"Wet Painting" : Romantische und abstrakte Stadtansichten in Siegburg
SIEGBURG 19 Künstler und Hobbymaler lassen ihrer Kreativität bei den "2. Siegburg Open" freien Lauf. Mit 260 Euro erzielt das Bild von Consuela Mendez das höchste Gebot.
Schwungvoll gleitet die Farbrolle von Consuela Mendez über die Leinwand. Die Konturen lassen den Turm der Abtei bereits erahnen, ihr Stil ist aber eher abstrakt. „Ich bin noch lange nicht fertig“, sagt Mendez, lächelt und widmet sich mitten auf dem Marktplatz weiter ihrem Kunstwerk. Die ursprünglich aus Ecuador stammende Sank Augustinerin gehört zu den 19 Hobbymalern und Künstlern, die am Samstag an der Aktion „Siegburg Open“ teilnehmen und zahlreiche Kunstwerke im öffentlichen Raum schaffen. Für musikalische Unterhaltung sorgt der Augustiner Boogie-Woogie Pianist Stefan Ulbricht, der auf der Treppe des Stadtmuseums die Finger über die Tasten fliegen ließ.
Am Sonntag wurden die Bilder im Stadtmuseum meistbietend versteigert. Dabei kamen insgesamt 600 Euro zusammen, von denen 400 Euro in einen Fonds für bedürftige Kinder fließen, die ihre Kunstfertigkeit entwickeln wollen. Die Hälfte des jeweiligen Erlöses sollten eigentlich die Künstler erhalten, aber viele verzichteten für den guten Zweck auf ihr Geld. Das Bild, das mit 260 Euro den höchsten Preis bei der Versteigerung erzielte, war dann tatsächlich das Siegburg-Motiv von Consuela Mendez.
Zum zweiten Mal organisierte der Siegburger Künstler Volker Bremer gemeinsam mit den Brüdern Paul und Andreas Remmel die Kunstaktion „Siegburg Open“, die bereits im vergangenen Jahr ein großer Erfolg war. Die Idee zu „Siegburg Open“ bezieht sich auf das sogenannte „Wet Painting“, das aus den USA stammt und dort in den 70er und 80er Jahren sehr angesagt war. Die Künstler standen damals an den Landstraßen und malten Landschaften. Reisende hielten an und kauften die noch nassen Bilder direkt von der Staffelei. Diese Idee haben Bremer und die Remmels im vergangenen Jahr auf die Siegburger Innenstadt übertragen.
Teilnahmegebühr von 30 Euro
„Das ist sehr gut angekommen. Allerdings haben wir in diesem Jahr eine Teilnahmegebühr von 30 Euro pro Person eingeführt“, sagt Bremer. Neu war auch, dass bereits am Freitagabend die Kunstaktion mit einer Party in Uwe Prommers Kaffee-Rösterei „Cofi Loco“ an der Wilhelmstraße mit Livemusik eröffnet wurde. „Wir hatten 45 Gäste, die gar nicht genug von der Musik bekommen konnten“, sagt Bremer. Saxofonist Volker Zimmer und Sängerin Marie Enganem haben laut Paul und Andreas Remmel die Gäste sogar zum Tanzen gebracht. „Das war echt ein toller Abend“, sagen die Remmels.
Am Samstag treffen sich dann die teilnehmenden Künstler um 10 Uhr vor dem „Cofi Loco“ und erfahren, wo sie in der Siegburger Innenstadt bis 16 Uhr ihrer Kreativität freien Lauf lassen konnten. Drei Schüler aus Volker Bremers Grundschul-Kunst-AG kamen in den Genuss von Wild-Cards und durften kostenlos malen. Die Hennefer Künstlerin Ulrike Biermann nutzt die Gunst der Stunde und baut ihre kleine Staffelei am Rande des Teichs neben der Stadtmauer auf. „Das ist ein schöner und ruhiger Platz zum Malen“, sagt Biermann und genießt die lauschige Stelle, die in diesem Jahr als Kreativort neu dazugekommen ist.
Veranstaltung etabliert sich
Maria Antonia Viloca aus Barcelona und Maria Cabrerizo aus dem spanischen Soria machen es sich auf dem Boden neben dem Stadtmuseum bequem. Während Viloca sich malerisch dem Glockenspiel des Geburtshauses von Engelbert Humperdinck widmet, zaubert Cabrerizo einen traumhaften Sonnenuntergang in leuchtenden Farben auf ihre Leinwand. Hinter dem „Cofi Loco“ haben die Hobbymalerinnen Christa Alioschat und Angelika Brinkmann-Lücke per Zufall eine wunderbare Stelle mit Blick auf die Abtei und die Sankt Servatius-Kirche entdeckt. Während die Hochbautechnikerin Christa Alioschat ein modernes Siegburg-Motiv auf die Leinwand pinselt, erschafft Angelika Brinkmann-Lücke eine romantische und farbenfrohe Ansicht der Kreisstadt.
„Wir finden es gut, dass diese Aktion auch für einen guten Zweck ist“, sagt Alioschat. Mit Kornelia Krupp nimmt auch eine professionelle Künstlerin am zweiten Siegburger „Wet Painting“ teil, die bereits bei Herdin Rathke, Maler und ehemaliger Nachbar von Salvador Dali, Kurse belegt hatte. Krupp steht direkt hinter der Siegessäule und malt kunstvoll die darauf thronende, geflügelte Victoria. „Ich mache sehr gerne mit und finde die Atmosphäre unter freiem Himmel einfach toll“, sagt Krupp.
Mit den diesjährigen Siegburg Open scheint sich die Veranstaltung zu etablieren. „Wir haben bereits Anmeldungen für nächstes Jahr“, sagt Bremer