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Karneval in Rheinbreitbach: Die Karnevalisten erobern den Schraatetempel

Karneval in Rheinbreitbach : Die Karnevalisten erobern den Schraatetempel

Der Schraatetempel vom „Südtor zum Siebengebirge“ ist in der Hand der Karnevalisten. Die Rathausbediensteten leisteten zu wenig Widerstand. Am Ende ließ der Ortschef noch den Schlips.

Seit Donnerstag ist der Schraatetempel vom „Südtor zum Siebengebirge“ in der Hand der Karnevalisten von Rheinbreitbach. Während aber ihre Kollegen lediglich die Rathäuser besetzen müssen, standen die Jecken der KG „Me haalen et us“ am Schwerdonnerstag vor der ungleich schwereren Aufgabe, für ihre Prinzessin, Prinzessin Leni I. aus dem Hause Morsbach mit den Pagen, Lara Brockhagen und Suzanne Marie Ramershoven, gleich eine veritable Burg erobern zu müssen.

Kein Problem für Prinzessin-Führerin Karoline Laufenberg, konnte sie doch neben den Weckmöhnen die Mannen um die KG-Vorsitzenden Michael Frings und Thomas Kramer samt dem Elferrrat ins Feld führen, von den „Sternen“ und der Kleinen Burggarde ganz zu schweigen. Im goldenen Wams turnte Bürgermeister Roland Thelen am frühen Vormittag nervös vor der Eingangstür der Oberen Burg herum. Deren Außentreppen waren zu beiden Seiten mehrfach mit rot-weißem Trassierband abgesperrt, an denen jede Menge Laugenbrezeln hingen, während die Stufen mit dicken Schokoladenküssen gepflastert waren. Schon früh standen dem Ortschef zudem der Piraten-Koch Rudolf Martin und der Süßwasser-Leichtmatrose Bernd Seiler-Rehling zur Seite, zu denen sich dann kurz nach elf Uhr weitere Schraate gesellten.

„Toll dass Ihr mit so viel Volk hier vor der Oberen Burg aufgezogen seid. Mal sehen, ob Ihr es schafft, all die Hindernisse zu überwinden und Euch durch die Naschereien durchzubeißen“, begrüßte der Oberschraat die Heerscharen von Leni I., deren kleine Frontkämpfer sofort von Laufenberg angefeuert wurden. „Keine Angst, dat da oben sinn all nur Jriesjrame un Affjebröhte, Schlafmötze un Klatschtante!“, klärte sie die „Sterne“ auf, während die Prinzessin am südlichen Treppenaufgang schon fleißig Trassierbändern durchschnitt. Aber auch der Fluchtweg Richtung Norden war dem Bürgermeister „verbaut“, rückten von dort doch die kleinen Burggardistinnen vor. Als fairer Verlierer gab Thelen sofort auf und ließ sich den großen Schlüssel des Ortes reichen, um diesen der neuen Regentin auszuhändigen. Triumphierend reckte die zehnjährige Gebrüder-Grimm-Schülerin das Symbol ihrer uneingeschränkten Narrenmacht unter dem Jubel ihres jecken Völkchen in die Höhe. „Jetzt bin ich auch hier da, ich bin Prinzessin, bin ein Star! Lasst uns zusammen schunkeln und scherzen, denn wir haben Konfetti im Herzen!“, gab sie ihr Sessionsmotto als Regierungserklärung aus.

So ganz ungeschoren sollte sich der Ortschef jedoch nicht aus der Affäre ziehen können. Immerhin war gestern Weiberfastnacht und da ist es seit Mitte des vorigen Jahrhunderts guter Brauch, dass den Männern die Krawatte als Symbol ihrer männlichen Macht abgeschnitten wird. Entsprechend zückte auch das Ex-Muuzemändelche Laufenberg umgehend eine Schere und schwups lief Thelen nur noch mit einem Krawattenstumpf herum.