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Mit List, Laune und Liedern

Mit List, Laune und Liedern

Gegen die jecken Wiever haben Bürgermeister und Bürokraten keine Chance - Die Rathäuser sind fest in Narrenhand

Bad Neuenahr-Ahrweiler. (mm) Er war in jecker Gesellschaft, Kreisstadtchef Hans-Ulrich Tappe: In Beschlag genommen von Mäusen, Teufeln oder Buckligen sorgte die radedolle Damenwelt an ihrem höchsten Feiertag dafür, dass es im Rathaus von Bad Neuenahr-Ahrweiler heiß her ging.

Dass Tappe und seine Verstärkung mit den Beigeordneten Guido Orthen, Heinz Lindlahr und Werner Schüller sowie den durchtrainierten Fachbereichsleitern den Kuss-Attacken Paroli bieten konnten, war klar. Dass der Bürgermeister gleich seine Geschenke anprobieren musste, bedurfte zumindest bei den "scharfen" Tarn- und Tigerlook-Unterhosen der "Dungener Mädels" um Ilse Alfter der lautstarken Aufforderung "Anziehen, Anziehen".

Keinen Stilbruch bildete dazu die Rokoko-Perücke der Heppinger Käslöffel, die er wegen des geplanten Barocksaalbaus bekam. "Obenrum" zog Tappe denn auch gleich mit und auf, "untenrum" versprach er, bei der nächsten Stadtratssitzung zu tragen. Apropos Freibade. Die Heimersheimer machten es sich leicht: "Ein tiefes Loch in die Ahr buddeln, und schon haben wir ein Naturerlebnisbad."

Grafschaft. (ne) Nach kurzem Gerangel hatte die Holzweiler Obermöhn Ursula Schmidt dem Grafschafter Bürgermeister Achim Juchem den Schlüssel vom Ringener Rathaus entrissen. Das Utensil der Macht prangte auf ihrer Brust, und alle Jecken fanden Zutritt zu den Heiligen Hallen.

Großzügig schenkten Ortsvorsteher, die Juchem zu Hilfe gerufen hatte, den Möhnen und Narrenherrschern samt Gefolge ein. Da der Ratssaal mit Industrieparkett ausgelegt ist, konnte kein Teppich versaut werden.

Kaschiert mit Flower-Power-Weste machte Juchem gute Miene zum närrischen Spiel, verteilte eifrig Buttons mit dem uneingeweihten Rathaus drauf. Artig begrüßte er die Birresdorfer und Leimersdorfer Möhnen, die Swistbachmöhnen, die Vettelhovener Freudenspender-Möhnen, die Nierendorfer, Bengener, Bölinger und Ringener Möhnen.

Die Escher Garde Grün-Weiß trat auf, das Gelsdorfer Dreigestirn mit Hofnarren, Mundschenk, Spieler, Adjutanten, das Lantershofener Prinzenpaar. Die Birresdorfer Obermöhn Marietta Vormann ließ ihre Garden tanzen und mahnte das Gemeinschaftshaus an. Die Vettelhovener Blue-light-Dancers machten sich parat, auch die Ringener Wendböggele wurden erwartet.

Remagen. (hjw) Herbert de Pläät Georgi, staatser Freibeuter und Bürgermeister, rückte am Donnerstag sein bestes Stück raus. Nach schwachem Widerstand ergab sich der Stadtchef der geballten Möhnenkraft unter Führung von Obermöhn Uschi Schunk und gab ihr - den Stadtschlüssel. Die Schwachmänner von Prinzengarde und Stadtsoldatenkorps hatten zwar gut Lachen, trauten sich aber nicht, der Pläät zu helfen.

Mit allen Tricks hatten die Weiber die Widerstandskraft von Oberhaupt und seinen Federfuchsern gebrochen. Schon lange vor dem Sturm war das Nachtjackengeschwader unter Christel Bauer ins Gemach des Freibeuters geschlichen und hatte die süße Linda Jäger in ihre Reihen geholt, wo~rauf bei Einsatz betörender Bützkraft die Stifteschwinger wehrlos dahinsanken. Da half auch die Verstärkung durch die hohe Geistlichkeit in Person von Dechant Johannes-Georg Meyer und Hans-Joachim Bergmann nicht.

Beide sind zur Bützabwehr völlig untauglich. Selbst Medizin von Uschi Schunk baute die fehlenden Kräfte nicht unmittelbar auf, hätte es dazu doch heißen Wassers bedurft: Sie schenkte dem Stadtoberhaupt allerlei biologische Kampfstoffe, als da sind die Tees "Harmonie für Körper und Seele", "Sweet kisses", "Heiße Liebe", "Pure Lust", "Einfach schön", "Innere Ruhe" und "Schöne Träume", anzuwenden in Reihenfolge steht zu vermuten. Beklagte sich de Pläät schließlich, die Obermöhn würde immer auf ihm herumreiten, was die aber energisch bestritt. So blieb es bei der Männerdiskriminierung, und alle hatten Freude.

Sinzig. (lz) Die 1337 gebaute Jülicher Wasserburg als Vorgänger des Sinziger Schlosses war einst vorgeschobene Verteidigungsanlage. Diese Tatsache wurde bei der noch einmal verfeinerten Verteidigungsstrategie der Sinziger Stadtverwaltung genutzt. Denn für die hungrige Möhnenschar gab es am Donnerstag ein stilvolles Frühstück im noblen Ambiente des Sinziger Schlosses.

Und die jecken Möhne wurde von staatsen Kerls verwöhnt. Beigeordneter Gunter Windheuser, Ortsvorsteher Kurt Quarz, FWG-Chef Friedhelm Münch und die Abteilungsleiter um Büroleiter Willi Engel, Bauamtschef Norbert Stockhausen und Kämmerer Hans-Joachim Weiß hatten sich in weißes Hemd und Fliege geschmissen. Dennoch, die Stadtmauremöhne stürmten als bestens gelaunte, gute vorbereitete und sehr große Schar am Schwerdonnerstag das weiße Rathaus am Kirchplatz.

Die jecken Mädels um Obermöhn Renate Jung hatten das Frühstück genossen, sich aber von den planmäßigen Aktivitäten nicht abbringen lassen. Auch wenn Bürgermeister Wolfgang Kroeger es in der zweiten Verteidigungsrakete mit Charme und wohlgesetzten Komplimenten versuchte: "Die Sinzije Möhne, die zarteste Versuchung seit es Karneval gibt."

Der Stadtchef war schnell als Modell für politisch verschiedenfarbige Perücken ausgeguckt, blieb bei der "Blauen" hängen und musste außerdem eine Sonderparkgenehmigung für die Obermöhn herausrücken.

Bad Breisig. (wtz) Gerade von längerer Krankheit wieder ins Amt zurückgekehrt, musste sich Bürgermeister Bernd Weidenbach der weiblichen Übermacht der Möhnen aus Bad Breisig am Donnerstag geschlagen geben.

Die Macht übernahmen die jecken Wiever um Martina Heuser. "Die Königinnen der Narretei werden heute gekürt", versuchte Weidenbach die Möhnen freundlich zu stimmen und hatte zwecks "Bestechung" für ein reichhaltiges Frühstücksbüfett gesorgt.

Nichts desto trotz musste die Krawatte ihr Leben lassen und landete als Trophäe am Revers der Möhnenjacke. Als Dank dafür gab es von den Möhnen einen "Vital-Korb", randgefüllt mit gesunden Vitaminen und stärkender Medizin.