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Möhnen stürmen die Rathäuser: Narren erobern Rathäuser an Rhein, Ahr und auf der Grafschaft

Möhnen stürmen die Rathäuser : Narren erobern Rathäuser an Rhein, Ahr und auf der Grafschaft

Das angeblich schwache Geschlecht zeigt sich von seiner starken jecken Seite: Die jecken Wiever haben die Macht in den Rathäusern an Rhein und Ahr und auf der Grafschaft übernommen. Die Möhnen feierten an Weiberdonnerstag ihren Hochtag.

Keine Parkbank belegt, keine Feldbetten im Rathaus und auch keine Luftmatratzen vor Sankt Marien. Irgendwie haben die Bad Breisiger Jecken am Donnerstag den Schlaf-in-der-Öffentlichkeit-Tag – den gibt's wirklich – verschlafen. Nicht verschlafen haben hingegen die Bad Breisiger Möhnen ihren Hochtag, für den sie sich schon vor Sonnenaufgang rüsteten. Die Möhnen um Gisela Monien sind traditionell Frühaufsteher. Denn punkt acht Uhr bliesen sie zum Sturm aufs Rathaus, wo Bürgermeisterin Gabriele Hermann-Lersch das Hohelied der Frauenpower sang und auf die Historie der Weiberfastnacht einging. So galt es früher als „verkehrte Welt“, wenn den Frauen die Macht überlassen wurde. Was blieb, ist das Abschneiden der Krawatten, um die Männer symbolisch ihrer Macht zu berauben. Da mussten diesmal die Beigeordneten Hans-Josef Marx und Karl-Heinz Bernardy dran glauben. Schnipp – und Obermöhn Gisela Monien hatte die Schlipse gekappt. Alaaf. (Günther Schmitt)

Also als Security taugen die Grafschafter Ortsvorsteher nicht. Auch wenn auf ihren schwarzen T-Shirts laut und deutlich „Rathausschützer“ stand, ist es ihnen nicht gelungen, den Sturm der jecken Wiever auf die Ringener Verwaltungszentrale abzuwehren. So musste Bürgermeister Achim Juchem sich mit seinen Beigeordneten, Michael Schneider und Martina Münch, in kürzester Zeit geschlagen geben. Den Rathausschlüssel nahm diesmal Obermöhn Carmen Bockshecker aus Karweiler entgegen. Ihr Verein besteht seit 50 Jahren. Von Esch bis Birres- und Nierendorf waren die Jecken gekommen, Eckendorf mit Dreigestirn und aus Ringen die Wendböggele. Der Tänze waren gar viele, das Dreigestirn zeigte sich stimmgewaltig, doch der Clou des Rathaussturms kam aus Lantershofen. Regens Volker Malburg und sein Sub, Philipp Peters, gingen auf Zeitreise. Bei der Juchem dann feststellte: „Die Grafschaft heißt noch Grafschaft und nicht Haribo-City.“ (Günther Schmitt)

Nutzen die Möhnen der Kreisstadt den Empfang bei Bürgermeister Guido Orthen sonst gerne, um als Lästerschwestern die Finger in die Wunden der Stadt zu legen, so kamen sie diesmal alle in friedlicher Absicht. Schließlich feiert die Stadt ihr 50-jähriges Bestehen und „ose Guido hätt mit Laga, alten Bäumen und Kurparkinvestoren genug zu tun“, fand die neue Ahrweiler Obermöhn Iris Söller-Münch. So wollten die jecken Wiever die Goldhochzeit nur ausgelassen feiern und mit Darbietungen die kostümierten Mitstreiterinnen, ihre Ortsvorsteher sowie die Stadtspitze erfreuen. „Einst selbstständige Orte wurden zusammengefasst, die Zwangsehe war bei vielen verhasst. Ich sag Euch: Die Vielfalt der Orte ist ein Gewinn. Heut' wissen wir: Diese Einheit macht Sinn“, reimte der Stadtchef. Die Kirchdauner Möhnen sagten für immer „Bye, bye my love“, die sechs „Walbeze“ Altmöhnen gaben das Zepter im 80. Jahr des Bestehens an „junges Gemüse“ weiter. Halb so alt ist die Ahrweiler Schar, die im November mit allen Möhnen der Stadt den 40. Geburtstag feiern will. (Marion Monreal)

„Hier ist zum Glück eine möhnenfreie Zone“ hatte Remagens Bürgermeister Björn Ingendahl am Rathaus plakatieren lassen. Von wegen. Der Amtssitz des Stadtchefs war nämlich blitzschnell fest in Möhnenhand. Allerdings bedurfte das so mancher List. Zunächst musste schließlich die gesamte Rathausbelegschaft aus dem Tiefschlaf geholt werden. Lautstark machten sich die Wiever vor dem verschlossenen Verwaltungsgebäude bemerkbar und weckten die Rathaus-Schnarcher. Im Schlafgewand und mit Zipfelmütze trat der aus seinen schönen Träumen gerissene Bürgermeister auf den Balkon, um sich über den Krach zu beschweren.

Nach und nach öffneten sich die Rathausfenster und verschlafene Beamte lugten hervor. Damit war die Tür allerdings immer noch nicht offen. Per Hubwagen ließ sich Obermöhn Christina Möcking auf den Balkon hieven, um dann das Rathaus im Sturm zu nehmen. Ruhe vor den Möhnen gab es somit keinesfalls. Auch die amtliche Bekanntmachung der Schlipsträger-Fraktion „Das Mitführen von Scheren und ähnlichem Schnippschnappzeugs ist hier, heute und überhaupt ziemlich untersagt“ wurde komplett von den Damen ignoriert. Wer mit Krawatte im Rathaus erwischt wurde, war sie schnell los. (Victor Francke)

Ein Loblied auf seinen Besen dichtete Sinzigs Bürgermeister Andreas Geron. Das Fegewerkzeug hatte er vor einem Jahr zu seinem Amtsantritt von den Möhnen feierlich überreicht bekommen. Neue Besen kehren ja bekanntlich gut. Nach einjährigem Gebrauch wohl immer noch. Denn Geron fegt mit ungebrochenem Elan weiter durch alle Rathauszimmer und Sinziger Straßen. Sicher ist da nichts mehr. Nun ist im Rathaus beim großen Weiber-Sturm noch ein Zauberhut mitsamt Stab und Zauberumhang dazu gekommen. Vermutlich versprechen sich die Möhnen davon, dass man mit einem „Simsalabim“ die von leichten Turbulenzen geprägten kommunalpolitischen Verhältnisse in Sinzig wieder in den Zustand größter Eintracht und Harmonie katapultiert. In Gegenwart des Dreigestirns und des Caritas-Prinzenpaares spielten die Stadtsoldaten munter auf, das Tanzcorps der Närrischen Buben wirbelte gekonnt über den Teppichboden des Ratssaales, in dem ansonsten die so wichtigen Beschlüsse gefasst werden. (Victor Francke)