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Auch Mayschosser haben Probleme mit dem Zelt

Auch Mayschosser haben Probleme mit dem Zelt

"Gemeine" Aachener lassen die Gelsdorfer Möhnen sitzen - Bei der Kreuzbund-Sitzung bleibt der Alkohol vor der Tür - Anonyme Anwohner "kriejen eene rin jedeut"

Kreis Ahrweiler. (ga) Für die Jecken an Rhein und Ahr war das vergangene Wochenende eines der schönsten. Hatte doch das OVG Koblenz den Westumer Narren die Sitzung erlaubt.

Bad Neuenahr-Ahrweiler. (ao) Knubbel dicke voll war es wieder im Ahrweiler Bürgercentrum, als am vergangenen Donnerstag um 14.11 Uhr der "Lustige Nachmittag" der kfd-Frauen über die Bühne lief.

Die Vorsitzende Regine Groß und Gundi Sebastian begrüßten die recht zahlreichen Zuschauerinnen und auch eine Reihe in deutlicher Minderheit befindlicher männlicher Ehrengäste, darunter natürlich Dechant Jörg Meyrer und Ortsvorsteher Horst Gies.

Wie schon seit Jahren gewohnt, führte Gundi Sebastian mit lockerer Hand und losem Mundwerk durch das bunte Programm, zu dem sie zusammen mit Regina Groß auch gleich mit dem ersten Beitrag als Besucher und Bedienung im Café die Stimmung auflockerte.

In bunter Folge ging es weiter, wechselten sich Solo-Beiträge aus der Bütt und Tanzeinlagen, Zwiegespräche und Karnevalslieder ab. Als Marlene Hennemann, die "Marie-Luise Nikuta der kfd", die Bühne für sich und das Mikrofon in der Hand hatte, ging die Post bei ihrem Potpourri so richtig ab und stieg die Stimmung beim Mitsingen und Mitschunkeln. Mit Beifall wurde nicht gespart wie auch nicht mit Raketen und den Orden der kfd, die die Damen des Elferrates reichlich verteilten.

Ein kurzer Auftritt von Schwester Stefanie (Koch) vom Altenheim St. Anna war genau so eine nicht zuvor eingeplante Überraschung wie ihr kurzes Ehrentänzchen mit Ahrweilers Alt-Ortsvorsteher Helmut Gies. Dass bei den Auftritten das Ahrweiler Platt dabei nicht zu kurz kam - beispielsweise Margret Nischalke mit "Am Samstag wird gebad'' - wurde mit besonderem Beifall bedacht wie auch die Sticheleien in Richtung Bad Neuenahr, die immer wieder ihres Lachers sicher sein können.

Mayschoss. (mtl) Zur Anklagebank verwandelte sich teils die Bütt bei der stimmungsgeladenen Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft "Närrische Freunde Mayschoß" (NFM) im großen Festzelt auf dem Waagplatz an der Bundesstraße. Dieses eigens für die Disco, Prunksitzung und besonders für den Kinderkarneval am Sonntag aufgebaute Festzelt, ist der Grund für ordentlich Ärger im Weindorf.

Denn unbekannte Anwohner hatten die NFM-Karnevalisten in einem mit "anonyme Anwohner" unterzeichnetem Schreiben bei der Kreisverwaltung angeschwärzt. Das Zelt habe nicht den vorgeschrieben Abstand von sechs Metern zur umliegenden Bebauung. Diesmal zeigte sich die Behörde noch gnädig. Aber dass der Karneval im Zeltbau auf dem Festplatz nun ein Ende haben würde, kündigte Sitzungspräsident Jürgen Kraus an.

Als er aber versicherte, dass der Karneval in Mayschoß auch im nächsten Jahr "wie auch immer" weitergehen werde, tobten und jubelten im vollbesetzten Festzelt die Mayschosser vor Freude. "In der letzten Januarwoche machen wir irgend etwas", zeigte sich Kraus sehr zuversichtlich.

"Mir spille esu lang stille Post bos dat mir wosse wer et oos", schimpften in der Bütt die beiden Schwestern Sigrid Simons (41) und Hildegard Josten (49) als "Klatsch- und Tratschtanten". Und weiter im breitestem Mayschosser Dialekt: "Dejenig krijt ene von os rinjedeut der os de Spass an de Freud verseut", tönten sie unter schon orkanartigem Beifall und Getöse.

Selbst Pastor Lothar Anhalt schüttelte in seiner Premierenrede als "Kirchenschweizer" verständnislos den Kopf, und eine mitfeiernde Mayschosserin trug auf der Brust ein Schild mit dem Satz "Lot de Jecke läwe". Der gewohnt mit seinem trockenen Humor umwerfend treffend parlierende Sitzungspräsident Jürgen Kraus stichelte in seinen Programmkommentaren immer wieder.

Etwa bei dem tollen Auftritt der Showtanzgruppe aus Mayschoß in ihren phantastisch fluoreszierenden Kostümen. "So was kriejen "anonyme Anwohner" nicht kapott". Das Echo war ohrenbetäubend.

Büttenreden der besten Art und mitreißende Show- und Funkentänze auch von den Mayschosser Möhnen, begeisterten die etwa 250 Besucher, die teils schon zwei Stunden vor Öffnung der Abendkasse angestanden hatten, um eine der begehrten Eintrittskarten zu ergattern. Pastor Lothar Anhalt, eben der "LA", so Jürgen Kraus, hofft nun, dass sonntags die Kirche auch immer so schön voll sein wird wie bei der Sitzung.

