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Rosenmontagszug in Bonn: Der längste Zoch, den Bonn je hatte - 250.000 Jecke dabei

Rosenmontagszug in Bonn : Der längste Zoch, den Bonn je hatte - 250.000 Jecke dabei

Wow. Drei Stunden und 15 Minuten Bonner Rosenmontagszug. Das hat es bislang noch nicht gegeben. "Das ist der größte Zug, den wir je hatten", sagt Axel Wolf, als Zugleiter zum elften Mal am Start. Wie in den vergangenen Jahren schert sich auch die Sonne nicht um die Unwetter verheißenden Voraussagen.

Den 250.000 Bönnschen am Straßenrand wird es so nicht nur warm ums Herz. Wenn dann noch die Sambatruppen im Zoch mit 4400 Teilnehmern loslegen, kommt fast schon tropische Urlaubsstimmung auf.

Wenn einer den Superlativ lebt, dann sind es die Alkoholisierten Funken, die mit Simon I. in diesem Jahr den Prinzen stellen. Ihr Kappen sind die Größten, sie schmeißen mit Nudeln am Weitesten - und ihre Musik ist am höchsten aufgedreht. Als wollten sie allen klar machen: Bonn kann immer noch laut.

An vielen Stellen wird dieses Thema spöttisch aufgegriffen. Die Jecken vom Heinrich-Hertz-Europa-Kolleg nehmen den Meckerbürger aufs Korn und beerdigen als wandelnde Grabsteine Klangwelle, Kunst!Rasen und Partyschiffe. Die Fidele Walzbröde lassen sich das Feiern nicht verbieten. Mit einem großen Fußballtor samt meterlangem Rasen setzen sie auf Public Viewing zur Fußball-WM.

[kein Linktext vorhanden]Gut, dass der Circus Comicus wieder mit Konfettikanone, Clownangel, Flugzeug und Feuerwehr nach Bonn gekommen ist. Ohne diese bunte und verrückte Schar wäre der Zug um einiges ärmer. Die Bienchen der 125 Jahre alten Honigsmöhne summen durch City und Altstadt, und dann biegen auf einmal zwei Kamele um die Ecke.

"Da sind bestimmt drei Mann drin. Vielleicht spucken die ja auch", vermutet einer. Ne, die sind echt und keine Lamas, führen die Thronende Göttin auf dem orientalischen Wagen der Bundeskunsthalle an. Wer genau hinschaut, entdeckt viele bekannte Gesichter. Bei den Goldenen Löwen schmeißt Comedian Dave Davis Gummibärchen, auf dem Mottowagen "Beethoventaler" der frühere NRW-Minsterpräsident Wolfgang Clement.

[kein Linktext vorhanden]Unters Volk mischen sich Ex-Bundesminister Norbert Blüm und Eckart von Hirschhausen. Dann sind da noch böser Wolf, Froschkönig und Rapunzel samt Turm um dem Kopf beim Studentenwerk. Die Durschlöscher lassen Anja Kempmann hochleben, die 50. Geburtstag feiert und in einer Kutsche mitfährt.

Bewegung und Tanz bringen "T-Hoch Drei" aus Oberkassel in die Straßen, wie die Sportler vom TKSV Duisdorf, die mit ihrer Schokokussanreichlatte bis in die Fenster der Häuser kommen und Handstände auf Trampolinbällen darbieten.

Bönnsche Chinese reichen Stäbchen und Krabbenchips, in dieser internationalen Abteilung folgen tanzfreudige Bolivianer, Hunnen und Afrikaner. Die Garden reiten hoch zu Ross lassen Fanfaren erklingen. Und die Kinder: Tja, die schleppen wie jedes Jahr volle Kamelletüten nach Hause

Kamelle

Vorräte hamstern: Wer sich geschickt angestellt hat, kann sich eine Woche lang mit Kamelle über Wasser halten. Geworfen wurden neben Süßem und Strüßje nämlich auch Äpfel, Energy-Drinks, Marmelade, Brötchen, Käsestangen, Trinkflaschen und Taschentücher.

Auf der Blumenwiese: Marienkäfer und Bienchen waren eine beliebte Kostümierung. Ob es am warmen Winter liegt?

[kein Linktext vorhanden]Jin Li hat ein Problem. Das Alaaf will ihr nicht so recht über die Lippen. Die Studentin aus China muss den Schlachtruf der rheinischen Jecken halt noch tüchtig üben. Das werde sie, verspricht sie. Schließlich liebt sie den Zoch in Bonn über alles, der sei so familiär.

Übung macht den Meister: Auch Kamelle werfen muss man erst lernen. Ein kleiner Stadtsoldat pflastert damit lieber die Straße vor sich, als die Jecken am Straßenrand zu erfreuen.

Die "Bönnsche Räuber" kommentieren an der Heerstraße den Zoch gern auf ihre Weise, doch das ist nicht erlaubt, wie sie vom Ordnungsamt erfahren. Auch wenn es den Räubern nicht schmeckt und sie deshalb dem Prinzenwagen den Rücken zudrehen: Veranstalter des Zochs ist nunmal der Festausschuss und deshalb gelten seine Regeln. Zugleiter Axel Wolf hat aber nichts gegen "freie" Moderatoren, die sich an die Kommentarvorlage des Festausschusses halten. "Andernfalls wird doch zu viel Unsinn über die Teilnehmer erzählt."