Jahrhunderthochwasser der Swist Swist stieg pro Stunde um einen Meter

SWISTTAL · Nach dem zweiten Jahrhunderthochwasser in Heimerzheim vor 35 Jahren wurde der Hochwasserschutz verbessert.

 Am 30. Mai 1984 trat die Swist in Heimerzheim über ihr Ufer. FOTO: PRIVAT

Am 30. Mai 1984 trat die Swist in Heimerzheim über ihr Ufer. FOTO: PRIVAT

Im 20. Jahrhundert trat die Swist zwei Mal gewaltig über ihre Ufer, tagelanger Regen verursachte sogenannte Jahrhunderthochwasser. Und zwar am 3./4. Juni 1961 und am 30./31. Mai 1984. Letzteres jährt sich am Donnerstag zum 35. Mal.

Nach der ersten großen Flutwelle 1961 war das Bett der Swist tiefergelegt und der Bachlauf begradigt worden. Dadurch erhoffte man sich, weitere Hochwasser zu verhindern. Doch es kam anders. Nach tagelangem Regen wurden am Himmelfahrtstag nicht nur Vorgärten und Keller, sondern auch Wohnungen an der Bachstraße und an der Quellenstraße überflutet. Das Hochwasser erreichte sogar die Kölner Straße, wo Heizöl aus einem geborstenen Tank in einem Keller gepumpt werden musste. Experten schätzten die Schäden damals auf zwei Millionen Mark.

Betroffene Anlieger schlossen sich wenige Tage später zu einer Interessengemeinschaft zusammen. Bald stellten sich laut dem Heimerzheimer Georg Schmidberger Parallelen zum Hochwasser von 1961 dar. Damals sei es zur Flutwelle gekommen, als durch das zusätzliche Öffnen des Grundventils der übervollen Steinbachtalsperre der Bachpegel in Heimerzheim innerhalb von zwei Stunden um zwei Meter angestiegen sei. Schmidberger weiter: „Damals war bereits der Staudamm der im Jahre 1934 gebauten Steinbachtalsperre instabil und ließ sehr viel Sickerwasser durch. Er hätte brechen können. 1984 war nach den Regenfällen wie 1961 die Talsperre randvoll, so dass sie bereits überlief.“

Maroder Damm der Sperre erst 1986 festgestellt

In einer Stunde stieg der Pegel in Heimerzheim um fast einen Meter. Dieser enorme Anstieg in kurzer Zeit erinnerte an 1961. Nicht nur Schmidberger vermutete damals, dass das Grundventil der Talsperre zusätzlich geöffnet worden war. Erst 1986 sei herausgekommen, dass der Damm der Sperre marode gewesen sei, wie man es schon 1961 erkannt habe. Schmidberger: „Ein Bruch des Dammes hätte zur Katastrophe führen können, wie sie sich 1985 im Südtiroler Stavatal mit 268 Opfern ereignet hat. Das Eingeständnis, den Auftrag zum Öffnen des Grundventils erteilt zu haben, hätte ein juristisches Verfahren um Schadenersatz nach sich gezogen.“ Auch der Interessengemeinschaft sei es nicht gelungen, einen gerichtsfesten Beweis für das Öffnen des Grundventils durch den Talsperrenwärter zu erbringen. Die marode Staumauer wurde 1988 für mehr als zehn Millionen Mark saniert und mit einer automatischen Pegelmessung und neuen Ablassvorrichtungen versehen.

Der inzwischen verstorbene Peter Niemann war der Motor im Bemühen um den Hochwasserschutz. Es wurden Verbesserungen erreicht wie die Sanierung der Steinbachtalsperre, die Beseitigung der Mängel im Heimerzheimer Kanalsystem, die Erhöhung der stauenden Holzbrücke an der Quellenstraße, ein neues Kanalkonzept für das Unterdorf und eine Hochwasserstaufläche südlich der B 56 bei Miel.

Auch heute sorgen sich wieder viele Heimerzheimer um den Hochwasserschutz. Sie befürchten eine größere Hochwassergefahr, wenn im neuen Baugebiet Am Burggraben kein Regenrückhaltebecken gebaut wird. Ihre Forderung zum Bau eines solchen Beckens untermauerten sie mit 125 Unterschriften, die sie kürzlich Bürgermeisterin Petra Kalkbrenner übergaben.

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