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Ein Maler schreibt: Ausstellung über Max Ernst in Bonn

Ein Maler schreibt : Ausstellung über Max Ernst in Bonn

„tunke den finger ins tintenmeer“: Unimuseum und Paul-Clemen-Museum zeigen Max Ernst und das Buch

Der Hausengel, Lichtung, Festmahl der Götter. Max Ernst ist für seine surrealistischen und dadaistischen Werke bekannt. Doch in seinem Schaffen gibt es auch Unbeachtetes - denn der Maler hat ebenso geschrieben. Auf die Bücher mit seinem umfangreichen literarischen Oeuvre, in denen Ernst beeindruckend zwischen Bild und Text changiert, legt die Ausstellung „tunke den finger ins tintenmeer...– Max Ernst und das Buch“ ihren Fokus.

Bis Sonntag, 15. September, ist sie im Universitätsmuseum Bonn und im Paul-Clemen-Museum der Universität Bonn zu sehen. Wie unterschiedlich Ernst in verschiedenen Medien gearbeitet hat, wird dabei ersichtlich. „Bei Max Ernst gehen alle Genres zusammen“, so Kuratorin Gabriele Wix, Literatur- und Kunstwissenschaftlerin sowie Dozentin an der Universität Bonn. Mit 125 Exponaten spannt die Ausstellung den Bogen von Ernsts ersten mit Paul Éluard veröffentlichten Büchern im Jahr 1922 bis zu seinem letzten Buch im Jahr 1971. So zeigt das Universitätsmuseum in einer kleinen Vitrine die ersten Publikationen „Répétitions“ und „Les malheurs des immortels“.

Spottgedicht über Mythos des Herkules

Besonders freut sich Wix über einen Fund: Erst im Januar dieses Jahres wurde ein Probedruck aus dem Jahr 1954 von Ernsts „Paramythen“ bekannt. Dabei handelt es sich um eine Folge kleiner Texte zu Collagen. „Der Andruck stellt das derzeit einzige bekannte Exemplar dar“, so die Kuratorin. In einer Doppelvitrine zeigt Wix die „Paramythen“, die Ernsts Sinn für Humor belegen: In seinem Spottgedicht über den Mythos des Herkules stellt er den griechischen Heros als „Herr Cules“ dar; ein Wortspiel mit dem französischen Begriff „cul“ für „Gesäß“.

Im Paul-Clemen-Museum liegt ein Schwerpunkt auf Dokumenten aus der Studienzeit Max Ernsts. So ist in einem Schaukasten im Foyer ein Schlüsselbuch des Kunsthistorischen Instituts Bonn ausgestellt, in das sich die Studierenden bei der Entgegennahme eines Schubladenschlüssels eintragen mussten. Die einzelnen Seiten ließ Wix fotografisch festhalten, und so fällt auf: Beinahe auf jeder Seite findet sich der Name „Max Ernst“. In Bonn studierte er von 1910 bis 1914. In insgesamt drei Komplexen im Foyer sind außerdem Exponate zu den Bereichen „Poetische Texte im Medium Ausstellungskatalog“, „Autobiographien“ sowie „Schriften“ zu sehen. Letzteres enthält unter anderem Ernsts Aufsatz „Was ist Surrealismus?“ aus dem Jahr 1934.

Leihgaben aus dem Max Ernst Museum Brühl des LVR, dem Archiv der Galerie Der Spiegel, der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln und aus Privatsammlungen ergänzen die Bestände des Kunsthistorischen Instituts der Universität Bonn. „Das macht eine so umfangreiche Ausstellung möglich“, sagt Wix.

Zu der Ausstellung hat die Kuratorin einen gleichnamigen Katalog mit einer kommentierten Bibliografie herausgegeben. Außerdem enthält der Katalog Beiträge von Harald Wolter-von dem Knesebeck, Renée Riese Hubert, Joachim Rickes, Jürgen Pech und Marcel Beyer. Erhältlich ist er in der Buchhandlung für 29,80 Euro.

Universitätsmuseum Bonn und Paul-Clemen-Museum der Uni, Regina-Pacis-Weg 1, bis 15. September; Mi-So 12-16.30 Uhr; Die Öffnungszeiten des Paul-Clemen-Museum orientieren sich an denen des Kunsthistorischen Instituts.