor Beginn eines Zuges mit Tanzen warmgehalten.

Drei Altersklassen tanzen bei den Herseler Funken. Fünf- bis Zehnjährige bilden die kleine Garde, Zehn- bis 15-Jährige die mittlere und die Ältesten ab 15 Jahren die große Garde. Jungs sieht man derzeit nur selten. Wegen Verletzungen und Auslandsaufenthalten wird es eng mit den Herren. "Wir suchen auch weiterhin nach begeisterten Jungs, die sich trauen, bei uns mitzumachen", sagt Petra Oster. 48 Kinder und Jugendliche trainieren zurzeit in Hersel. Petra Oster betont, dass die Herseler Funken ein Familienverein seien. Die Kinder tanzen, die Mütter helfen im Hintergrund, flechten die Haare oder nähen abgefallene Knöpfe kurz vor dem Auftritt wieder an. Manche Väter tanzen im Männerballett, begleiten die Funken mit der Kamera zu ihren Auftritten oder bestücken den Kamellewagen während der Umzüge.

So ist auch Familie Oster: Beide Töchter tanzten selbst lange in Hersel. Wenn die Zeit es zulässt, tun sie es immer noch. Und Vater Oster begleitet sie zu den Auftritten.