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Godesberger Prinz ganz privat: Ein Prinz mit vielen Facetten

Godesberger Prinz ganz privat : Ein Prinz mit vielen Facetten

Harald Witschel ist Familienmensch, Friesdorfer, Fußballfan – und der oberste Regent der Godesberger Narren. Ein Porträt.

Eins ist nicht von der Hand zu weisen: Prinz Harald I. musste nicht gezwungen werden, um in dieser Session über das närrische Godesberger Volk zu herrschen. Im Gegenteil. Schon länger trug Harald Witschel den Gedanken mit sich herum, einmal als Tollität an der karnevalistischen Spitze zu stehen. Doch zunächst machte ihm seine Frau Anita einen Strich durch die Rechnung.

Schon vor 28 Jahren nämlich wollte der damalige Vorsitzende der Kleffbotze – Witschel ist seit 31 Jahren Mitglied der Friesdorfer Karnevalsgesellschaft – den heute 51-Jährigen auf dem närrischen Thron sehen. „Ich habe dann gesagt, dass ich das nur mit meiner Frau mache“, erinnert sich der Prinz. Die sei zwar auch eine Karnevalistin, „aber nicht so bekloppt wie ich“. Was sich auch schnell zeigte. Denn Godesia wollte sie nicht werden.

Dann war erst einmal Ruhe. Zumindest, was die potenzielle Regentschaft anging. Witschel wurde Senator und ist seit vier Jahren Senatsvizepräsident. Doch seine Mitsenatoren ließen nicht locker. „Sie haben immer wieder versucht, mich zu überreden“, erinnert sich Witschel, der nicht abgeneigt war. Aber eine „vernünftige Godesia“ fehlte. Dann kam die Haifischbar der Jecken Goten. Deren Präsidentin Gabriele Böke wäre doch die Richtige an Haralds Seite, meinten die Senatoren. Und machten Nägel mit Köpfen. „Sie sind zu Gabi gegangen, haben sie gefragt und mir vorgestellt“, erzählt der 51-Jährige, dem schnell klar war: „Mit ihr mache ich das.“ Auch die jeweiligen Partner gaben grünes Licht. Und Bad Godesberg hatte – nach dem üblichen Prozedere – ein neues Prinzenpaar.

Doch es ist nicht nur der Karneval, der im Leben von Harald Witschel eine entscheidende Rolle spielt. An Nummer eins steht immer die Familie. Die tierische – die Fische und Nomen-est-omen-Hund Jordan, der nur Pupi genannt wird –, nur überholt von der menschlichen. „Wir halten alle zusammen“, sagt der 51-Jährige, der seit zwei Jahren stolzer Großvater ist. Welch große Rolle Enkelin Victoria im Leben des Vertrieblers im Außendienst spielt, bemerkt sofort, wer nur zwei Sekunden mit beiden in einem Raum verbringt. Doch auch wenn es um Tochter Bianca und Sohn Pierre geht, wird der Blick des 51-Jährigen warm.

Vermutlich war es naheliegend, dass Witschel seinem Heimatort Friesdorf treu blieb. Einen kurzen Ausflug nach Rüngsdorf machte er nur bei der Geburt – danach ging es  in  die Annaberger Straße. Wo er heute unweit des Elternhauses mit seiner Familie wohnt. „Ich bin Friesdorfer mit Leib und Seele“, stellt Witschel fest. Was wenig überraschend ist, wenn man sieht, wie sehr der 51-Jährige im Ort verwurzelt ist. Pfadfinder sei er zwar nie gewesen, dafür aber  Fußballer bei der DJK.

Jenseits der Friesdorfer Grenzen steht sportlich gesehen der 1. FC Köln an Nummer eins. 1970 war es, als bei der Friesdorfer Kirmes ein Geißbock und ein 1.-FC-Köln-Kissen geschossen und dem kleinen Harald ins Bett gelegt wurden. Damals, so der 51-Jährige, habe seine Liebe zu dem Verein begonnen. Und niemals aufgehört. „Ich würde sagen, ich bin lebenslanges Mitglied im größten Karnevalsverein Deutschlands“, so Witschel, der eine Dauerkarte hat. Es gibt kaum ein Spiel, das er ausgelassen hat.

Außer vielleicht, wenn er gerade auf Reisen ist. Um die halbe Welt seien seine Frau und er bereits gefahren, Kreuzfahrten stehen dabei ganz oben auf der Favoritenliste. „Da ist man jeden Tag woanders“, erklärt Witschel. Die Karibik sei sein schönstes Ziel bisher gewesen. Ob sie aber Fuerteventura den Rang ablaufen kann, ist fraglich. Dort nämlich waren die Witschels bereits mehr als 25 Mal.

Bliebe noch die sehr soziale Ader, die er mit Godesia Gabriele teilt. Weshalb er auf die Idee kam, einen Fanschal zu entwerfen. Der Erlös geht an den Verein Herzenswünsche, der schwer erkrankten Kindern und Jugendlichen  ihre Träume erfüllt. „Wir haben schon weit über 400 weg“, freut er sich.

Manchmal allerdings braucht Prinz Harald I. Ruhe und Entspannung. Die findet er beim Angeln. „Da ist man einfach bei sich selbst und denkt an nichts“, sagt er, der als kleiner Junge gerne Schiffskoch werden wollte, über die Faszination, die sein Hobby auf ihn ausübt. Eins aber ist wichtig: „Ich fange nur Fische, die ich essen kann.“ Meistens Forellen.

Ist Aschermittwoch gekommen, kann der amtierende Prinz beim Angeln die Session nochmal Revue passieren lassen. Das ist nämlich aktuell ob der Fülle der Eindrücke schwierig. Sicher aber ist eins: „Es war die richtige Entscheidung“, sagt Witschel. Und beim Federnrupfen, ist er überzeugt, „werde ich nicht traurig sein, weil es vorbei ist, sondern mich freuen, weil es so schön war“. Denn: „Der Karneval geht ja weiter.“ Ein wichtiger Aspekt für den Vollblut-Karnevalisten.