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Tokio Hotel mit Trompete und Trömmelche

Tokio Hotel mit Trompete und Trömmelche

Musikalische Einfälle von Markus Quodt und seinem Orchester überraschen selbst die Büttenredner

Bonn. Guido Cantz ist der Robbie Williams von Köln-Porz. Oder warum sonst begrüßt ihn das Orchester Markus Quodt beim Einzug in den Saal mit Robbies "Let me entertain you"? Es könnte feine Ironie im Spiel sein. Doch Cantz grüßt ganz freundschaftlich: "Morgen, Herr Kapellmeister."

Überhaupt spielen sich Büttenredner und Musiker die Bälle zu. Cantz stellt das vielseitige Orchester auf die Probe: "Könnt ihr auch was von Tokio Hotel?"

Wer in Bonn bei der Proklamation von Prinz und Bonna oder bei einer der großen Karnevalssitzungen zu Gast ist, trifft Markus Quodt dort sicher. Geboren in Bonn, später mit der Familie nach Köln umgezogen, aufgewachsen "mit Aussicht op de Dom". Die besten Voraussetzungen für eine Karriere im rheinischen Fastelovend. Doch die Bühne ist nicht alles. Der Trompeter ist von Beruf Apotheker.

Das Orchester Markus Quodt hat zu jedem Gag die passende Melodie. Dabei reicht das Repertoire quer durch die Musikgeschichte von Beethovens "Ode an die Freude" über Rock und Pop bis zum Karnevalshit. "Die haben doch vorher die Reden", meint so mancher Sitzungsgast, wenn die Musik mal wieder auf den Punkt kommt. "Vieles läuft spontan", erklärt Quodt.

Einmal trifft sich das Orchester vor der Session zur Probe. "Dann kommen Tanzcorps vorbei, bringen Noten mit, und wir probieren aus." Einem Tanzoffizier könnte der Arm lahm werden, wenn die Hebefigur doppelt so lange dauert, weil die Musik zu langsam ist. Aber auch das hat Profi Quodt immer im Blick, während er mit einer Hand Trompete spielt und mit der anderen dirigiert

Das Orchester ist ein festes Ensemble, das seit 14 Jahren zusammen spielt und überwiegend aus professionellen Musikern besteht. Sie kommen aus allen Bereichen: Klassik, Jazz, Kirchenmusik, Musical und Bigband. "Wir wollen Qualität in den Karneval bringen", lautet Quodts Motto.

Die Saalkapelle hält sich meistens dezent im Hintergrund, würzt hier und da ein wenig nach, bringt, wenn es sein muss, auch den Saal zum Schunkeln. Aber ganz vorne stehen andere, die nichts dagegen haben, wenn das Orchester ihren Klang ein bisschen farbiger macht. Die Jungs von Brings bezeichnen Quodts Ensemble in der ihnen eigenen Ausdrucksweise als "geilste Begleitband von Köln".

Und selbst ein erfahrener Redner wie Guido Cantz ist manchmal überrascht von dem, was sich die Musiker wieder haben einfallen lassen. Über Markus Quodt sagt er: "Das ist ein Guter, der auch mal etwas andere Sachen spielt. Das macht sonst keiner." Auch Trompeter Bruce Kapusta zieht gerne in Säle ein, wo der Kollege schon auf der Bühne steht: "Die sind sich für keinen Spaß zu schade. Außerdem professionell und immer auf den Punkt. Eine super Begleitung."

"Wir bemühen uns, das übliche Lied nicht zu spielen", lautet das Rezept von Quodt. Wenn der Bergische Jung, von Beruf Diakon, in die Bütt geht, intonieren viele Kapellen Sakrales wie "Tochter Zion" - Quodt stimmt das bergische Heimatlied an. Manche Künstler halten immer dieselbe Rede, andere improvisieren. Da müssen die Musiker blitzschnell reagieren. Die Kommunikation funktioniert "telepathisch und mit Handzeichen", sagt Quodt.

Allein 50 verschiedene Tusch-Varianten stehen im Notenheft. Und es werden von Sitzung zu Sitzung mehr. Auch Fernsehmelodien vom Aktuellen Sportstudio bis hin zur Action-Serie müssen herhalten. Zwei Arrangeure setzen notfalls über Nacht neue Ideen in Noten um. Und beim nächsten Treffen mit Guido Cantz spielt das Orchester sicher auch etwas von Tokio Hotel.