Karneval in Gelsdorf : Bürgermeister Achim Juchem geht in die Bütt

Bei der Gelsdorfer Nostalgie-Sitzung berichtete Achim Juchem freimütig über seine diversen Berufspraktika. Feuerwehr, Landwirtschaft, Polizei, Vatikan – nichts fruchtete. So wurde er halt Grafschafter Bürgermeister.

Achim Juchem als Eisbrecher. In der Bütt bei der Nostalgie-Sitzung der Gelsdorfer Möhnen am Mittwoch plauderte der Bürgermeister der Gemeinde Grafschaft, offenbar Angehöriger der „Generation Praktikum“, humorvoll über die pannenreiche Zeit seiner Berufsfindung. Begonnen hatte das Hinein-Schnuppern bei der Feuerwehr, damals noch mit Erich Krupp als Chef. Beim Haustür-Klingeln um Spenden für die Löschgruppen hatte eine Frau ihrem Mann empfohlen: „Gib ihm einen Eimer Wasser.“ Und beim Brand im Finanzamt ordnete der Feuerwehr-Chef an: „Macht euch ohne Hektik fertig.“ Beim Erste-Hilfe-Einsatz nach einem Unfall trauerte der Verletzte an erster Stelle um seinen Porsche und eine Rolex.

Das ist lange her. Am Mittwoch hatte ein „Privatjet von Haribo“ den obersten Mann aus dem Ringener Rathaus nach Gelsdorf gebracht. Der erinnerte sich auch ans Praktikum bei der Polizei, als er einen Lkw-Fahrer darauf hinwies: „Sie verlieren ihre Ladung.“ „Richtig, ich bin der Streuwagen“, war die Antwort. Total erfolglos war der Anfänger beim Schnuppern ins Elektriker-Handwerk. Sollte er doch die Klingel reparieren – aber niemand öffnete auf sein Klingeln hin die Tür. Bis nach Rom hatte ihn ein vom damaligen Regens des Lantershofener Studienhauses, Stephan Ackermann, vermitteltes Praktikum mit dem Berufsziel „Pastor“ gebracht. Da erlebte der junge Mann voller Tatendrang, dass es den Papst nicht irritierte, mit ein paar Protestanten zusammen „in die gemischte Sauna“ zu gehen.

Nichts hatte geklappt, auch nicht das Schnuppern in die Landwirtschaft, nicht Versuche als Taxi- und Schulbus-Fahrer oder Beamter. So wurde er halt Bürgermeister – letzter Ausweg.

In stattlicher Zahl eroberten die Gelsdorfer Tanzmäuse die Bühne im gut besetzten Festzelt am Feuerwehrhaus. Sehenswert war schon der gemeinsame Auftritt der drei Gruppen, nach Größe sortiert in langer Reihe hintereinander: die Kleinen in romantischen Blumenkleidern und mit Kränzchen auf dem Kopf, die Mittleren mit bunten Tops und Schleifen im Haar und die Großen als zackig tanzende Matrosen. Mit der Aufführung eroberte sich der Grafschafter Nachwuchs die erste Rakete des Nachmittags.

Eingeladen hatten die Gelsdorfer Möhnen aus Anlass des 70-jährigen Bestehens ihres Vereins zusammen mit der Caritas Senioren ab 60 Jahren aus der ganzen Grafschaft zum „Karneval anno dazumal“. „Gemeinsam statt einsam“, lautete die Losung des Tages, viele waren gekommen, etwas zurückhaltend kostümiert. Auf Verstärker bei der Musik wurde verzichtet, es sollte die Möglichkeit zum Plaudern geben, wovon die Gäste ausgiebig Gebrauch machten.

Aktiv wurden die Seniorinnen und Senioren nach dem Auftritt der Tanzmäuse beim Gesang. Als „Mann mit der Quetsch“ stimmte der frühere Ringener Schulleiter Rolf-Dieter Schmitz einen bunten Strauß von Karnevalsliedern an, und die Gäste schunkelten und sangen fröhlich mit. Das war dank der ausgelegten Liedtexte einfach. Die Wendböggele wurden erwartet, die Birresdorfer Möhnen, die Escher Prinzessin Karen I. und die Nierendorfer Dorfgarde mit Kinderprinzessin Sophie I. Zugesagt hatte selbst das Gelsdorfer Männerballett. So konnte bei freiem Eintritt und mit jeder Menge Kuchen und Schnittchen bis zum Einbruch der Dunkelheit fröhlich gefeiert werden.