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Burkhard Sondermeier begeistert im Ahrweiler Zunfthaus-Forum

Burkhard Sondermeier begeistert im Ahrweiler Zunfthaus-Forum

"Der Vorfahr des Prinzen war Hanswurst"

Ahrweiler. "Ich mag keine Blondinenwitze, keinen schlüpfrigen Humor, aber herzlich lachen, das mag ich." Burkhard Sondermeier kann mit dem rheinischen Karneval, wie er sonst in seiner Heimatstadt Köln gefeiert wird, schon seit einigen Jahren nichts mehr anfangen.

Er möchte die Ernsthaftigkeit wieder in den Karneval bringen und hat deswegen 2002 seine Alternative ins Leben gerufen. Inzwischen ist er damit aus dem Kölner Karneval nicht mehr wegzudenken.

"Karneval einmal klassisch" nennt er sein Programm, das auf kultiviertem Niveau unterhält. Sondermeier verbindet darin klassische Musik, rheinische Mundart, Literatur und Fastelovends-Lieder mit einer ordentlichen Portion kölschem Humor - eine "Pastete aus geklauten Melodien und Texten", wie er selbst sagt.

Sondermeier war mit seinem Programm "Karneval einmal klassisch - Opus 2010" am Sonntag zu Gast im Ahrweiler Zunfthaus-Forum. 2010 bezieht sich aber nicht auf die Jahreszahl - eine zu nüchterne Erklärung für Sondermeier.

Nein, es ist vielmehr ein kleines Rechenspiel: zwei mal Null plus ein mal Null ist drei mal Null und ergibt damit das bekannte kölsche Lied "Drei mal Null ist Null ist Null." Umringt von seinen Musikern, der Camerata Carnaval - Alexandra Schwab (Klavier und Grelots), Christoph Ziehmer (Kontrabass), Laia Bobi Frutos (Flöte und Piccolo), Olha Kataran (Violine), Rhen Pickios (Fagott) und Sonja Asselhofen (Violoncello) - entführte Sondermeier das Publikum in die Welt der Oper und des europäischen Karnevals des 19. Jahrhunderts.

Mit seinem weißen Schnurrbart, der Brille auf der Nase, den leicht gelockten, längeren weißen Haaren und dem schimmernden, dünkelgrünen Sakko erzählte er auf Kölsch von seinem karnevalistischen Manifest, was jedoch wenig mit der folgenschweren Schrift von Marx zu tun hat, wie er sofort betonte.

Es ging viel mehr um die Geschichte des Karnevals, von den Jecken, die im 19. Jahrhundert von ihrem eigenen Land - "Narragonien" - und einer Monarchie ohne König und ohne Land, in der sich "Pöstchen" ohne Ende finden lassen, träumten. "Der Vorfahr des Prinzen Karneval war ein gewisser Hanswurst.

Seine Nachfahren servieren heute Karneval Stück für Stück als Dauerklamauk." Kleine Seitenhiebe auf den Karneval, wie er heute gefeiert wird, konnte sich Sondermeier nicht verkneifen.

Bei ihm wird stattdessen "Als ich einst Prinz war von Arkadien" aus Jacques Offenbachs Oper "Orpheus in der Unterwelt" zu "Ich wor dä Prinz hä", von Sondermeier, der sich als "Baas un Barythönchen" bezeichnet, selbst gesungen. Auch vor dem "Ring des Nibelungen" von Richard Wagner - "ein Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend" - machte Sondermeier nicht halt.

"Das Ensemble ist leider in einem Weinkeller in Boppard versackt, deswegen kann der Ring des Nibelungen nicht komplett aufgeführt werden", erklärte Sondermeier dem Publikum. Die Camarata Carnaval hatte aber eine gekürzte Fassung parat.

"Den Schluss-chor singt das Publikum und die Walküre wird durch eine sehr experimentelle Inszenierung ersetzt, bei der Ballett eine tragende Rolle spielt."

Da wird der Germanengott Wotan zum "staatse Kerl, aber Charakterzwerg", der durch die Erweiterung seiner Villa Wallhall in Finanzprobleme geraten ist, und Siegfried zum Töter von einem als Drachen verkleideten Baulöwen, der Wotan Probleme bereitet hatte.

Im Epilog zieht Sondermeier dann das Fazit: "Wat fott is is fott, was willste maache. Et is wie es is und et kütt wie et kütt." Also ein kölsches Abschlussmotto zu Wagners Oper.

Sondermeiers intellektuelle Form des Karnevals mit Musik von Verdi und Pedrotti, Literatur von Guy de Maupassant, der Kölner Sage von den Heinzelmännchen und eigenen "Verzällchen" ist Fastelär der anderen Art.

Dem Publikum hat es gefallen, spendete es doch lauten Beifall. Und eines muss man Sondermeier lassen: Kaum ein anderer unterhält mit soviel Feinsinn, Sprachwitz und Kultur.