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Jecke von der Ahr feiern, tanzen und lachen

Jecke von der Ahr feiern, tanzen und lachen

Seit 35 Jahren sind "Die Originale in der Bütt" Garant für stimmungsvollen Saalkarneval. Das war am Samstag im Saal des Winzervereins bis weit nach Mitternacht nicht anders. Allerdings war auch etwas Wehmut zu spüren.

Bad Bodendorf. Seit 35 Jahren sind "Die Originale in der Bütt" Garant für stimmungsvollen Saalkarneval. Das war am Samstag im Saal des Winzervereins bis weit nach Mitternacht nicht anders. Allerdings war auch etwas Wehmut zu spüren.

Denn Helmut Pauly, seit 35 Jahren "Mister Karneval", übergab bei den Blau-Weißen Spielleuten den Narrenstab an Jürgen Werf und sein Team von der neuen KG "Rievkooche". Und bei der vollkommen einvernehmlich ablaufenden "Karnevals-Revolution" in Bad Bodendorf gab es reichlich Symbolik: So trug Pauly während der von Frank Effelsberg moderierten Sitzung das "Kochkostüm" der "Rievkooche". Unter der Regie der Spielleute sind in Bad Bodendorf in den vergangen Jahrzehnten die Tanzgruppen groß geworden.

Die "Blue Berrys", die "Blue Stars" und "Blue Velvet" sind fester Bestandteil nicht nur des Saalkarnevals, sondern des dörflichen Festreigens (siehe auch Bericht oben). Und dann gingen natürlich die Originale in die Bütt. Jochen Moll war auf seiner Abschiedstournee "En Feuerwehrmann", Peter Werner als Nordlicht "Ne Imi" und Norbert Röhn "Einer aus dem Niemandsland". Musikalisch-kabarettistisch begab sich Birgit Odenwald-Hahnenberg auf "musikalische Frauensuche" und Brigitte Becker, Renate Beitzel und Hilde Meuer gaben "Die drei Tenöre".

Wehmütig wurde es auch beim definitiv letzten Auftritt des Männerballetts "Die Traumtänzer". "Wir haben 25 Jahre die Bühnen unsicher gemacht", so Trainerin Michaela Schmitt. Mit den "Thekensteppern" des SC Bad Bodendorf ist diese Nachfolgefrage aber schon geregelt. In der kommenden Session wird der Saalkarneval in Bad Bodendorf zwar weiter blau-weiß bleiben, aber wenn die Originale zum 36. Mal in die Bütt gehen, dann geschieht dies unter der Regie der KG Rievkooche. lz

Kripp. Mit einer gehörigen Portion Lokalkolorit feierte die KG Kripper Fente am Samstag ihre beliebte Prunksitzung. Dabei gönnten sich weder Bühnenakteure noch die 120 im Saal versammelten Jecken Zeit zum Warmlaufen. Vielmehr glich die Narrhalla im Gasthaus "Rhein-Ahr" von der ersten Minute an einem Tollhaus.

Bereits der Einmarsch von Kinderprinzessin Anna II. Tiltmann und ihrer Hofdame Annika (Bischoff) geriet bei stehenden Ovationen zum Triumphmarsch. Für die Begleitmusik sorgten der Fanfarenzug der KG und das Tambourcorps aus Unkelbach. Im Schlepptau der Tollität folgte die gesamte Kripper Narrenzunft, angeführt von den Stadtsoldaten über die "Rotjacken" der KG bis zu den "Weißjacken" des Sportvereins.

Bereits zum Auftakt hatte Sitzungspräsident Hermann-Josef Klapperich eine ganz besondere Nummer anzukündigen. Denn mit Clara Koep hat die KG seit Jahren erstmals wieder ein Solomariechen. Mit ihrem Tanz eroberte sie die Herzen des Publikums im Sturm. Mit ihrem aus den Fugen geratenen "Bewerbungsgespräch" hatten anschließend die Vorsitzende des Kripper Sportvereins, Bianca Schmidt, und Bianca Brüssel von den Kripper Fente die Lacher auf ihrer Seite, ehe das Oedinger Tollitätenpaar, Prinz Detlef I. (Schmidt) und Prinzessin Meggi I. (Schreiber), einmarschierte.

