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Kult-Karnevalsband hört auf: Die Botzedresse sagen Adieu in Niederzissen

Kult-Karnevalsband hört auf : Die Botzedresse sagen Adieu in Niederzissen

Die Kult-Karnevalsband De Botzedresse aus Niederzissen feiert ihr Silberjubiläum - und verlässt die Bühne. In den vergangenen 25 Jahren hat die Band mehr als 330 000 Euro für Kinder gesammelt.

Nach 25 hochaktiven Jahren im rheinischen Karneval hat die achtköpfige Kult-Band De Botzedresse aus Niederzissen ihren Abschied von der Bühne angekündigt. Am Karnevalssamstag, 2. März, ist nach einem letzten Auftritt beim Sportlerball in Remagen Schluss. Über die Anfänge der Band, ihre letzte Session und die Zukunft berichteten im GA-Gespräch Frontmann Ralf Schneider und Trompeter Jörg Groß.

„Wir haben uns damals aus einer Bierlaune zusammengesetzt“, beschreibt Schneider die Anfänge der Botzedresse, die geprägt waren vom musikalischen Leben in und um Niederzissen. Es fand sich eine Truppe von jungen Männern im Alter zwischen 13 und 35 Jahren zusammen, die „aus Spaß an der Freude“ gemeinsam musizierte und sich über die umliegenden Karnevalsvereine einen Namen im Kreis machte. Namensgeber der Gruppe war das Lampenfieber von Bassist Günther Bast, welches ihn vor Auftritten anfangs häufiger aufs stille Örtchen zwang.

Bis zu 140 Auftritte po Session

„Nach und nach sind wir dann in die Kölner Szene hineingerutscht.“ Die Ahrweiler Bäckersitzung und ihr Präsident Hermann-Josef Gill waren dabei wichtige Sprungbretter. Erste Berührungen mit Agenturen scheiterten daran, dass die Band keine eigenen Lieder komponierte, sondern Schlager- und Karnevalsarrangements spielte. Dank der Hartnäckigkeit von Gill kamen die acht Jungs schließlich unter Vertrag und verbreiteten ihren Ruf bis nach Köln. „Das war später fast so eine Art Selbstläufer“, erinnert sich Groß. „Wir haben sehr, sehr viele schöne Sitzungen gehabt“, schwärmt Schneider. Besonders blieb ihm immer wieder die Ahrweiler Mädchensitzung im Gedächtnis: „Die ist sensationell!“ Auch die großen Sitzungen im Kölner Raum, wie etwa der „Pädsball“ in der Kölner Altstadt am Karnevalssamstag, zählen zu den Höhepunkten im Leben der Showband.

Die Verbindung von Karneval und Berufstätigkeit „war teilweise ein hartes Brot“, so Groß. In ihrer aktivsten Phase hatte die Band 140 Auftritte pro Session, teilweise zehn an einem Abend, auch unter der Woche. Das wurde laut Groß „fast schon semiprofessionell“ und damit auf Dauer nicht durchhaltbar. Unter anderem auch, weil die Botzedresse bis heute alles selber machen. Nicht nur die Musik ist handgemacht, auch den rasanten Auf- und Abbau in vollen Sitzungssälen stemmen die Männer alleine. „Bei uns packt jeder mit an“, sagt Groß nicht ohne Stolz. Musikalisch haben die Botzedresse einen Trend begründet. Bläser gab es vor 25 Jahren nur im Zug. Was in Zeiten von Bands wie Querbeat heute selbstverständlich ist, war damals ein Alleinstellungsmerkmal, so Schneider. Schon seit einiger Zeit war das Ende der Band beschlossene Sache. „Vor zwei Jahren wollten zwei Bandmitglieder aufgrund ihres Alters aufhören“, berichtet Schneider. Keyboarder Siggi Koll und Bassist Günther Bast waren jedoch schnell überzeugt, das Silberjubiläum noch rund zu machen „und dann so aufzuhören, wie wir auch angefangen haben“. Groß fügt hinzu: „Wenn wir von der Bühne gehen, kommt das Publikum auf uns zu und viele können nicht verstehen, dass wir aufhören. Dann denkt man schon: Es ist gut so, wie du es machst. Die haben dich jetzt alle noch gut in Erinnerung.“ Er hätte zwar noch gerne weitergemacht, aber für die Band sei es eine gute Entscheidung. Positiv fällt für Groß die lange Session ins Gewicht: „Du kannst unwahrscheinlich genießen jetzt.“

Das Ende der Band aus dem Brohltal bedeutet jedoch nicht das Ende der Benefiz-Veranstaltungen „Botzedresse für Kinderherzen in Not“, das alle zwei Jahre namhafte Bands nach Niederzissen für den guten Zweck lockte. In den vergangenen 25 Jahren hat die Band dabei mehr als 330 000 Euro an Spenden akquiriert.