Karneval in Sinzig : Premiere für Sinziger Sonntagssitzung

Es war die erste große Sonntagssitzung der Närrischen Buben: Die KG zündete mit Spitzenpersonal aus der Domstadt und der Region ein närrisches Feuerwerk. Schauplatz war der 110-jährige Sinziger Helenensaal.

„Humba Tätärä“, Ernst Negers unsterblicher Karnevalshit aus dem Jahr 1966, gab die Marschrichtung vor für die Große Sonntagssitzung, zu der die Närrischen Buben aus Sinzig für Sonntagnachmittag eingeladen hatten. Spitzenpersonal aus der Domstadt hatten die Buben für diese erste Veranstaltung ihrer Art engagiert. Aber auch Amateure aus der Region sorgten für närrische Höhepunkte der Vier-Stunden-Veranstaltung und machten klar, dass sich die Rhein-Ahr-Region als südlicher Vorposten des Kölner Karnevals versteht. Nicht nur für zwei Karnevalistinnen im vollbesetzten Saal wurde ein „Happy Birthday“ angestimmt. Auch der Helenensaal als Veranstaltungsort befindet sich in einem Jubiläumsjahr: Im Jahr 1910, vor 110 Jahren also und noch zu Kaisers Zeiten, ließen ihn Heinrich und Cäcilie Keller als Festsaal neben ihrer Gastwirtschaft an der Koblenzer Straße bauen.

Umjubelte Tollitäten

Blaues Blut gab sich am Sitzungsbeginn die Klinke der Eingangstür in die Hand. Zuerst das schnieke Kinderprinzenpaar Élodie I. und Ole I., das viel umjubelt einzog und in der Tollitätenloge gleich neben der Bühne Platz nahm. Dann „das Schönste und Beste, das Sinzig derzeit zu bieten hat“, wie Sitzungspräsident Martin Thormann betonte: Couragiert, musikalisch und sportlich zugleich, brachte sich die Sentiaca Dagmar I. im Laufe des Nachmittags in die Gestaltung gleich mehrerer Programmpunkte ein.

Schließlich erwiesen Prinz Rudi I. aus dem Murreland und die Brohler Tollitäten Stefan I. und Mirja I. den närrischen Regenten aus der Barbarossastadt ihre Reverenz. Dann verlas Sascha Grzenia, Hofmarschall der Sentiaca, bestens bei Stimme, die bis Aschermittwoch gültigen elf Gesetzesparagrafen, erklärte die Grabenstraße mit dem Wohnsitz ihrer Lieblichkeit zur Narrenzone und wies die Mitarbeiter des städtischen Ordnungsamts an, beim Ahnden von Parksünden Milde walten zu lassen.

Erster Köln-Import des Nachmittags: Die Partyband Rabaue – Vollprofis, die das begeistert mitgehende Publikum wissen ließen: „Die Nacht ist nicht zum Schlafen da.” Mit einer mitreißenden Rap-Brass-Gugge-Mixtur trieben dann die 2011 gegründeten Ahrtalente die Stimmung im Saal bis zum Siedepunkt.

Für Steven Allen war der Auftritt im Helenensaal ein närrisches Heimspiel. Innerhalb von Minuten wurde er seinem Ruf als Top-Level-Drummer gerecht, bevor er den Helenensaal mit spektakulären Lichteffekten, Animation und Gesang („Minge Schatz vom Rudolfplatz“) Kopf stehen ließ.

Die Westumer Meninas tanzten, als fesche Matrosinnen verkleidet, zu einem Seemannslieder-Potpourri und beeindruckten mit toller Choreografie und fliegendem Kostümwechsel, bevor das Zissener Männerballett Vulkanelfen, ebenfalls in Seemannskostümen, mit seiner Tanznummer dem Spinat vertilgenden Matrosen Popeye huldigte.

Unter dem Motto „Hurra, der Zirkus, der ist da“ lieferte die Showtanzgruppe der Buben einen Auftritt der Kontraste mit atemberaubenden Hebefiguren. Beim Auftritt von Jörg Runge als „Tuppes vom Land” kriegten der Brexit und Putin, aber auch Trump, Erdogan und Boris Johnson ihr Fett weg. Die Kölner Mundartgruppe Cat Ballou setzte schließlich noch einen drauf und sorgte mit eingängigen Melodien und packenden Rhythmen für einen fulminanten Sitzungsabschluss.