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Beim Karneval der Frauengemeinschaft Sankt Anna:: Gertrud Balter (90) heiratet ganz in Weiß

Beim Karneval der Frauengemeinschaft Sankt Anna: : Gertrud Balter (90) heiratet ganz in Weiß

Rakete eins: Sogar eine brasilianische Schönheit tauchte auf. Sie legte auf dem Weg zum Sambatanzen in Rio einen Stopp bei der Karnevalsfeier der Katholischen Frauengemeinschaft Sankt Anna im Saal Kaiser ein.

In dem Traumkleid steckte Vorsitzende Helga Brinsa, die mit ihren Damen wieder eine Meisterleistung ablieferte. Karneval am Zuckerhut? Ach was, op Selef ging die Post ab! Urkomisch, selbstgemacht, einfach Klasse, was die Sitzungspräsidentinnen Marita Eberweiser und Lotte Zastrow Nummer für Nummer ankündigten. Zum Auftakt aber wurde eine eigene Version des Lieds „Unser Stammbaum“ gesungen, bei dem die Frauenslück im rappelvollen Saal in den Refrain einstimmten. Das ging ja schon gut los.

Entzückend die Silberhochzeit, als alle Paare nach 25 Jahren zum Standesamt bestellt waren. Zum Gratulieren? Von wegen! Weil der Standesbeamte zur Hochzeit total betrunken war, wurden die Ehen für ungültig erklärt. Naja, sie heirateten alle noch einmal und auch in der ursprünglichen Besetzung. Ganz in Weiß: Gertrud Balter, älteste Akteurin mit fast 91 Jahren, hatte sich sogar in ein Brautkleid geworfen. Herrlich! Beim Abgang von der Bühne trug Marita Eberweiser den Schleier. Das hatte sie im Alter von fünf Jahren schon einmal getan – bei der echten Hochzeit von Gertrud Balter.

Willi Ostermann hat in seinem Lied „Kinddauf-Feß unger Krahnebäume“ ein Tauffest in der Straße Unter Krahnenbäumen, die als Inbegriff des alten Köln gilt, beschrieben. Und sämtliche Frauen – Marlies Osterholt, Birgit Stang, Margret Koelzer, Imelda Bechtold, Regina Thelen, Simone Stahl, Gertrud Balter und Helga Brinsa - waren nun der Einladung zur Kinddäuf auf die Selhofer Bühne gefolgt, wo es drunter und drüber ging und alle ein bisschen trallalala waren. „Dat Klein mem Nüggel, dat schloch d’r Tack…“ Helga Brinse schob den Kinderwagen – und drin saß Tausendsassa Imelda Bechtold. Das zierliche Temperamentsbündel schlug wie im Ostermann-Lied mit dem Nuckel im Takt, war außer Rand und Band und auch mal „fott“ – herausgefallen aus der Kutsche.

Noch mal alle Mann an Bord: beim Knie-Ballett. Künstlerin Maria Kurth hatte die Gesichter auf die Knie gemalt. Und während die Frauen hinter einem Vorhang saßen, tanzten die Beine davor Walzer. Ob das Generationengebiss, Scheng & Johann, Kölsch für Anfänger oder die total verrückte Gerichtsverhandlung: Die Frauen übertrafen sich immer wieder. Imelda zeigte noch im tollen, selbstgenähten Kleid auf Höchstplateau-Schuhen einen Cancan. Der Saal tobte. Und die Rasselband und das Tambourcorps „Frei weg“ setzten weitere Selhofer Glanzlichter.

Die Selhofer Frauengemeinschaft hat ja sogar eine „Kritische Bürgerin“. Klasse auch diesmal Lotte Zastrow, die in wohlgesetzten Reimen aus dem ersten Jahr der „Ottokratie“ in Bad Honnef berichtete, Laga, Straßenzustand und Kreiseln auf der Spur war und das Loch in Honnefs Mitte erforschte. „Rosenfest und Martinamarkt an Honnefs größter Grube – et weed also schon vill üvverlaat: Wie krieje mer der Verkehr für de Kundschaff besser jerejelt en den Stadt? Un su mäht dann alles widder Sinn: Wenn dat Loch zo es, mache mer do ne Kreisel hin.“ Der Vorteil des Kanalbauarbeiten-Lochs? "De Weihnachtsraket" war "fott" - kein Platz mehr für den künstlichen Lichterbaum. Da war eine Rakete fällig!