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"Bömmesche" sind kleine Rotweinflaschen

"Bömmesche" sind kleine Rotweinflaschen

Der Mayschosser Möhnenverein besteht seit 50 Jahren und vergibt am Samstag zum ersten Mal einen Orden - Der Rückblick auf die Vereinsgeschichte sorgt für Heiterkeit

Mayschoss. Als Zigeuner ziehen sie an ihrem Hochfest, dem Weiberdonnerstag, durch Mayschoss. Denn im Zigeunerkostüm fing ihre Geschichte vor 50 Jahren an: die Mayschosser "Bömmesche", Mädchen von der Ahr, die sich offen zu ihrer Liebe zum Rotwein und zu den handlichen kleinen Flaschen, den Bömmesche, bekennen.

Sie haben sich die Behältnisse für den vergorenen roten Rebensaft zum Namen auserkoren. In den Nachkriegsjahren tranken Mayschosser Frauen den Wein genauso gern wie die Männer.

Und da der Name so etwas wie ein Programm war, zog der neue Möhnenverein Kreise. Von weit über 100 bekennenden Bömmesche in den 50 Jahren berichtet der Vorstand. Viele sind nicht mehr dabei, haben das Zeitliche gesegnet oder sind weggezogen.

Die noch bleiben konnten, rührten kräftig die Werbetrommel, trotzdem lag der Altersdurchschnitt in den vergangenen Jahren relativ konstant bei etwa 59 Jahren.

Das soll sich ändern: Die Streiterinnen für die weibliche Narretei im Dorf wollen den Verein durch Einverleibung jüngerer Akteure sichern. Zurzeit bekennen sich 45 Aktiven und Inaktive zu den Bömmesche.

Das reicht gut für ein selbstgestricktes jeckes Programm am Weiberdonnerstag, in das "von außen" nur zwei Akteure und eine Tanzgruppe eingebunden werden. Mit viel Schwung hatten sich die Bömmesche von Anfang an ans Werk gemacht.

Bis in die 70er Jahre stellten sie am Weiberdonnerstag sogar unterstützt von anderen Gemeinschaften einen Festzug auf die Beine. An die Tradition erinnern sie, wenn sie diesmal wieder in die Zigeunerkostüme schlüpfen und durch die Straßen ziehen.

Wenn es auch kein Festzug sein wird, so doch eine Jubiläumsfußgruppe mit Spaß an der Freud und um 11.11 Uhr Kamelle für die Pänz vom Kindergarten auf dem Waagplatz.

Spaß an der Freud` begleitet die Mayschosserinnen seit 50 Jahren. Es war, ganz am Anfang, Anno 1956, und der Weiberdonnerstag war so kalt, dass den Blasmusikern die Mundstücke fest froren.

Die Möhnen wärmten sich an den beim Festzug angebotenen alkoholhaltigen Getränken. Folge: Die Nachmittagsveranstaltung musste wegen "Personalmangels" ausfallen.

Nur die Fahrer, die Musikkapelle und drei der wackeren Frauen schafften es noch bis in den Saal. Einmal sollten Tiere auf die Bühne. Die Möhnen besorgten sich Kostüme als Kaninchen, Esel oder Federvieh.

Eine war als Rind ausersehen, sie beschaffte sich vom Metzger ein frisch abgezogenes Kuhfell. Und als einmal eine Lokmotive für den Festzug gebaut worden war, setzten die Möhnen Schwarzpulver für einen ordentlichen Rauch ein. So war am Ende kaum noch etwas Farbiges am Zugweg.

Gehören die Möhnenumzüge auch der Vergangenheit an, so bauen Möhnenmänner bis heute Wagen zum Weinblütenfest. Von den Gründungsmitgliedern sind noch aktiv: Käthe Baltes, Huberta Bertram, Anna Fuhrmann, Hedwig Reuter und Marlene Rössel. Zu den mittlerweile inaktiven Gründungsmitgliedern gehört Magdalena Rennenberg.

Die Liste der Obermöhnen in dem halben Jahrhundert beweist Beständigkeit: Als Obermöhn Apollonia I. fungierte Petronella Poppelreuter bis 1967, ihr zur Seite stand Paula de Paris.

Zweite Obermöhn war Ulrike I. (Erna) Ulrich bis 1981, verstärkt durch Anna Koch. Es folgte die noch amtierende Befehlshaberin Anna I. (Anna Dreyer), die bis 2000 von Anna Fuhrmann unterstützt wurde. Jetzt steht ihr Claudia Fuhrmann zur Seite.

Zu Ehren der Möhnen gestalten aktive Mayschosser Karnevalisten die Jubiläumssitzung am Samstag, 19.11 Uhr, im Keller des Winzervereins. So können die wackeren Bömmesche zum ersten Mal in 50 Jahren den Part als Zuschauer genießen.

Trotz allem ist noch viel zu tun. Denn Service und Versorgung bleiben auch in diesem Jahr in Möhnehand. Erstmals gibt es einen Jubiläumsorden, verdiente und langjährige Mitglieder werden geehrt.