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17. bis 31. Mai 2019 in Bonn: Worauf sich Besucher des Jazzfestes freuen können

17. bis 31. Mai 2019 in Bonn : Worauf sich Besucher des Jazzfestes freuen können

Das Jazzfest Bonn 2019 bietet ein facettenreiches Konzertprogramm zum Zehnjährigen: Mit Mezzoforte und Power of Tower, Tony Lakatos und Joe Lovano, Manu Katché und Jason Moran.

Das Jazzfest Bonn feiert Zehnjähriges, und da will es der Impresario Peter Materna richtig krachen lassen. Mit einem Open Air auf dem Marktplatz soll es losgehen. Abends geht es dann standesgemäß in die Oper, „um richtig viele Leute ins Haus zu holen“, wie Materna am Dienstag bei der Vorstellung des Programms ankündigte. Zur Feier des Jubiläums (17. bis 31. Mai 2019) hat Materna für die 25 Konzerte an zwölf Abenden das Kartenkontingent um 1000 auf 7000 aufgestockt. Dass auch die wie in den vergangenen Jahren rasant schnell weggehen, dafür wird das hochkarätige Programm sorgen. Das präsentiert zwar keine Superstars der Szene à la Wayne Shorter, Dianne Reeves oder John Scofield wie in vergangenen Jahren, dafür mit Mezzoforte und Power of Tower tolle Legenden, mit Tony Lakatos und Joe Lovano, Manu Katché und Jason Moran fantastische Solisten, mit Riccardo Del Fra und den Yellowjackets längst fällige Wiederentdeckungen.

Und dann ist da noch eine ganze Reihe junger Formationen, die Akzente setzen sollen. Zehn Jahre nach dem Start könnte Materna mit berechtigtem Stolz Rückschau halten. Er tut es nicht, sondern verpasst seinem Festival, das 2019 über einen Etat von rund 550 000 Euro verfügt (städtischer Anteil: 40.000 Euro) einen schillernden Neuanstrich. Motti liebe er nicht, sagt er, doch fürs Jubiläum gibt es eines. Und das heißt schlicht „Neu“.

Quasthoff mit toller Besetzung

Gleich am ersten Abend kommt es zum Einsatz: Das hochtalentierte und innovative Quartett der jungen Bassistin und Komponistin Lisa Wulff trifft in der Oper auf den gediegenen Bar-Jazz von Thomas Quasthoff und seinem Quartett, dessen Besetzung mit Frank Chastenier, Dieter Ilg und Wolfgang Haffner exzellent ist. Zu den jungen Kreativen zählt der österreichische Bassist Lukas Kranzelbinder mit seiner wilden Formation Shake Stew, die in einem Doppelkonzert mit dem überragenden Lyriker des Jazz, Riccardo Del Fra, und dessen jungem Quintett auftritt. Die junge Garde wird auch von der Sängerin Lucia Cadotsch und ihrem träumerischen Projekt „Speak Low“ verkörpert. Sie begegnet dem experimentellen, mit elektronischen Effekten arbeitenden Tobias Hoffmann Trio.

Die Kategorien jung und etabliert finden einander, wenn der 27-jährige Kölner Jo Beyer mit seinem energiegeladenen zeitgenössischen Jazz in der Brotfabrik auf die Herren des Jean-Paul Bourelly Trios und ihrem Jimi-Hendrix-Programm trifft. Ein ähnliches Erlebnis der speziellen Art dürfte sich auch im Volksbankhaus ereignen, wenn die vier jungen Neo-A-Cappella-Damen von Of Cabbages And Kings mit dem Gründer von Weather Report, Miroslav Vitous, und dessen Pianisten Emil Viklicky zusammenkommen.

Hier sind wir schon in der Klassikersektion. Die ist dem Schlagzeuger Manu Katché (Drummer bei Sting und Peter Gabriel), der legendären Funkband aus Oakland, Tower of Power (an einem Abend mit dem Florian Weber Quartett), und den Fusion-Veteranen von Mezzoforte prominent besetzt. Der Pianist Jason Moran ist auf dem besten Weg zum Klassiker. Er teilt sich den Abend mit einem bizarren Duo: Helge Lien und Knut Hem unternehmen eine Reise von den Fjorden zum Grand Canyon.

Maternas "Held" Joe Lovano

Zum Geburtstag darf man sich natürlich auch etwas wünschen: Der Saxofonist Materna hatte schon lange „meinen Helden“ auf dem Zettel – den Kollegen Joe Lovano „wollte ich immer schon holen“. Jetzt hat es geklappt. Er bringt Lovano und dessen Trio Tapestry mit dem begnadeten Schlagzeuger Eric Schaefer und dessen Ost-West-Projekt „Kyoto mon Amour“. Sicherlich einer der herausragenden Abende des Festivals 2019.

Auch seinen Saxofonkollegen Tony Lakatos schätzt Materna überaus: Der spielt in der „Jazz-Supergroup“, die der Pianist Roberto Di Gioia unter dem Namen Web Web gegründet hat. 1970er-Jahre-Sound steht auf dem Programm. Zur Abrundung hat er sich die Berliner Sängerin Joy Denalane in die Band geholt. Dieser sehr spezielle Abend erhält seine Würze durch den sehr guten Bassisten Kyle Eastwood. In Frankreich ist der Sohn des Western-Haudegens Clint Eastwood ein Star, nach Bonn kommt er mit zeitlosen Klassikern und seinem klasse Quintett. Bob Mintzer ist der dritte Saxofonkollege im Bunde. Er bringt nicht nur die WDR Big Band mit dem verrückten Elektro-Duo Knower zusammen, sondern glänzt auch mit der fantastischen Fusionband Yellowjackets, die sich den Abend mit dem wunderbaren Julia Hülsmann Oktett teilt.

Wie es sich gehört, endet das Festival mit großer Besetzung im Telekom Forum: Die Legenden von Mezzoforte treffen auf den Furor der Jugend in Gestalt der Bigband der Gitarristin Monika Roscher. „Wir sind ein bisschen experimenteller und auch ein bisschen schräg“, gab sie mal zu Protokoll. Das tut dem Jazz Fest Bonn bestimmt gut.

Tickets gibt es auf ga.de/tickets.