Wie erwartet einer der großen Höhepunkte war der Mundart-Auftritt von Sigrid Simons und Hildegard Josten. Beim nachbarschaftlichen vormittäglichen Schnäpschen nach der Auforderung "Schütt ledech", war zu hören, dass der Pastor die Absolution jetzt mit dem Fax verschickt. Und festgestellt wurde, dass "wer lang lävt, wird auch alt". Und ungläubig: "Verzäll dat em der de Hot met nem Hammer andot".

Dernau. (mtl) "Komplett ausverkauftes Haus" vermeldete hoch erfreut bei der Kreuzbundsitzung im Dernauer Weinbauverein der Vorsitzende der Kreuzbundgruppe Bad Neuenahr-Ahrweiler, Heinz Bergner. Die rote Karte gab es für den Alkohol, denn gefeiert wurde von den 300 Jecken völlig ohne den vermeintlichen Stimmungsmacher.

Was der echten Stimmung keinen Abbruch tat. Im Gegenteil: Der Spaß war riesig und das Programm temporeich mit hohem Juxfaktor.

Eine ganz besondere Feststellung macht Bergner schon seit Jahren. "Die Akteure schätzen es, dass bei uns auch zur fortgeschrittenen Stunde Jux und Sprüche beim Publikum noch gut angekommen und aufgenommen werden". Was die Sitzung des Kreuzbundes nicht von anderen Karnevalsveranstaltungen unterscheidet, sind die Ehrungen.

Die wurden gern und reichlich vom Sitzungspräsidenten Karl-Heinz Bersheim zelebriert. Und die Kreuzbund-Orden sind besonders begehrt, weil sie als Unikate in limitierter Auflage nicht am Fließband produziert werden. Seit Jahren fertigt sie das Kreuzbund-Elferratsmitglied Alfred Kniel in feiner Handarbeit an. Dreieinhalb Stunden arbeitet er an jedem Stück. In diesem Jahr zeigen sie die Burg Lantershofen mit Kapelle.

Solch ein ausgewähltes Exemplar hängte Bersheim auch dem Ahrweiler Erich Großgart um. Der Malermeister hat in kunstvoller Arbeit das Bühnenbild geschaffen, das ebenfalls das Ordensmotto im Großformat zeigt. Solch ein gutes Stück ziert nun auch die Hälse der Stimmungsmacher zum Auftakt der Sitzung.

Die Musikanten der "Botzedresser" aus Niederzissen heizten den bunt kostümierten Jecken im Weinbausaal gleich zum Start kräftig ein. Um den fröhlichen Tatort dann den "Ahrtalblömchen", (Rainer Groß, Wolfgang Krupp, Hansi Creuzberg", den drei Erzkarnevalisten aus Heimersheim und Bad Neuenahr zu überlassen, die das närrische Volk mit ihrem Gesang und Späßen begeisterten.

Überhaupt waren in geschickte Regie von Jochen Moll in die erste Hälfte der langen Veranstaltung besonders viele Stimmungsproduzenten eingebaut worden. So die Feuerwehrmänner" (Jochen Moll und Atanasius Thanos), die die Wehr völlig neu einordneten.

Denn sie würden schon in der Bibel als älteste Hilfstruppe genannt: "Sie trugen spaßige Gewänder und liefen ziel- und planlos hin und her." Ganz akkurat dagegen präsentierte sich das hübsche 15-jährige Tanzmariechen Stefanie Schütz und erhielt ebenso viel Beifall wie die rasante Tanzgruppe der "Lantesche Burggeister". Mit großer Mannschaft marschierte in Dernau die Karnevalsgesellschaft Närrische Landskroner aus Heimersheim mit Prinz Manfred II. (Prior) an der Spitze auf.

Grafschaft-Gelsdorf. (ne) Engelchen und Teufel drängten sich im Gelsdorfer Feuerwehrhaus, Neger mit Bastrock, Clowns, Fantasiegestalten, Hexen, Bettler und Vamps, Könige, Käfer und Blumen. Bei der großen Prunksitzung der Möhnen und des Fördervereins der Feuerwehr blieb kein Platz frei.

Als Jul & Julchen aus der Aachener Gegend sich nicht sehen und die Möhnen einfach sitzen ließen, gaben die den Jecken als Ausgleich einen aus, und das bunte Völkchen schunkelte und feierte, was das Zeug hält.

Mit Schwung hatten die Gelsdorfer Funken und Fünkchen die Fete mit fröhlichen Tänzen eröffnet. Die Trainerinnen Monika Kaiser und Heike Paternoga sparten danach nicht mit Lob. "Innovation", die Gelsdorfer Jugendtanzgruppe setzte mit ihrer frischen und frechen Darbietung in rot-schwarzen Kostümen noch eins drauf.

Karl-Heinz und Sascha Faßbender als Mann mit drei Beinen und seinem Flittchen brachten die Jecken durch die Komik der Darstellung zum Lachen. "Wo andere etwas haben, hat er das dritte Bein." Sexy-Samba zeigten die schmucken Tänzerinnen der KG Alpengarde aus Witterschlick.

"Lebensgefährte" kommt von "Lebensgefahr", erklärte Knubbelich vom Klingelpütz und erhielt zum Lohn ein Extra-Bützchen von Obermöhn Kerstin Christmann. Tolle Kondition bewies das Männerballett bei diversen Showtänzen im Flower-Power-Kostüm.

Rosi Weltjen und Angie Wolff hatten die Jungs in Schwung gebracht. Flott und fantasiereich zeigten sich die Möhnen bei ihrer 70er Jahre Hitparade, und da bauten auch schon De Bönnsche ihre Instrumente auf und heizten den Gelsdorfern musikalisch tüchtig ein.