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Die Jecken tanzten auf den Stühlen

Die Jecken tanzten auf den Stühlen

Prächtige Stimmung bei der Prunksitzung der Fidelen Burggrafen in der Godesberger Stadthalle

Bad Godesberg. Paukenschläge und Fanfarenchöre dröhnten am Samstagabend durch die Godesberger Stadthalle. Mit ernsten Mienen zog der Spielmannszug der Fidelen Burggrafen in den grün-weiß geschmückten Großen Saal ein. Begrüßt wurden sie dort von rund 900 Narren, die den Beginn der großen Prunksitzung der Burggrafen klatschend begleiteten.

Unter den Jecken befanden sich auch Vertreter der Bonner Politik. Bezirksvorsteher und Ehrensenator der Burggrafen, Christoph Brüse (CDU), ließ sich diesen Termin ebenso wenig entgehen, wie sein Parteifreund Norbert Hauser, der sich wie auch Brüse Mitglied des "Corps à la Suite" nennen darf. Auch OB Bärbel Dieckmann (SPD) wohnte dem karnevalistischen Treiben gut gelaunt bei.

Entscheidend für die Stimmung im Saal waren jedoch nicht die politischen Würdenträger, sondern die Godesberger Jecken. Und bei denen war Kostümvielfalt Trumpf. Während die älteren Semester sich vielfach mit einem kleinen Hut begnügten, den sie schräg auf ihr lichtes Haar drapierten, hatte mancher Jüngere den Griff zu Bärenfell oder Schlafmütze gewagt. Das einst beliebte Scheichkostüm machte sich indes rar.

Wirklich belastet waren die Narren durch die weltpolitische Lage allerdings nicht. "Echte Fründe stonn zusamme", sang der Saal bereits nach einer halben Stunde nach Beginn. Da machte auch eine Nonne mit tiefem Ausschnitt und roter Strumpfhose keine Ausnahme.

Dankbar nahm das Publikum den Bühnenauftritt der Tanzgarde an. Schließlich wurde dabei Musik gespielt, die zum Schunkeln und singen motiviert. Seit Jahren übernehmen die Lannesdorfer Deutschmeister unter der Leitung von Heinz Rehrig die musikalische Gestaltung der Prunksitzung der Fidelen Burggrafen. Und auch an diesem Wochenende konnte der Elferrat um Sitzungspräsident Karl-Heinz Michels mit ihnen zufrieden sein.

Das närrische Volk war in jedem Fall begeistert von der Kapelle. Vom Rhythmus gepackt wurde in den hinteren Reihen sogar gesungen, als "et Rumpelstilzje" seinen Auftritt hatte. Mit seinen Witzen um die "Kanzlerin der Herzen", Angela Merkel, und den Bayern Edmund Stoiber, der die Hauptstadt Preußens "besetzen" will, konnte er ebenso wenig daneben liegen, wie mit einigen Gemeinheiten in Richtung Boris Becker in der Besenkammer. Da war es auch verzeihlich, dass sich der Vollblutnarr schließlich an einem Bin-Laden-Rap versuchte.

Die erste Stunde war gerade vorüber, als die ersten Jecken bereits auf den Stühlen tanzten. "Die Rabaue" hatten kurz zuvor die Bühne betreten, und heizten dem Saal weiter ein. "Wer hat mir die Rose auf den Hintern tätowiert", fragten sich bei einem ihrer Lieder alle Anwesenden und wackelten fröhlich mit eben diesem Körperteil. Einen wesentlichen Teil zur ausgelassenen Stimmung trugen die 19 Helfer der Stadthallen-Gastronomie bei. Stets freundlich und geduldig bedienten sie die durstigen Kehlen.