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Brüse verschenkt 70 000 Mark - als Puzzle

Brüse verschenkt 70 000 Mark - als Puzzle

Peter III. und Godesia Renate regieren seit Mittwochabend die Godesberger Narren - Tausend Jecke feiern in der Stadthalle, der Bezirksvorsteher beweist Qualitäten in der Bütt

Bad Godesberg. Jetzt ist er da, der Euro. Und sogleich macht sich die neue Währung nicht nur in den Geldbeuteln breit, sondern drängt mit Macht auch in die Gefilde des Karnevals. Unter dem Sessionsmotto "D-Mark hin - Euro her, mer fiere trotzdem Fasteleer" bewiesen die Narren am Mittwochabend in der Stadthalle, dass ihnen auch Währungsumstellung und Konjunkturflaute so leicht nichts anhaben können: Umgeben von farbenfrohen Uniformen und aufwendigen Kostümen proklamierte Bezirksvorsteher Christoph Brüse die neuen Tollitäten Prinz Peter III. und Godesia Renate.

An die tausend Gäste, darunter auch Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann, konnte der eisige Wind nicht vom Weg in die festlich geschmückte Stadthalle abhalten. Allenfalls war manches Kostüm etwas dicker geraten und stellte sich im vollbesetzten Großen Saal plötzlich doch als schweißtreibend heraus.

Gerade hatten "Et fussig Julche" und der "Bergische Landbote" für Bewegung in den Stuhlreihen gesorgt, da war es auch schon so weit. Begleitet von den Gardecorps zogen die neuen Majestäten auf die Bühne, wo sie Christoph Brüse, mit deutscher und Europaflagge geschmückt, bereits erwartete.

Wieder einmal hatte der Bezirksvorsteher eine Karnevalsrede mit Akribie vorbereitet, obwohl er noch eingangs verkündete, er würde seit der "Halbierung" seines Gehalts durch die Euro-Einführung auch nur noch halbe Tage arbeiten. Dem dann folgenden Rundumschlag jedenfalls war dies nicht anzumerken. Darin knöpfte sich Brüse die rot-rote Koalition in Berlin vor und ging mit seinem eigenen, von Personalquerelen gebeutelten CDU-Kreisverband ins Gericht. Auch "dem Bärbelchen, unserer OB" war angesichts offener Personalfragen in Wirtschaftsförderung, Kultur und Sport manche mitleidige Strophe gewidmet.

Leiden musste auch FDP-Landtagsabgeordneter Stefan Grüll, dem Brüse süffisant riet: "In Düsseldorf dich jeder kennt - da kämpfe für 18 Prozent". Und zum leidigen Godesberger Dauerbrenner bekannte der Bezirksvorsteher: "Denk ich an Hertie in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht!".

Dem neuen Prinzenpaar hatte Brüse außer den Zeichen der Regentschaft - Federn, Kette und Narrenstab - zwei besondere Präsente mitgebracht: Die Godesia erhielt ihr Lieblingsbuch, die Geschichte vom "Kleinen Prinz", auf Kölsch. Weitaus mehr Geduld erfordert da das Geschenk für Peter III.: Er darf sich über ein "Puzzle" freuen - in Form von geschredderten Geldscheinen, bis vor kurzem 70 000 Deutsche Mark.

So widmete auch der Prinz wenig später der "verflossenen" D-Mark einige wehmütige Verse und forderte: "Die Regierung soll bloß richtig walten - und ons de Nüsselche erhalten". Besinnliche Töne schlug in diesem Jahr die Godesia an. "Zeigt der Welt, was Frohsinn ist und lasst aus Kanonen nur Konfetti regnen", forderte ihre Lieblichkeit und schloss ihre Rede lauthals mit einem dreifachen Alaaf - dem "schönsten Wort der Welt".

Zuvor durften die Tollitäten der vergangenen Session, Prinz Hans-Peter I. (Lux) und Godesia Barbara (Hecken), noch einmal Applaus und Anerkennung genießen. Begleitet von Heinz Rehring und seiner Kapelle führte Festausschusspräsident Karl-Heinz Michels durch den Abend.

Nachdem Bernd Stelter und "Et Rumpelstilzje" die Lachmuskeln trainiert hatten, lockten die Paveier und die Räuber zum Tanzen zwischen die Tischreihen, wo sich manch einer noch zu fortgeschrittener Stunde aufwärmte - für den Heimweg durch den eisigen Januarwind.