Für einen ungewollten Lacher sorgte Detlef I., der "sonst immer die Hosen anhat", als sein Adju ihn darauf aufmerksam machte, dass er keine Prinzenhose trug. "Im Eifer des Gefechtes zu Hause vergessen", hieß es. Doch er machte auch in Strumpfhose eine gute Figur. Mit einem Zwiegespräch amüsierten dann zwei der Jecken Wiever der KG Grün-Gelb Fritzdorf, Christa Beißel und Steffi Häger. Einen mitreißenden Auftritt zeigte die Hafengarde aus dem benachbarten "Wölle". Und mit Prinz Achim I. "Snoopy" Press machte auch der närrische Adel der Kernstadt seine Aufwartung.

Mit einem stimmungsvollen Potpourri kölscher Karnevalslieder sorgte nicht zuletzt auch der Fente-Vorstand um den Gründungsvorsitzenden Wilfried Brüssel für eine besondere Einlage. Als Piraten kaperte die Showtanzgruppe der Stadtsoldaten Sinzig die Bühne, ehe das Männerballett der heimischen Stadtsoldaten mit ihrer "Partytime in Oberbayern" den Saal noch einmal aufmischte. Den krönenden Abschluss einer rundum gelungenen Sitzung setzte das Panikorchester mit seinem Kapellmeister Tommi Pieper. ln

Altenahr. Altenahrer und Mayschosser Jecke feierten zusammen bei der Sitzung der Närrischen Freunde Mayschoß (NFM) im großen Saal des Winzervereins in Altenahr. Während draußen an der Bundesstraße im Weinort die Bürgersteige hoch geklappt schienen, tobte im Saal die Gefolgschaft der Mayschosser Karnevalsgesellschaft, und es war kein freier Platz mehr zu ergattern.

Schon zum 36. Mal führte Jürgen Kraus mit seinem unverwechselbaren trockenen Humor bis nach Mitternacht durch das Programm. Er ist bereits seit dem Gründungsjahr 1975 der NFM Präses der Sitzung mit dem fast schon legendären Ruf. Eine Sitzung, die vor allem von einer Besonderheit lebt: Hier wird original Meeschejer Platt in der Bütt parliert. Und: "Wir sind wahnsinnig stolz auf unsere drei Tanzgruppen", tönte Jürgen Kraus in den Saal und erntete ein riesiges Beifallecho. Ob "Hoppemüüsje", "Funkenmüüsje" oder "Danzmüüsje", die blau-weißen Funken begeisterten mit ihren Tänzen.

Und mit Spannung wurde sie erwartet: Hildegard Josten, seit Jahren das Platt-Sprachwunder aus Mayschoß. Dies mal trat sie als Wildschwein "Mathilde, die Wilde" auf, die über ihre Erfahrungen in den Weinbergen rund um Mayschoß erzählte und jede Menge Lokalkolorit servierte mit Formulierungen im breiten Platt, die nicht nur für Auswärtige oft einer Übersetzung bedürfen: "Et oss keen Spillejoons-Ärbet, de Konde dürchzekrejje", erzählte die Bache in der Bütt über ihre Frischlinge: Es ist nicht einfach, die Kinder durchzukriegen.

Und weiter: "Mott der jode Ehr" (bei der Gelegenheit) "Doo were me für en Jeck jehaale", (da werden wir an der Nase herumgeführt), aber "mir sehn net schluchech", (wir sind nicht wählerisch - im Bezug auf Essen) "doo mooße mir oos schwer brögge (da müssen wir uns sehr anstrengen), denn in den Wingerten "et jitt esuen wööß Trappetritt" (gibt es so schlechte Treppenstufen), da "mott Toure Senn ich esu honneweddech (manchmal bin ich so fix und fertig abgekämpft).

Aber auch der verrückte Hahn (Tobias Schmitz) im irren Kostüm pflegte das Platt mit Hingabe, wurde im Saal umjubelt. Es ging schon stramm auf Mitternacht zu, als das Männerballett der "Village Boys", coole Jungs im Fliegeroverall, die närrischen Freunde noch einmal kräftig in Fahrt brachten. mtl