Eingemeindung von Bad Godesberg : Michael Wenzel liest aus seinem Buch
Bad Godesberg GA-Mitarbeiter Michael Wenzel liest beim KunstRasen aus seinem Buch „Früher waren hier Botschaften". Es beschäftigt sich damit, wie Bad Godesbergs in den 1960ern Teil von Bonn wurde.
Michael Wenzel will verhindern, „dass Bad Godesberg als Fußnote in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland verschwindet.“ Dagegen schreibt der in Rüngsdorf aufgewachsene Journalist, Jahrgang 1962, seit vielen Jahren auch im GA an. In diesem Sinne hat Wenzel auch sein neustes Buch „Früher waren hier Botschaften“ verfasst. Daraus liest er am 1. August ab 19 Uhr im Vip-Zelt von KunstRasen, Charles-de-Gaulle-Straße, Kostproben vor. Genau an diesem Tag jährt sich zum 50. Mal die kommunale Gebietsreform und damit die Geburtsstunde der kreisfreien Stadt Bonn mit ihren vier Stadtbezirken Bonn, Bad Godesberg, Beuel und Hardtberg. Die Reform sei „der beste Weg, große Dinge zu planen und durchzuführen“, versprachen Befürworter wie der spätere Bonner Oberbürgermeister Hans Daniels damals auch den Godesberger Bürgern.
„,Die Eingemeindung war eine feindliche Übernahme', hieß es dagegen von Godesberger Urgesteinen wie dem 2018 verstorbene Juppi Schaefer“, erinnert sich Wenzel. Die Neuordnung habe bei ihrer Planung in den 1960er Jahren bei der Godesberger Kommunalpolitik und Bevölkerung heftigen Widerstand ausgelöst, belegt der Autor. Es habe sich sogar ein Komitee „Freies Godesberg“ mit dem Motto: „Hände weg von Bad Godesberg“ gebildet. Als zu durchsichtig seien die seit Langem geäußerten Eingemeindungswünsche aus Bonn empfunden worden. Die seien noch vor 1969 „am offiziell als provisorisch bezeichneten Status der vorläufigen Bundeshauptstadt gescheitert“, so Wenzel. Als der Bund vom Provisorium abrückte, hätten plötzlich für einen größeren Hauptstadtstandort Fördergelder gewinkt. Und die habe man sich doch nicht entgehen lassen dürfen, fanden die Eingemeindungs-Fans.
Zahllose Bundesbeamte untergebracht
Stolz hätten Godesberger dagegengehalten. Man habe doch enorm viel aufgebaut. Man habe die zahllosen Bundesbeamten untergebracht. Man habe „aus einer kleinen Rentnerstadt von 30.000 Einwohnern eine Stadt gemacht – mit allem, was dazu gehört“, zitiert Wenzel den damaligen Godesberger Stadtdirektor Fritz Brüse. Über Jahre seien jährlich 1000 Wohneinheiten geschaffen und mit dem Heiderhof ein völlig neuer Ortsteil für über 10.000 Menschen aus dem Boden gestampft worden. Wobei zahlreiche Godesberger ihrem vormaligen Stadtdirektor und seinen Politikerkollegen die radikale Altstadtsanierung rund um die Godesburg auch mächtig übelgenommen haben. Sie wurde ab den 1960er Jahren durchgezogen.
Bis zum letzten Augenblick habe sich Brüse für die Selbstständigkeit Godesbergs eingesetzt, so Wenzel. Nach verlorenem Kampf habe er ab 1969 als Stadtdirektor vom Bonner Stadthaus aus mitbestimmen können, sozusagen ein Trostpflaster für den neuen Stadtteil. „Bloß nicht bockig werden und so viel wie möglich für Bad Godesberg rausholen“, sei Brüses Devise gewesen. 30 Jahre danach habe Brüse noch gemeint: „Wir haben durch die Eingemeindung nichts gewonnen, aber auch nichts verloren.“ Letzten Endes sei „zusammengewachsen, was nicht zusammengehörte“.
Im Handel: „Früher waren hier Botschaften – Bad Godesberg 1949 - 2019“, Michael Wenzel, SP Medienservice 2019, 268 Seiten, 15 Euro.