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Die Jecken sind außer Rand und Band

Die Jecken sind außer Rand und Band

Die Bad Neuenahrer Narren feiern im Festzelt am Bahnhof, die Sinziger im Helenensaal

Der Sitzungskarneval hat den Kreis Ahrweiler fest im Griff. So feierten am Samstag die Jecken im Bad Neuenahrer Festzelt und im Sinziger Helenensaal.

Bad Neuenahr. (mtl) Kräftig und stimmungsvoll wurde in der Badestadt im Festzelt am Bahnhof gefeiert. Die Karnevalsgesellschaft Blau-Weiß Neuenahrer Schinnebröder feierte ihr 25-jähriges Bestehen mit einer Jubiläums-Sitzung.

Der erste große Beifall gehörte beim Einzug den blau-weißen Tollitäten, Prinzessin Ruth I. Geiß und Kinderprinzessin Michelle I. Weber. Damen- und Elferrat, Senat und das prächtige Funkenkorps bildeten den Rahmen für den Auftritt der badestädtischen Prinzessinnen.

Durch das Programm führte die Gäste Manfred Rheindorf munter als Sitzungspräsident. Im Geleit der Tollitäten marschierten keck die Mini-Funken und adrett die Mittleren Funken auf die Bühne. Beide Formationen eroberten schnell die Herzen der Jecken.

Beifall in enormer Lautstärke, der sich auch beim klingenden Auftritt des Funkenkorps mit seiner "Tanzenden Reihe" wiederholte, war das Honorar. Und umjubelt war das Tanzpaar Kim Auen und Markus Ramacher.

Aber es wäre keine Karnevalssitzung gewesen, wenn nicht Ehrungen anstünden. Manfred Rheindorf dankte Weggefährten für ihr Engagement. So unter anderem Geschäftsführer Mario Riotte, den Gründungsmitgliedern, dem Ehrenvorsitzenden und ersten Vorsitzenden vor 25 Jahren, Heinz Rech, und dem damaligen Vize und ersten Sitzungspräsidenten Horst Felten.

Letzterer trug mit Stolz den ersten Prinzen- und auch Sitzungsorden der Schinnebröder, die diesen klangvollen Beinamen erst zwei Jahre nach der Gründung am 12. März 1984 zum "Blau-Weiß" dazu gesellten. "Mit neuen Schwung für Alt und Jung" hieß es auf dem KG-Orden von 1985.

Das war auch das Thema zum Jubiläum, zu dem die Kreisbeigeordnete Ingrid Näkel-Surges und der Beigeordnete der Stadt, Heinz Lindlahr, gratulierten. Das schönste Geburtstagsgeschenk machte die Karnevalsgesellschaft sich und den Gästen mit einem kunterbunten stimmungsreichen Programm.

Als Eisbrecher stand der "lustige Joe", Jürgen Busch aus Issum, in der Bütt. Aber so richtig in Fahrt kam das Publikum bei den "Magic Majorettes" aus Sinzig. Mit rasanter Choreografie, wirbelnden Leuchtstäben und mitreißender Musik zeigten sie eine tolle Tanzshow.

Stimmungsmusiker von Klasse, das waren "Die Knollies", Albert Terfloth und Dieter Spieß, Finalisten der karnevalistischen Hitparade 2008. Den Schlussakkord einer famosen Sitzung setzte "Cover Kölsch". Singend und klatschend begleitete das Publikum Thomas Brenner, Mickey Kuhs und Frank Willer.

Sinzig. (lz) Die Tollität mit eigenem Fanklub, bemerkenswert viele bunte Kostüme, ein wenig Lokalkolorit und viel jecke Unterstützung aus Köln: Bei der Prunksitzung der Närrischen Buben im Sinziger Helenensaal lief am Samstag ein feines Stück Karneval ab.

"M'r feiere Fastelovend met Sang und Klang" stand passend als Motto über der Prunksitzung, die von Sitzungspräsident Hans-Peter Floter gelenkt wurde. Los ging es natürlich mit dem närrischen Nachwuchs. Kleine Kadetten und Funken enterten die Bühne.

Den Eisbrecher in der Bütt machte "e Breisiger Bäuerche". Karli Kurp aus Bad Breisig zählt in Sinzig zu den Stammgästen. Er berichtete von seinem Besuch bei der Grünen Woche in Berlin, hatte aber auch Sinzigs Stadtchef Wolfgang Kroeger im Visier.

Denn der habe ja jüngst bei einem Treffen mit dem Koblenzer OB festgestellt, das man etwas gleich viele politische Gegner in der Stadt habe. So etwa 12 000 bis 15 000 halt. Gewartet wurde im Saal aber natürlich fieberhaft auf den Prinzen. Für den Einmarsch seiner Tollität Jürgen II.

Werf und seinen Auftritt gab es nur ein Wort: "Groß". Da intonierte der Fanklub "Wir woll'n den Jürgen sehen". Das Selbstbewusstsein von Prinz Jürgen II. ist allemal groß genug, um Dinge wie ein närrisches Protokoll dezent zu ignorieren.

"Das Casting für meinen Nachfolger beginnt am Wochenende nach Aschermittwoch. Und das wird durch Floti Bohlen sehr hart", schoss er in Richtung Sitzungspräsident. "Aber noch bin ich Prinz", stellte die Sinziger Tollität fest, um dann auch samt Hofstaat ein kleines Tänzchen hinzulegen.

Diese Einlagen haben sich im Sinziger Karneval mittlerweile einen kleinen Kultstatus erarbeitet. Dass die sehr gute Stimmung im Saal noch besser wurde, dafür sorgte reichlich "Dicke-Backen-Musik": die Rhein-Ahr-Spatzen als Hauskapelle, das Garde-Korps Köln mit einem gigantischen Aufmarsch und natürlich das Panikorchester aus Remagen.

Den Witz in die Bütt brachten Klaus Berk als " italienischer Müllmann" und der in Sinzig bestens bekannte Linzer Willi Schmitz als "de decke Tromm". Und dann gab es noch die Kölner Abteilung: Thomas Berschbach und Udo Kohn im Zwiegespräch, Oliver Hoff als "Kölsche Jong" und Gerd Rück als "Weltenbummler" boten ein humoristisches Feuerwerk.

Dann war da noch die Abteilung Tanz. Die Show-Tanz-Gruppe Blue Velvet aus Bad Bodendorf zeigte im abwechslungsreichen Outfit - mit Leihgaben der Bodendorfer Wehr - "Hurra die Schule brennt".

Ganz im Zeichen der Steinzeit, als "Flintstones" verkleidet, präsentierten sich die Mädels und Jungs der Showtanzgruppe der Sinziger Stadtsoldaten und kamen schließlich zu dem Schluss, doch einfach nur "die Eingeborenen von Trizonesien" zu sein.

Mit gut einer Stunde Überziehung, also weit nach Mitternacht, ging es nach einer überaus gelungenen "Prunksitzung im Kostüm" in Sinzig zum Kölsch an die Theke.