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Kampf gegen Kindesmissbrauch: Zivilisten sichten Kinderpornos für die Polizei

Kampf gegen Kindesmissbrauch : Zivilisten sichten Kinderpornos für die Polizei

Als erste Polizeibehörde in Deutschland führt das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt (LKA) neue Stellen im Kampf gegen Kindesmissbrauch ein. 24 Kräfte vom Arbeitsmarkt ohne eine polizeiliche Ausbildung sollen die Beamten künftig unterstützen.

Im Kampf gegen Kindesmissbrauch schlägt das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt (LKA) einen neuen Weg ein. Als erste Polizeibehörde in Deutschland sollen dort demnächst Menschen ohne dreijährige Polizeiausbildung kinderpornografisches Material sichten und auswerten. „Es sind Leute, die wir vom freien Arbeitsmarkt nehmen“, sagt der zuständige Dezernatsleiter im Cybercrime-Kompetenzzentrum des LKA, Sven Schneider. Damit werde bei der Polizei ein völlig neuer Tätigkeitsbereich geschaffen.

24 Stellen werden dafür neu eingerichtet, die Kräfte sollen noch in diesem Jahr mit ihrer Arbeit beginnen können. Nach Angaben des LKA befinden sich unter den Bewerbern unter anderem Bürofachangestellte, Juristen und sogar eine Psychotherapeutin mit eigener Praxis. Weil die Sichtung kinderpornografischen Materials als extrem belastend gilt, werden ihnen Seelsorger an die Seite gestellt. „Wir müssen auch Rahmenbedingungen schaffen, die die Leute nicht krank machen“, betonte Schneider. Schließlich müssten sie sich Tag für Tag diese Bilder anschauen.

Notwendig wird die Einstellung externer Kräfte für diesen sensiblen Aufgabenbereich aufgrund des personellen Engpasses bei der NRW-Polizei. „Der Innenminister sagt immer: Wir können uns keine Polizisten backen. Und da hat er auch recht“, sagt Schneider. Die Polizei stelle zwar gerade unter enormem Aufwand neue Kräfte ein. Aber bis der Nachwuchs seine Ausbildung abgeschlossen habe, vergingen Jahre. „Aber wir benötigen jetzt mehr Personal.“

Der Fall Lügde als Motivation

Dafür hat das LKA eine Ausschreibung gemacht und erstaunlich viele Bewerbungen erhalten. Demnach hätten sich fast 150 Personen auf die Stellen beworben. Schneider vermutet, dass der massenhafte Missbrauch in Lügde viele dazu bewegt haben könnte, sich zu bewerben. „Wahrscheinlich weil die Berichterstattung so einen Fokus auf Lügde hatte, hat es noch mal das Thema gepusht, glaube ich“, so der Kriminalrat. Beim LKA rechnet man damit, dass durch die zusätzlichen Kräfte andauernde Missbräuche schneller und früher erkannt und die Kreispolizeibehörden entlastet werden.

Beim LKA spricht man von einem sehr heterogenen Bewerberfeld im Alter von 25 bis 55 Jahren und einem ziemlich ausgeglichenen Verhältnis von Männern und Frauen. Voraussetzung war eine abgeschlossene Ausbildung im IT-, Büro- oder Verwaltungsbereich mit der Abschlussnote gut und zweijähriger Berufserfahrung. Oder ein Bachelor oder Diplomstudiengang in digitalen Medien, Kommunikations-, Medien-, Sozial- oder Rechtswissenschaften oder im IT-Bereich. Außerdem müssen die Bewerber den polizeilichen Sicherheitscheck bestehen.

Ende Juni soll das Auswahlverfahren abgeschlossen sein. Fortbildungen und Ausbildungen werden noch erarbeitet. Demnach sollen die Kräfte Hospitationen beim Landesamt für Ausbildung, in den Kreispolizeibehörden und beim LKA durchlaufen. „Wie lange das dauern wird, wissen wir noch nicht ganz genau“, so Schneider.