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"Keine Kurzen für Kurze" in Bornheim: Null Promille für Minderjährige an Karneval

"Keine Kurzen für Kurze" in Bornheim : Null Promille für Minderjährige an Karneval

Sabine Walter, Leiterin des Bornheimer Ordnungsamtes, ist schockiert. Vor ihr steht eine 13-Jährige, die gerade eine volle Flasche Wodka aus ihrem Rucksack zieht. Auf die Frage, wo sie den harten Alkohol her habe, antwortet die Jugendliche: "Von meinem großen Bruder." Das ist nur einer von vielen Fällen, in denen das Ordnungsamt an Weiberfastnacht 2014 einschreiten musste.

"Das Hauptproblem sind momentan die älteren Geschwister oder die Eltern, die den Minderjährigen an Karneval eine Ausnahme erlauben und ihnen eine gewisse Menge Alkohol zugestehen", sagt Markus Schnapka vom Jugendsozialdienst. "Aber wenn zehn Jugendliche als Gruppe zum Zug gehen und alle Eltern ein Auge zudrücken, kommt doch eine große Menge Alkohol zusammen."

Die Bornheimer Aktion "Keine Kurzen für Kurze" richtet sich deswegen im Vorfeld der Karnevalszüge an die Eltern der Jugendlichen. "Karneval soll in erster Linie Spaß machen", unterstreicht Polizeidirektor Andreas Piastowski.

"Und das geht nur, wenn auch die Erwachsenen vernünftig mit dem Alkohol umgehen." Gemeinsam wollen Polizei, Ordnungs- und Jugendamt, Tollitäten und ehrenamtliche Helfer verschiedener Organisationen die Abgabe von hartem Alkohol an Minderjährige während der Karnevalszüge einschränken oder - falls möglich - sogar verhindern.

"Wir können die Jugendlichen zwar nicht vom Komasaufen abhalten", erklärt Katja Cîmpean vom Jugendamt. "Aber wir können mit ihnen sprechen und sie dazu anregen, über ihren Alkoholkonsum nachzudenken."

Bei Projekten wie der Bollerwagenaktion oder der Pizza-Ausgabe kämen die Helfer oftmals mit den Jugendlichen ins Gespräch, sagt Cîmpean. Mit fünf Bollerwagen begleiten sie die Karnevalszüge und verteilen kostenlos heißen Tee, Wasser und belegte Brötchen an Kinder und Jugendliche. Am Jugendbus, der während der Umzüge ein fester Treffpunkt ist, kann Alkohol gegen Pizzastücke eingetauscht werden.

"Je mehr die Jugendlichen von ihrem mitgebrachten Alkohol wegschütten, desto mehr Pizza bekommen sie von uns. Ganz einfach", so Elvira Garbes, Jugendamtsleiterin. Im vergangenen Jahr stellten die Helfer neben dem Bus eine Plexiglassäule auf, in der die Jugendlichen ihre Flaschen entleeren konnten. "Am Ende habe ich ihnen gezeigt, welche Mischung da in ihren Mägen schwimmen könnte", sagt Julia Rösler, Mitarbeiterin des Jugendamtes. "Da waren die meisten ziemlich angeekelt."

Insgesamt sei der Alkoholkonsum bei Kindern und Jugendlichen während der Karnevalstage aber zurückgegangen, so Schnapka. Die Tollitäten machen sich zusätzlich für die Anti-Alkohol-Aktion stark. Prinz Lothar I. aus Widdig will Plakate der Aktion an seinen Karnevalswagen hängen.

Auch Flyer, Postkarten und Visitenkarten weisen auf das Projekt hin. Bürgermeister Wolfgang Henseler: "Alle weiterführenden Schulen in Bornheim haben Flyer erhalten, um sie an die Schüler ab der siebten Klasse zu verteilen." Die Heftchen werden zudem an Supermärkte, Imbisse und Gaststätten ausgehändigt, um die Mitarbeiter zu Ausweiskontrollen zu ermutigen.

Die Aktion "Keine Kurzen für Kurze" gibt es in Bornheim bereits seit sieben Jahren, die Helfer sind an ihren grünen Jacken im bunten Karnevalstreiben gut zu erkennen. 2014 waren 20 Helfer im Einsatz. "Inzwischen fragen die Jugendlichen sogar nach uns", sagt Katja Cîmpean.

"Und wir suchen noch weitere Helfer." Eine Schulung des Jugendamtes sei die einzige Voraussetzung für den Einsatz. Interessierte können sich beim Jugendamt unter Tel. 0 22 22/9 43 70 oder bei der Stadt Bornheim unter Tel. 0 22 22/94 37 54 35 melden.