Karnevalszug in Remagen : Remagen trumpft mit Eigengewächsen auf

Fast alle der 40 Gruppen im Remagener Zug kamen auch aus der Römerstadt. Die Narren bejubelten dabei das Dreigestirn und die Kinderprinzessin.

Warmschunkeln mussten sich die Remagener Jecken bei ihrem Karnevalsumzug angesichts von zweistelligen Außentemperaturen eigentlich nicht. Aber Einhaken war keine schlechte Idee, falls einen doch mal eine Bö des Sturmtiefs erwischte. Da wurden bis kurz vorm Start nochmal Hüte und Haare festgesteckt und die Wagen gesichert. „Ich hab noch 500 Tacker“, rief einer von den Karnevalsfreunden Remagen und sorgte für weitere Befestigung von 500-Euro-Blüten und Spielkarten an ihrem rollenden „Casino Royal“. Auch Bauer Wolfgang Reisdorff, der genauso wie Jungfrau Wilfried „Wilma“ Schwarz schon Erfahrung als Prinz hatte, zog sich erst in letzter Minute den federbekrönten Kopfschmuck auf, während Prinz Werner II. Efferz schon mit dem Narrenzepter Niffnaff grüßte.

Kinderprinzessin Sara I. Muth klatschte begeistert in die Hände, als es hieß „De Zoch kütt“. Gefreut haben dürfte sie sich auch beim Anblick weiterer Zugteilnehmer: Unter anderem als Hase, Huhn, Reh oder Wolf grüßten ihre Klassenkameraden von der 7c der IGS Remagen, die als tierisches Gefolge samt sieben Bollerwagen mit ihrem Auflaufen einen Paragrafen aus der närrischen Regierungserklärung der Kinderprinzessin erfüllten. Als passionierte Radfahrerin hat die Kinderprinzessin zudem vielleicht auch ein paar Mitschüler erkannt, die mit den Amis de Remagen als „Tour de France“ im gelben Trikot alle die Nase vorn hatten: auf Rad, Rikscha und zu Fuß. Fast ausnahmslos aus Remagener Gruppen bestand der aus knapp 40 Nummern bestehende Umzug. Mittendrin in ihrer letzten Session das sich auflösende Panikorchester. Die Remagener Engelchen mussten aufpassen, dass sie mit ihren Flügeln im Wind nicht abhoben. Aber ihr Heiligenschein stand wohl für guten Draht nach oben. „Knatschjeck“ waren die „Nachtjacken“, süße und nach eigenen Angaben auch freche Früchtchen die „Höppe Mötzje“ als Erdbeeren. „Die 20er sind zurück“ erinnerten nebst Grammophon und Langspielplatten die „Top 7“ als lila schillernde Charleston-Damen. „Lustig ist das Zigeunerleben“ verhießen „die Mädels“ in einem Wagen in Pink und Türkis. Gut Lachen hatten auch die Clowns der Handballspielgemeinschaft, und märchenhaft gaben sich die sieben Zwerge der Gruppe Schorn, während die Gruppe Düwell dem Wein huldigte.

Auch Heerscharen von Twirling Sticks und Magic Dancers ließen Herzen höher schlagen. Die Prinzengarde zündete für die Tollitäten die Kanone, und unter den vielen Stadtsoldaten brachte im Offizierwagen und in Uniform auch Bürgermeister Björn Ingendahl Kamelle unters Volk. Auf das hatte auch Zugleiter Jörg Diwo mit Hans-Jörg Göhlmann ein wachsames Auge. Wegen des Wetters hatten sie den Umzug in „seinen“ fast 30 Jahren als Zugleiter noch nie abgesagt, sagte Diwo, aber nächstes Jahr will er wirklich aufhören und dann auch „ein Mal den Umzug vom Wagen aus erleben“.