Bad Godesberg : Das Prinzenpaar bleibt in Lauerstellung
Bad Godesberg. Pete Noppeney und Alexandra Theisen halten trotz zwei ausgefallenen Sessionen weiter an ihrem großen Traum fest: Als Godesberger Prinzenpaar die Herzen der Jecken zu erobern. Festausschuss und Karnevalsvereine hoffen derweil auf Fördergelder, um finanziell überleben zu können.
Ihren großen Tag halten sich Pete Noppeney und Alexandra Theisen frei. Auch wenn sie am 27. Februar nicht im Ornat auf ihrem Festwagen durch die Godesberger City ziehen können, sondern wahrscheinlich im Wohlfühloutfit in den eigenen vier Wänden sitzen werden. Die designierten Godesberger Tollitäten wollen sich bereithalten und geben ihren Traum nicht auf. Das hört man beim Gespräch auf der Godesburg heraus.
„Wir haben ja darauf hingearbeitet, so etwas gibt man nicht so leicht auf“, sagt die designierte Godesia. Zudem habe schon ihr Großvater das Prinzenamt in Bad Godesberg innegehabt. „Wir sprechen hier also von Familientradition“, sagt die 40-Jährige und schmunzelt. Überhaupt erwartet ihre Untertanen ein sehr fröhliches Prinzenpaar, für das eine digitale Proklamation nie infrage kam. „Man will doch auf der Bühne stehen und dann zusammen mit den Jecken feiern können“, betont der 55-jährige Prinz. Und Alexandra Theisen bestätigt, dass die Auftritte als – ungekröntes – Prinzenpaar auf den Autokino-Sitzungen zwar schön gewesen seien, „aber die Lichthupe als Rückmeldung eben nicht mit Beifall zu vergleichen ist“.
Prinzensong mit den Boore
Die abgesagte Proklamation hat Noppeney und Theisen auch um eine Überraschung für die Jecken gebracht. „Wir hatten extra einen Song schreiben lassen und ihn mit den Boore aufgenommen“, sagt der Prinz, ein begeisterter Sänger, traurig. Immerhin hat es „Nur einmol Prinz (1000 Nächte, 1000 Träume)“ schon auf die große Bühne von Spotify, Youtube und Apple gebracht. Und auch Noppeney und Theisen werden ihre große Bühne bekommen, die Frage ist nur, wann.
Beim Festausschuss Godesberger Karneval sorgt man sich unterdessen nicht nur um die wirtschaftlichen Folgen durch die Veranstaltungsabsagen, sondern auch um die Finanzierung der laufenden Kosten. „Deshalb haben wir für die Sitzung der Bezirksvertretung am 2. Februar einen Antrag auf einen Finanzzuschuss gestellt und hoffen auf eine positive Entscheidung der Kommunalpolitiker“ sagt Präsident Armin Weins. Man mache sich Gedanken um die Zukunft des Karnevals angesichts immer neuer Wellen. „Vermutlich werden wir zeitnah beginnen, Ideen zu sammeln und frühzeitig vor dem nächsten Herbst Entscheidungen treffen, wie Alternativen zu bisherigen Veranstaltungen realisiert werden könnten“, erläutert Sprecher Alfred Schmelzeisen.
Die meisten Karnevalsvereine haben Förderanträge gestellt
Und wie sieht es in den Vereinen aus? Immerhin zwei karnevalistische Veranstaltungen im Festzelt haben die Fidelen Möhnen aus Lannesdorf im November 2021 durchführen können – wenn auch mit umfangreichen Corona-Schutzmaßnahmen. Deshalb, so Vorsitzender Oliver Brenner, habe man bisher noch keine Fördergelder beantragt. Bereits im Dezember hat dagegen Patrick Engels, Vorsitzender des Godesberger Stadtsoldatenkorps, die Formulare ausgefüllt und abgeschickt. „Bislang aber steht eine Antwort beziehungsweise Entscheidung, welche Entschädigung uns zugesprochen wird, noch aus. Das beunruhigt mich sehr“, so Engels.
Manfred Lammerich, Vorsitzender der KG Kleffbotze, glaubt, dass das Brauchtum schon Schaden genommen hat: „Vor allem das Vereinsleben. Das Interesse sowie der Zusammenhalt ist nicht mehr so wie früher.“ Fördergelder und Corona-Soforthilfe haben nicht nur die Friesdorfer Kleffbotze angefordert. „Beim Sonderfonds für Kulturveranstaltungen haben wir die Mittel für unsere ausgefallene Sitzung beantragt, damit sämtliche Kosten, wie Programm, Technik und mehr ersetzt werden“, teilte Annette Ackermann, Pressesprecherin der Muffendorfer KG Blau-Gold, mit.
Kritik an der großen Aufgabe für ehrenamtliche Laien
Auch die Große Karnevalsgesellschaft Bergfunken (GKG) braucht aufgrund abgesagter Sitzungen eine Finanzspritze. Vorsitzender Christoph Orts glaubt, „dass der Karneval sich durch die Pandemie und die Ausfälle der Sessionen verändern wird und auch Karnevalsvereine das teilweise leider nicht überleben werden“. Man müsse kreativ bleiben und innovativ sein, um Perspektiven zu schaffen, glaubt Orts. Nur dank der Corona-Soforthilfe und freiwilligen Spenden von Mitgliedern habe man das Jahr 2021 finanziell überstanden, erzählt Max Hatwiger, Pressesprecher der Fidelen Burggrafen. „Eine angebotene Stundung von Mieten für städtische Liegenschaften seitens der Stadt Bonn wurde von uns nicht wahrgenommen, weil es für uns nur das finanzielle Problem verlagert“, so Hatwiger. Sein größter Kritikpunkt: Ehrenamtlichen Laien komme nun die Rolle zu, die professionelle Veranstaltungswirtschaft zu retten.
Auf ein anderes Problem macht Rene Raffel, Vorsitzender der KG Schweinheim, aufmerksam. Zwar sei die Anzahl der Mitgliedsabgänge bei der Tanzgruppe durch Mitgliedsanträge neuer Mitglieder ausgeglichen worden. „Leider schwindet aber die Motivation der aktiven Mitglieder, nach der Pandemie wieder mit vollem Elan dabei zu sein, täglich mehr. Von den inaktiven Mitgliedern mal ganz abgesehen.“ Da müsse man sich das ein oder andere einfallen lassen, um die Mitglieder wieder voll an Bord zu holen.