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Helau und Alaaf: Nur Narren vertauschen die Fastnacht-Begriffe

Helau und Alaaf : Nur Narren vertauschen die Fastnacht-Begriffe

Wenn es um den korrekten Namen der „tollen Tage“ geht, verstehen viele Narren keinen Spaß.

Außenstehende sollten sich als Grundregel merken, dass im Rheinland von Karneval gesprochen wird, in Mainz und Umgebung von Fassenacht oder Fastnacht, im südlichen Bayern und Österreich von Fasching und im Alemannischen von Fasnet.

Alle Begriffe bezeichnen die Schwellenveranstaltung vor Beginn der 40-tägigen Fastenzeit“, sagt Werner Mezger, Professor für Volkskunde an der Universität Freiburg. Aus dem Begriff der Fastnacht kann die Nacht vor dem Fasten noch mühelos herausgelesen werden.

Fasching leitet sich wiederum von „vastschanc“ ab, worunter das Ausschenken eines Fastentrunks verstanden wurde. Karneval ist der romanische Ausdruck für Fastnacht, er steht für „Wegnahme des Fleisches“. Einzug in den deutschen Sprachgebrauch hielt der Karneval während der Renaissance, als sich die Blicke der gebildeten Kreise nach Italien richteten.

„Der Höhepunkt lag im Barock und Rokoko“, sagt Hans-Joachim Schumacher, Direktor des Deutschen Fastnachtsmuseums in Kitzingen (Bayern). Auf der Straße waren die närrischen Verkleidungen zu jener Zeit überall so urwüchsig wie heute in der alemannischen Fasnet.

Doch die Aufklärer hatten für mittelalterlichen Mummenschanz nicht viel übrig. 1823 wurde die Tradition in Köln wieder belebt. Die Bildungsbürger, von denen die damalige Fastnachtsreform ausging, orientierten sich dabei am Italienischen und wählten Karneval als Namen. „Ein echter Kölner spricht immer noch von Fastelovend, dem Abend vor Beginn der Fastenzeit“, sagt Franz Wolf, Präsident des Bundes Deutscher Karneval in Köln.

„Ende des 19. Jahrhunderts wandelte sich der Honoratioren- zum Volkskarneval“, so Mezger. Zur gemeinsamen Basis wurde das närrische Liedgut, in dem alle gesellschaftlichen Spannungen aufgehoben sind. Anders die Entwicklung in Mainz: Die alte Bischofsresidenz hatte sich unter napoleonischer Besetzung an die Segnungen der Französischen Revolution gewöhnt.

Die 1815 einsetzende Restauration traf sie als Bundesfestung mit voller Wucht. „In der Folge nahm die Mainzer Fassenacht einen betont politischen Charakter an“, sagt Museumsdirektor Schumacher. Entsprechend leben die Sitzungen noch heute weniger von Sangesfreuden wie in Köln, sondern von so genannten Protokollreden.

Bis ins 20. Jahrhundert hinein zerfiel Deutschland in einen närrischen katholischen und einen abstinenten protestantischen Teil. Die Reformatoren hatten weder für das Fasten noch für dessen rauschhaftes Vorspiel Verständnis, und so wurde der Brauch in ihrem Einflussbereich meist verboten.

Inzwischen spielen Konfessionsgrenzen kaum noch eine Rolle. Meist orientieren sich die Nachzügler beim Feiern an den Bräuchen in der Nachbarschaft: Frankfurter etwa an der Mainzer Fassenacht, Tübinger an der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Wer zum Beispiel in Hamburg oder Berlin, wo es an regionalen Bezugspunkten fehlt, nach einem neutralen Dachbegriff für das deutsche Brauchtum sucht, hält es am besten mit der Fastnacht.

Bei den Schlachtrufen ist „Helau“ konsensfähiger als „Alaaf“, das im Kölschen für „all af“, „alles andere weg“, steht. Die Herkunft von Helau ist ungeklärt. Vermutlich handelt es sich um eine Verballhornung des kirchlichen Jubels Halleluja.