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Prächtige Karnevalswagen als Kapitalanlage

Prächtige Karnevalswagen als Kapitalanlage

Florierender Verleih ermöglicht Karnevalsgesellschaft Alpenrose Witterschlick den Bau aufwändig dekorierter Prunkgefährte

Alfter-Witterschlick. Prinzentaugliche Karnevalswagen zu bauen ist ein Knochenjob - und teuer. Die Karnevalsgesellschaft Grün-Weiß Witterschlick hat deshalb aus der Not eine Tugend gemacht und durch den Verleih ihrer Prunkgefährte den Wagenbau auf eine wirtschaftliche Basis gestellt.

Von den Erlösen aus dem Verleih können nicht nur TÜV-Gutachten, Versicherungen, und Kurzzeitkennzeichen bezahlt werden, sondern vor allem auch die horrenden Materialkosten. Und am Ende bleibt noch etwas übrig für die Vereins- und Jugendarbeit. "Unsere Karnevalswagen sind eine Kapitalanlage", sagt Thorsten Sterl, Vorsitzender der KG Alpenrose, "aber anders ist das nicht zu finanzieren".

Mit landwirtschaftlichen Anhängern als Unterbau stehen inzwischen vier Karnevalskarossen in einer alten Scheune in Witterschlick bereit, die nicht nur bei heimischen Zügen eingesetzt werden, sondern auch im übrigen Vorgebirge sowie in Bonn und im Raum Euskirchen.

Das Besondere an den Wagen: Sie bekommen nach drei Jahren ein komplett neues Design und eventuell umgestaltete Aufbauten; gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit einem anderen Verein, der sich den neuen Motivwagen für einen exklusiven Auftritt in seinem Ort schon ein Jahr im Voraus sichern will.

Besonders aufwändig ist auch die Dekoration: Die Verkleidung eines Wagens besteht aus etwa 50 000 handgedrehten Rosen und Bildern aus weiteren zigtausend Papierschnitzeln, hergestellt aus wasserfestem Krepppapier, aufgeklebt auf Holz oder Styropor. "Allein für Papier, Kleber und sonstiges Kleinmaterial kommen schnell bis zu 2 000 Euro zusammen", rechnet Thorsten Sterl vor.

"Die Arbeit darf man gar nicht rechnen. Ohne jeck zu sein, geht es nicht". Das ganze Jahr über dreht ein Team von rund zehn Vereinsfrauen die Rosen, manchmal hilft auch der eine oder andere Mann der Karnevalsgesellschaft mit. Eine kleine Pause gibt es nur nach Karneval. Danach geht es auch wieder ans Ausbessern und Neugestalten.

Der elf Meter lange Papagei-Wagen zum Beispiel wird an Aschermittwoch ausgedient haben. Die gesamte Dekoration kommt herunter. Neue Ideen werden diskutiert, entworfen und umgesetzt. Jeden Samstag trifft sich dann der harte Kern wieder in der Scheune, zu dem neben dem Vereinsvorsitzenden die Familie Petra und Gerd Kaiser nebst Sohn Andreas zählen, Helmut Luschinski und Sohn Patrick, Hermann Kippermann mit Sohn Pascale, Albert Gach und Dennis Schiffelgen, zweiter Vorsitzender der KG Alpenrose.

Um die TÜV-Tauglichkeit ihrer Anhänger und Aufbauten brauchen sich die Wagenbauer keine Gedanken mehr zu machen, denn die Grundausstattung bleibt jeweils erhalten, von der vorgeschriebenen Bremse bis hin zur Brüstungshöhe von einem Meter. An den Karnevalstagen werden dann Überstunden in der Scheune gemacht.

Denn je nach Wetter muss die Dekoration ausgebessert werden, damit der Wagen für den nächsten Mieter wieder picobello aussieht. "Einen Crash hatten wir bislang glücklicherweise nicht", berichtet Thorsten Sterl, der allerdings auch auf ein erfahrenes Team an Traktorfahrern zurückgreifen kann. Und der Dachschaden an der Scheune durch den jüngsten Orkan konnte so rasch behoben werden, dass die Wagen nicht gelitten haben.

"Der schlimmste Tag ist der Aschermittwoch", bekennt Sterl. "Dann klingelt pausenlos das Telefon, weil Mietinteressenten schon Verträge für die nächste Session machen wollen. Aktuell habe ich schon eine Anfrage für 2009!" Bei so großer Nachfrage braucht es einem um diesen Aspekt der Brauchtumspflege nicht bang zu sein.