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Kommentar zu VRS-Preisen: Weder opportun noch angemessen

Kommentar zu VRS-Preisen : Weder opportun noch angemessen

Leistung darf ihren Preis haben. Aber eine weitere Preisrunde 2020 ist angesichts der mäßigen Gesamtperformance des VRS derzeit weder opportun noch angemessen, meint GA-Autor Martin Wein.

Im Nahverkehr sollten die Preise wieder steigen. Kaum einen Monat nach dem Sensationserfolg der Grünen bei der Europawahl kam die Empfehlung des VRS-Tarifbeirats einem Affront gegen den Willen der Wählermehrheit gleich. Dass der Widerstand aus der Politik jetzt offenbar den Beschluss zumindest ausgesetzt hat, ist ein Zeichen für Realitätssinn. Über der Inflationsrate steigende Preise sind schließlich kein Signal der Kommunalvertreter für die Verkehrswende.

Allerdings ist das Thema keineswegs endgültig vom Tisch, sondern nur vertagt. Man durchaus argumentieren, dass irgendwer für die Mehrkosten ja aufkommen muss. 60 Prozent der Unkosten im ÖPNV entfallen aufs Personal. Und mit dem Segen der Bevölkerung hat der Öffentliche Dienst in den vergangenen Jahren recht ordentliche Lohn- und Gehaltszuwächse realisiert. Dafür gibt es nun die Rechnung, was auch SPD und Grüne nicht beklagen sollten. Andererseits macht es keinen Sinn, die in der Region verhältnismäßig geringe Zuschussquote der Kommunen einfach schulterzuckend mit dem Verweis auf leere Kassen zu begründen.

Wer eine lokale Verkehrswende will, der muss umsteuern, auch wenn es wehtut. Höhere Parkgebühren in der Innenstadt sind zwar für den Einzelnen ärgerlich, machen aber gesellschaftlich Sinn. Geschäftsleute in der City werden dagegen reflexartig Sturm laufen. Aber auch sie würden von besseren Park & Ride-Systemen profitieren. Und sie könnten Kunden angepasste Angebote machen, etwa im Laden gekaufte größere Waren kostenlos nach Hause bringen. Im Gegenzug sollten sich die Kommunalpolitiker allerdings strikt dazu verpflichten, Mehreinnahmen tatsächlich zweckgebunden in den ÖPNV zu stecken.

Es ist - anders als von der Bonner SPD gefordert - nicht notwendig, Bus und Bahn in Bonn und der Region praktisch kostenlos anzubieten. Leistung darf ihren Preis haben. Aber eine weitere Preisrunde 2020 ist angesichts der mäßigen Gesamtperformance des VRS derzeit weder opportun noch angemessen.