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Karnevalssitzung in Bad Neuenahr: Wenn der Dom im Kurhaus steht

Karnevalssitzung in Bad Neuenahr : Wenn der Dom im Kurhaus steht

Ausgelassene Stimmung herrschte im Bad Neuenahrer Kurhaus: 850 jecke Gäste erfreuten sich am Programm des "Elferrats Kurhaus Bad Neuenahr GbR“ um Sitzungspräsident Udo Groß. Umjubelte Kölner Spitzenkräfte gaben sich die Klinke in die Hand.

Man nehme: eine Vollmondnacht und einen festlich dekorierten Saal, 850 kostümierte Feierwütige und ein Top-Programm, hoch motivierte Profikarnevalisten aus Köln und einen bestens aufgelegten Elferrat aus der Kreisstadt. Kombiniere das Ganze mit einem Jubiläum und richte es für den guten Zweck an. Schmecke es mit ganz viel lecker Kölsch oder einem Schuss Ahrwein ab und hat nach mehrstündigem Köcheln bis zum Siedepunkt gemeinsam eine Leibspeise kreiert: ein jeckes Fünf-Sterne-Menü à la „Mer sin eins“.

So lautet das Motto der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler im 50. Jahr ihres Bestehens und das symbolisiert auch der Orden, den die Kölner Stars nebst Ehrengästen erhielten. Dass die veranstaltende „Elferrat Kurhaus Bad Neuenahr GbR“ um Sitzungspräsident Udo Groß, Programmdirektor Udo Willerscheid sowie Chef-Organisator und „Bützmeister“ Jürgen Ritter erst seit fünf Jahren das „Närrische Kurhaus“ organisiert, taten der Qualität und dem Erfolg keinen Abbruch. Denn die Jungs hatten den besten Lehrmeister mit den wichtigsten Kontakten in die Domstadt: Oskar Hauger (85), der 40 Jahre Präsident der Kurhaussitzung unter der Ägide des SC 07 war. Leider verhinderte seine Erkrankung die Gratulation auf der Bühne. Seine Frau Jaitip nahm die Auszeichnung mit den besten Genesungswünschen mit nach Hause.

Vor elf Jahren schon Bürgerschützenkönig

Ein Heimspiel hatte der Erste Beigeordnete Peter Diewald, der Schirmherr Bürgermeister Guido Orthen vertrat. Der amtierende Bürgerschützenkönig stand vor elf Jahren als Ahrweiler Prinz auf dieser Bühne, hatte in Anbetracht vieler Mitstreiter von 2008 ein „déjà vu“. „Diese Veranstaltung fällt aus der Reihe, weil sie sich der Gemeinnützigkeit verschrieben hat“, betonte Diewald. So kamen bislang 18 300 Euro für Einrichtungen im Stadtgebiet zusammen und auch am Dienstagabend flossen die Spenden – diesmal für den Verein „Freunde und Förderer der Schulen des Calvarienbergs“ – reichlich. Was wiederum für zufriedene Gesichter bei den beiden Schulleitern im Publikum, Annette Gies und Gerald Charlier, sorgte.

Wenn Bad Neuenahr ruft, dann zögern die Kölner Spitzenkräfte wie Paveier, Bernd Stelter, Fritz Schopps, Kasalla oder Räuber keine Minute. Sie alle attestieren seit Jahren dem knatschjecken Publikum, in Sachen Optik und Stimmung eines der besten im Rheinland zu sein. So war Martin Schopps, derzeit Kölns bester Redner, voll des Lobes ob der ihm geschenkten Aufmerksamkeit zu fortgeschrittener Stunde bei seinen Themen wie Bildung, Klüngel oder Promi-Quiz.

Promis saßen aber auch im Saal: So begrüßte Sitzungspräsident Groß eine Abordnung der Prinzen-Garde Köln 1906 um Bernhard Sommer und Horst Köning als Ehrengäste. Den „staatse Kääls“ hatte ihr Auftritt im vergangenen Jahr so gut gefallen, dass sie diesmal mitfeiern wollten. Zu ihnen gehört übrigens seit diesem Jahr Hans Stefan Steinheuer, Sternekoch aus Heppingen, der sich freut, künftig die traditionsreiche Uniform des Corps à la Suite der Prinzen-Garde tragen zu können.

Viel Tradition beim Einmarsch

Nicht minder traditionsreich ist die Funken Artillerie blau weiß von 1870, deren Einmarsch nicht zu enden schien, und das Tanzkorps der KG Sr. Tollität Luftflotte. „Schnallen Sie sich an“, forderte Groß das Publikum auf, dem die Luftflotte mit einer „Reise um die Welt“ Akrobatik vom Feinsten bot. Spitzzüngig nahmen Stelter und „Et Rumpelstilzje“ die Despoten dieser Welt ebenso aufs Korn wie die Trennungen der Stars und Sternchen oder das 2018er-Fußball-WM-Fiasko. „DFB steht für dilettantisch fehlgesteuerte Blindgänger“, fand Fritz Schopps.

Ebenso in sphärische Regionen entführten die Bands. So sangen die Paveier von „Du bis minge Stään am Himmel“, die Klüngelköpp von „Wo die Stääne sin“ und bei Kasallas „Stadt met K“ regnete es Silberstreifen von der Bühne herab.

Mit „Wenn et Trömmelche jeht“ der Saalkapelle Markus Quodt war der Elferrat eingezogen, mit ihrem „Stohn me all parat“-Lied schlossen die Räuber als musikalischer Höhepunkt nach viereinhalbstündiger Sitzung den Kreis. Frontmann Sven West stürzte sich bei „Dat is Heimat“ ins Getümmel und kam manch „lecker Mädche“ gefährlich nah. Kollektives Mitsingen im Saal dann bei „Home is where the Dom is“.

Auf dem Siedepunkt der Stimmung sprach ein Paveier-Song für sich: „Noch kein Loß noh Hus ze jonn.“ Musste auch niemand, denn DJ Fosco alias Jan Boris Schäfer legte im kleinen „Früh“-Sälchen heiße Scheiben zum Abfeiern bis in den frühen Morgen auf. Da war ein „Happy Birthday“ für seinen Elferratskollegen Adi Knieps, der um Mitternacht 64 wurde, auch drin.