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Aus den Jurten fliegen händeweise bunte Kamelle

Aus den Jurten fliegen händeweise bunte Kamelle

Birresdorfer bauen ihren zweiten Wagen für zwei närrische Umzüge - Piraten und Mongolen demonstrieren eine funktionierende Gemeinschaft

Grafschaft. Hämmern, Bohren, das Kreischen einer Säge und dazwischen Wortfetzen schallen aus dem hinteren Teil der großen Lagerhalle. Wer näher kommt, sieht Funken fliegen. Männer schweißen Metallträger zusammen, leimen Treppenstufen, streichen eine große Holzwand an. Auch Frauen packen mit an.

Beim Bau ihres Karnevalswagens haben sich die Birresdorfer viel vorgenommen. Im vergangenen Jahr zogen sie mit ihrer "Birres-Doria" alle Blicke auf sich: Ein prächtiges Bild boten sie mit ihrem 8,50 Meter langen Piratenschiff und den 200 passend dazu gekleideten Narren, die sich aus allen Ortsvereinen rekrutierten.

Eine zusätzliche Attraktion war der Mast. Wegen seiner imposanten Höhe von 4,80 Metern auf dem 1,50 Meter hohen Wagen musste die Besatzung immer wieder die Segel einholen und den Holzträger absenken. Besonders beim Umzug in Ringen war das der Fall, weil dort ohne die ausgetüftelte und Aufsehen erregende Konstruktion Baumkronen oder über die Straße ragende Laternen die Weiterfahrt unmöglich gemacht hätten.

Dieses Jahr wird es keinen Mast und kein Piratenschiff geben, aber wieder eine Augenweide. Auf dem Fahrplan der Birresdorfer stehen wie im vergangenen Jahr Ringen und Oedingen. Wobei damals schon die Strecke zum Umzugsort ein Erlebnis war: "Mancherorts gingen die Fenster auf, und die Leute winkten uns zu, während wir schon Party auf dem Wagen machten", erzählen die Akteure, die auch ein Anliegen mit ihrer Zugteilnahme verfolgen.

"Wir haben im vergangenen Jahr unseren ersten Wagen gebaut, dieses Jahr bauen wir wieder einen, weil wir insbesondere den Politikern zeigen wollen, dass unsere Dorfgemeinschaft steht", erklären Ortsvorsteher Klaus Huse und der Vorsitzende der Trägergemeinschaft Dorfgemeinschaftszentrum, Wolfgang Remmert. Gleichzeitig wollen sie ihren Wunsch nach einem Dorfgemeinschaftszentrum bekräftigen.

"Wir sitzen alle in einem Boot" hieß die Parole im Vorjahr. Am Freitag nach Weiberdonnerstag werden die Birresdorfer unter dem Motto "Wilde Horden suchen ein Zuhause" unterwegs sein. Die Anregung kam von den Möhnen. Mitglieder von Junggesellenverein, Gemischtem Chor, Sportverein, Funken, der Birresdorfer Initiative für Kinder- und Jugendarbeit und der Feuerwehr machen sich deshalb nun in der Halle "Hof Alte Burg" bei Landwirt Paul Heinz Schäfer zu schaffen.

Er stellt den Anhänger und den Traktor und fährt ihn auch im Zug. Zudem konnten der Wagen und sämtliches Material aus dem Vorjahr auf seinem Gelände gelagert werden. "Dieses Jahr haben wir nicht mehr so viel Arbeit, weil das Grundgerüst vorhanden ist. Nur etwas Farbe, Stoffe und einige Bohlen und Kant-Haken mussten wir neu besorgen", erklären die Akteure, die zum Teil handwerkliche Berufe haben.

Der zehnjährige Robert Remmert und andere Schüler helfen beim Streichen oder reichen Material an. Zwei Jurten werden errichtet und Bänke für die Kinder, damit sie über die hohen Seitenwände hinweg dem Narrenvolk zuwinken können. Ein Glücksfall für die Birresdorfer ist Anette Fritsch, die Theatermalerei gelernt hat, und wohl mehrere aufwändige Bogenschützen- und Reitermotive sowie das Konterfei von Dschingis Kahn gestalten wird.

Andere Motive, die umgebende Steppe, Flüsse, Wege und Vegetation werden von anderen Helfern entweder "aus der Hand" gemalt oder mit einem Beamer auf die Wagenseiten projeziert und dann übertragen: "Da sind wir schon moderner als im Vorjahr, als wir noch alles mit Schablonen gemacht haben."

Arbeit bleibt dennoch genug. Jedes Wochenende seit Dezember verbringen die rund 30 Wagenbauer viele Stunden in der Halle, in der Endphase geht auch mancher Feierabend drauf. Bisher liegen die Arbeiten "ganz gut im Zeitplan".

Nach dem dritten Anstrich des Wagens ist endlich das leuchtende Rot vom Vorjahr übertüncht und das Sandbeige für die Steppe aufgetragen. Den Stoff für die Kostüme erwartet Gertrud Ziegenhals jeden Tag, um mit dem Nähen zu beginnen.

Sponsoren für das Wurfmaterial sind gefunden, die Bonbons bestellt. Für die Musik werden wieder die Junggesellen sorgen. Das steht fest. Und dann kann die Mongolensause schon bald losgehen.