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Vorfall im Hofgarten in Bonn: Mann wegen Angriffs auf jüdischen Professor angeklagt

Vorfall im Hofgarten in Bonn : Mann wegen Angriffs auf jüdischen Professor angeklagt

Nach dem Angriff auf einen jüdischen Professor im Hofgarten in Bonn hat die Staatsanwaltschaft einen 21-Jährigen unter anderem wegen Volksverhetzung und Körperverletzung angeklagt.

Im Fall des Angriffs auf den israelischen Professor Jitzchak Jochanan Melamed im vergangenen Sommer am Hofgarten hat die Bonner Staatsanwaltschaft Anklage gegen einen 21-Jährigen wegen Volksverhetzung, Nötigung und Körperverletzung erhoben. Der Vorfall des in Baltimore/USA lebenden Israeli, der bei dem Übergriff in Bonn eine Kippa trug, hatte sich kurz zu einem überregionalen Politikum entwickelt, über das international berichtetet wurde.

Unter anderem hatte die Attacke Wellen geschlagen, weil Polizisten, die eine Begleiterin des Professors per Handy alarmierte, nach ihrem Eintreffen zunächst Opfer und Täter verwechselten und sich auf den Israeli gestürzt hatten. Der Wissenschaftler will in dem Verfahren sowohl als Zeuge als auch als Nebenkläger auftreten, teilte Gabriele Wester, stellvertretende Direktorin des Amtsgerichts, mit. Dem Angeklagten werde zur Last gelegt, den Wissenschaftler am 11. Juli 2018 beleidigt und angegriffen zu haben.

Volksverhetzung, Nötigung und Körperverletzung

Laut Anklage soll sich die Tat wie folgt zugetragen haben: Der eine Kippa tragende Philosophie-Professor soll gegen 14.30 Uhr auf der Hofgartenwiese in der Nähe der Straße Am Hofgarten von dem 20-Jährigen mit den Worten „Du bist Jude!“ angesprochen worden sein. Danach soll der junge Mann sich die jüdische Kopfbedeckung seines Opfers gegriffen und zu Boden geworfen haben. Zudem soll er unter anderem „Keine Juden in Deutschland“ gesagt haben.

Nachdem der Israeli seine Kopfbedeckung aufgehoben und erneut aufgesetzt hatte, habe sie ihm der Angeklagte noch zweimal vom Kopf geschlagen. Der Angegriffene soll sich daraufhin mit einem Tritt gegen den Oberschenkel zur Wehr gesetzt haben. Es folgte ein tätlicher Angriff, den zahlreiche Zeugen beobachtet hatten. Offenbar hatte der Professor den jungen Mann schon vor dem Angriff dabei beobachtet, wie er mutmaßlich potenziellen Kunden Drogen zum Kauf anbot.

Die Anklage gegen den 21-Jährigen umfasst zudem sechs weitere Fälle, die von Beleidigung über Schwarzfahren bis zur Bedrohung und Körperverletzung reichen, und die sich ebenfalls im Sommer 2018 in Wuppertal und Bonn zugetragen haben sollen. Der gebürtige Jordanier, der die deutsche Staatsangehörige besitzt, lebt seit seinem 13. Lebensjahr in Bonn und wechselte laut Anklage ohne Abschluss von der Hauptschule zunächst an die König-Fahad-Akademie und später auf eine libysche Privatschule.

Gebürtiger Jordanier mit deutschem Pass

Der Angeklagte hatte nach der Tat bei der Polizei ausgesagt, dass er „völlig stoned“ gewesen sei. Der drogenabhängige Angeklagte ist für die Justiz kein unbeschriebenes Blatt: Für seine Beteiligung an Überfällen auf Supermärkte in Königswinter und Bonn wurde er im vergangenen Herbst zu einer Jugendstrafe von dreieinhalb Jahren verurteilt. Das relativ hohe Strafmaß resultierte daraus, dass er schon damals „grandios rückfällig“ geworden sei, wie es der Vorsitzende Richter seinerzeit in der Urteilsbegründung ausdrückte. In das noch nicht rechtskräftige Urteil war eine weitgehend abgesessene Jugendstrafe von einem Jahr und sieben Monaten bereits eingerechnet.

Ein Ermittlungsverfahren gegen vier Bonner Polizisten wegen Körperverletzung sowie Strafvereitelung im Amt wurde im März wegen eines „Irrtums in einer unübersichtlichen Lage“ eingestellt. Der Professor hatte dies scharf kritisiert. Für den Prozess gegen den 21-Jährigen will er als Nebenkläger aus Baltimore anreisen. Die Polizisten hatten Melamed irrtümlich für den Angreifer gehalten und ihn überwältigt. Der Wissenschaftler hatte sie daraufhin beschuldigt, ihn Dutzende Male geschlagen zu haben. Weil er sich seinerseits gegen die Polizisten gewehrt hatte, wurde auch gegen ihn ermittelt – und auch dieses Verfahren hat die Staatsanwaltschaft nun eingestellt.