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Karnevalszug in Bad Godesberg: Eine Stadt geht in die Luft

Karnevalszug in Bad Godesberg : Eine Stadt geht in die Luft

Beim Zug durch die Bad Godesberger Innenstadt drängt mancher Mottowagen himmelwärts. Das Wetter hält, die Stimmung unter den 60 000 Jecken ist gut und laut Polizei bis zum Abend fast vollkommen friedlich.

Wer auf eine luftige Party gesetzt hatte, der kam am Sonntag in Bad Godesberg wirklich vollends auf seine Kosten. Flugzeuge, Luftballons, Wolken, Stewardessen und Engelchen schwebten am Nachmittag durch die Straßen unterhalb der Godesburg. Von den Kamelle, die wahlweise im hohen Bogen oder auch im Tiefflug unters Narrenvolk gebracht wurden, ganz zu schweigen.

Die Stimmung im Zug und am Zugweg war laut und prächtig, und wer sich die richtige Stelle zum Zuschauen ausgewählt hatte, der blieb auch von dem zugigen Wind verschont, der auf seine Weise dann aber auch wieder zum Trend des Tages passte. Laut Polizei feierten gestern in Bad Godesberg an die 60 000 Jecken. Bis zum frühen Abend meldeten die Beamten bis auf ein halbes Dutzend „kleinerer Delikte“ einen ruhigen Verlauf.

Weit über zwei Stunden dauerte der bunte Reigen, erst dann kündigte das Fanfarencorps Attendorn den nahenden Prunkwagen mit Prinz Joachim I. und seiner Godesia Martina an. Beide dürften heute wohl einen gehörigen Muskelkater in den Armen verspüren, so oft und weit holten sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum herzhaften Wurf aus. Besonders in Nähe der Kommentatorenstände hieß es in Deckung gehen.

Vor den großen Tollitäten hatten schon Kinderprinz Jan und seine Godesia Charlotte sowie – von einem Piratenschiff – das Lannesdorfer Kinderprinzenpaar Julian und Babette mit vollen Händen Kamelle geschaufelt, so dass sich mancher fragte, ob die Ladung auf den Wagen überhaupt bis zum Ende reichen würde. Sie reichte, was übrigens für alle der gut 30 Abteilungen und Gruppen galt, die sich wieder einmal eingereiht hatten.

Wie beliebt der Godesberger Zug ist, ließ sich mittags schon entlang der Hauptstraßen und Bahnhaltestellen in anderen Stadtteilen ablesen, von wo aus sich verkleidete Jecken zu Hunderten auf den Weg nach „Jodesberch“ machten und die Kulisse als Piraten, Bauarbeiter oder Clowns bereicherten. Während am Rande des Zuges dann vereinzelt auch alkoholische Getränke konsumiert worden sein sollen, sorgten die einheitlich gekleideten „Wagenengel“ sorgfältig und konzentriert dafür, dass im dichten Kamelleregen auch niemand unter die Räder kam.

Mit gewohnt stattlichem Gefolge präsentierten sich auch gestern die großen Traditionsvereine wie – ganz vorneweg – die Stadtsoldaten oder auch AKP und Burggrafen, während der KG Blau-Gold Muffendorf diesmal die Ehre zuteil wurde, in ihrem 50. Jubiläumsjahr die Vorhut für das Prinzenpaar aus ihren eigenen Reihen zu bilden.

Kamellebomber aus Muffendorf

Die KG Bergfunken indes hatte einen ihrer Wagen zur „Ju 52“ umfunktioniert, und die in Fliegerjacken gehüllte Besatzung des „Plittersdorfer Kamellebombers“ machte ihrem Namen alle Ehre und legte am Straßenrand einen wahren Teppich aus Kamelle aus. Mit allen verfügbaren Händen machten sich auch der Nachwuchs der KG Blau-Weiß-Rot Rüngsdorf und der Senat der „Jecken Goten“ beim flehentlich rufenden Narrenvolk beliebt.

Klein, aber fein setzten hingegen privat organisierte Fußgruppen von Freundeskreisen oder Vereinen ihre eigenen Akzente – etwa die von Sambaklängen begleitete Fußgruppe des Hauses der Familie, das in diesem Jahr 50 Jahre alt wird. Für Livemusik vom Wagen und noch mehr optische Farbtupfer sorgte die „Chaos-Combo“, die den zahlreich vertretenen „Jecken Familien aus Friesdorf“ den Takt vorgab. Die Sterne hatten zuvor offenbar die Mitglieder des Godesberger Kanu-Clubs vom Himmel geholt, jedenfalls schwebten sie silbern leuchtend über ihnen.

Und auch der ehemals „Weiße Wagen“ präsentierte sich anders als im vergangenen Jahr gestern knallbunt und knatschverdötscht: Ihn hatten Kinder in einem Wettbewerb gestaltet und zur Belohnung auf ihm mitfahren dürfen.