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Mit Pompons und Spaß an der Freud': Männerballett Plüschkissen steht seit 15 Jahren auf der Bühne. Nachwuchs gesucht

Mit Pompons und Spaß an der Freud' : Männerballett Plüschkissen steht seit 15 Jahren auf der Bühne. Nachwuchs gesucht

Warum Plüschkissen? Die Herrenmannschaft prustet los und fasst sich synchron an den Bauch. Die Herkunft des Namens für das Witterschlicker Männerballett wäre somit geklärt. Auch ohne Worte. Wichtig ist den sechs Tänzern vor allem der "Spaß an der Freud'", und sie freuen sich darüber, dass ihr Publikum das genauso sieht.

Inzwischen besteht die Gruppe seit 15 Jahren und absolviert an die 20 Auftritte im Jahr bei Hochzeiten und Geburtstagsfeiern, bei Betriebsfeiern und Karnevalssitzungen. Nicht nur in der Region übrigens; die Mundpropaganda hat sie auch schon in den Westerwald und an die Mosel geführt. Entstanden ist das Ganze 1997 als Überraschung für eine Hochzeitsfeier im Freundeskreis, berichtet Joachim Lechner (45).

Der Berufsfeuerwehrmann war als Einziger schon damals mit von der Partie. Als Schwanenseeballetteusen landeten acht Freunde bei der Hochzeitsgesellschaft einen Kracher und wurden flugs von anwesenden Mitgliedern der Witterschlicker Karnevalsgesellschaft Alpenrose als Nachwuchstalente entdeckt. Die Darbietung durften sie bei deren Sessionseröffnung im November desselben Jahres wiederholen, und im Jahr darauf standen sie bei der Sitzung der Alpenrose - diesmal vor fast 400 Zuschauern - erneut auf der Bühne.

"Das können wir auch", sagten sich in Bierlaune der Kaufmann Ralf Discher (58) und der Verwaltungsangestellte Friedel Sommerhof (57). Die beiden Witterschlicker stießen zu der Truppe, die sich als Männerballett "Plüschkissen" neu formierte und weitermachte. Zu der eingeschworenen Mannschaft gehören seit vielen Jahren auch Bezirksschornsteinfeger Armin Kohlhoff (43) und die technischen Angestellten Helmuth Klütsch (54) und Fritz Ernst (61). "In der Anfangszeit hatten wir sogar bis zu 35 Auftritte im Jahr", erinnert sich Lechner. "Nach der Jahrtausendwende schossen Männerballetts dann wie Pilze aus dem Boden, und die Nachfrage ging etwas zurück."

Doch Jahr für Jahr blieben sie ihrem Hobby treu, für das sie sich die Kostüme meist auf den Leib schneidern lassen. Zurzeit tanzen sie als Boxer und rot-weiß gekleidete Cheerleader nach den Anweisungen ihrer showtanzerfahrenen Trainerinnen Daniela Mannebach (30) und Martina Alef (38).

Die härteste Nuss, die die Witterschlicker Frauen bei den Männern zu knacken haben: "Irgendeiner hört immer nicht zu." Und überhaupt nutzen die Herren gern ein "Ich hab' heute Rücken oder Knie", um sich vor schweißtreibenden Übungen zu drücken.

Auf der Bühne sind sie dann als "De Plüschkissen" aber voll da und nicht zimperlich. "Bei einer Weibersitzung zu später Stunde gehen uns die Frauen an die Wäsche", berichtet Armin Kohlhoff. "Das ist echt der Hammer." Vor allem, wenn man als Mann das Spitzendessous vergessen hat und plötzlich nur noch im Body dasteht. Aber das können die Männer ab, nur Lippenstift und Glitzerschminke kommen ihnen nicht mehr ins Gesicht. "Das ist ekelig", findet Kohlhoff.

Höhepunkte in der Karriere des Männerballetts Plüschkissen waren nicht nur erfolgreiche Teilnahmen an Meisterschaften; das Team stellte in der Saison 2008/2009 mit Discher, Lechner und Sommerhof auch das Dreigestirn in Witterschlick, die restlichen Plüschkissen leisteten als Adjutanten ihren Beistand.

Ein Problem gibt es aber doch: "Wir wollen nicht mit dem Rollator auf die Bühne", sagt Joachim Lechner. "Wir brauchen dringend Nachwuchs." Sechs Mann sind zu wenig, wenn ein oder zwei Tänzer mal ausfallen. "Zehn wäre optimal." Das wöchentliche Training dauert nur ein bis anderthalb Stunden. Und danach? "Setzen wir uns immer gemütlich auf ein Bierchen zusammen."