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Ausstellung im Wissenschaftszentrum: Grauenhafter „Gnadentod“

Ausstellung im Wissenschaftszentrum : Grauenhafter „Gnadentod“

Ein Wanderausstellung im Wissenschaftszentrum an der Ahrstraße klärt über Euthanasie-Morde der Nationalsozialisten auf. Sie soll erinnern an dieses dunkle Kapitel in dunkler Zeit.

Es geht um die „Reinigung des Volkskörpers“. Um eine „Aufartung“ durch den „Gnadentod“ für „lebensunwertes Leben“. Oder, bei Verzicht auf alle nationalsozialistisch geprägten Euphemismen, um Massenmord. Die Euthanasie-Verbrechen der NS-Zeit gehören zu jenen Gräueltaten, die lange verdrängt wurden und hinter dem Horror des Holocausts hatten zurücktreten mussten. 2014 entstand schließlich an der Tiergartenstraße 4, wo früher die massenhafte Vernichtung von körperlich und geistig behinderten Menschen geplant und organisiert wurde, ein Gedenk- und Informationsort für die Opfer – nun will eine Wanderausstellung, die als erstes im Bonner Wissenschaftszentrum zu sehen ist, auch anderenorts die Bevölkerung unterrichten und das „dröhnende Schweigen“ bekämpfen, wie Professor Peter Strohschneider (Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft) bei der Eröffnung am Dienstag sagte.

Eine Form des Erinnerns und des Gedenkens soll so geschaffen werden, vor allem aber aufgeklärt werden über dieses dunkle Kapitel in einer dunklen Zeit. Bild- und Texttafeln bilden zehn Stationen, auf denen die historischen Begebenheiten ebenso beschrieben werden wie einige Einzelschicksale. Allzu sehr ins Detail geht die Ausstellung allerdings nicht. Stattdessen legen die Macher Wert darauf, dass jeder Besucher die Inhalte begreifen kann; alle Texte sind auch in der sogenannten „leichten Sprache“ abgedruckt, um die Barrierefreiheit zu gewährleisten. „Dies ist ein Gewinn für alle, nicht nur für Mitbürger mit Lernschwierigkeiten“, sagte Professor Gerrit Hohendorf (Institut für Geschichte und Ethik der Medizin an der TU München), der in seinem Einführungsvortrag die Tötungsmaschinerie der „Aktion T4“ mit seinen mehr als 70 000 Opfern beschrieb – eine Vorstufe der industriellen Massenvernichtung im Holocaust.

Nicht umsonst waren über 100 der in Euthanasie-Einrichtungen Beschäftigten später als Fachpersonal bei den „Endlösungs“-Maßnahmen beteiligt. Diese Zusammenhänge, so betonten Dr. Ulrich Baumann (Stiftungen Topographie des Terrors und Denkmal für die ermordeten Juden Europas) und Ulrike Lenk (Geschäftsführerin des Wissenschaftszentrums Bonn), soll die Ausstellung aufdecken.

Bis zum 22. April ist die Ausstellung im Foyer des Wissenschaftszentrums an der Ahrstraße zu sehen.