1. Narren-News
  2. Bad Godesberg

Karneval in Bad Godesberg: Martina Ackermann: „Godesia wollte ich immer sein."

Karneval in Bad Godesberg : Martina Ackermann: „Godesia wollte ich immer sein."

Gut, die Stimme hat ein wenig gelitten. Damit wäre die kurze "Schadensbilanz" von Godesia Martina Ackermann aber auch schon vollständig. Gut gelaunt sitzt die jecke Regentin am Tag nach einem intensiven Auftrittswochenende in der Küche ihres gemütlichen Fachwerkhauses in Muffendorf.

Dass die Stimmung gelöst ist, überrascht eigentlich nicht. Denn immerhin hat sich für sie am Tag der Proklamation ein Kindheitstraum erfüllt, mit dem sie schon in früheren Jahren nie hinter dem Berg gehalten habe. „Godesia", sagt sie schmunzelnd, "das wollte ich immer sein."

Jetzt ist sie also angekommen im Amt ihrer Träume. Und kann nun, da sich die geballte Session bereits mit Riesenschritten dem Ende zuneigt, auch sehr genau beschreiben, was den Reiz ihrer prominenten Aufgabe ausmacht: "Fremde Menschen sprechen einen an, viele Kinder sind fasziniert von unseren Auftritten, die emotionale Nähe der Menschen und die immer wieder aufkommende Situationskomik sind einfach wunderbar", umschreibt sie das Gefühl beim Betreten eines Festsaales - so wie bei der Proklamation, als sie und der Prinz von Dutzenden von Vereinskameraden auf einer Welle der Begeisterung in den Großen Saal der Stadthalle "getragen" wurden.

Ohnehin sei es auch genau das, was ihr an Karneval gefalle: die Mischung aus Herzlichkeit, Fröhlichkeit und Gemeinschaft. Über die Karnevalstage verreisen? Für die Godesia ist dieser Gedanke schlicht unvorstellbar.

180 Erlebnisse dieser Art darf sie genießen, bis die Session am kommenden Mittwoch mit dem Federnrupfen passé ist. Ein "Geheimrezept" für ihre potenzielle Nachfolgerin hat sie nicht: "Man sollte sich einfach selbst mitbringen, authentisch sein und nicht versuchen, eine Rolle zu spielen".

Als Kinderprinzessin von 1972, deren gesamte Kindheit und Jugend vom Karneval im rheinischen Miel geprägt war, kennt sie natürlich das Geschäft. Und innerlich, so sagt sie etwas nachdenklich, wirkten die Wochen als Godesia auch wie eine kleine Reminiszenz an ihren im vergangenen Jahr verstorbenen Vater, der doch ebenfalls eng mit dem Karneval verbunden gewesen sei.

Dass sie die Regentschaft nun im Jubiläumsjahr ihrer KG Blau-Gold Muffendorf ausgerechnet mit ihrem Ehemann Joachim teilt, ist natürlich kein Zufall. "Wenn, dann nur mit ihm", so habe ihre inoffizielle Devise für das Projekt gelautet. Der hat ihr die Erfüllung ihres Traums dann sozusagen zum 30. Hochzeitstag geschenkt, wie er bei der Proklamation auf großer Bühne und unter dem Gejohle des Narrenvolkes bekannte. Bei solch großzügigen Präsenten ist das eheliche Streitpotenzial natürlich gering. Mit Spannung dürfte im Umfeld der beiden insofern schon darauf gewartet werden, was Joachim seiner Godesia wohl am Karnevalssamstag schenkt: Dann hat die Prinzessin Geburtstag.

Und wie klappt es mit den beiden im karnevalistischen Alltag? "Ach", sagt Martina und schmunzelt, "er geht beim Einzug in die Säle ja meist drei Schritte hinter mir." Kleine Spitzen sind offenbar auch in einer Prinzenehe erlaubt. Dass die Regentschaft zu einem Familienprojekt geworden ist, sei nicht zuletzt den beiden Söhnen, dem 24-jährigen Marius und dem 18-jährigen Jonas, zu verdanken. Sie sind nicht nur Mitglieder des Hofstaates, sondern helfen notfalls auch beim Anlegen des Ornats. "Früher haben wir die Kinder angezogen, jetzt läuft es halt mal umgekehrt", sagt Martina.

Akribisch bereitet sich das Prinzenpaar auf seine Auftritte vor. Für jeden gibt es einen individuellen Text, was für eine gelernte Buchhändlerin keine große Herausforderung ist. Ungewohnt ist bei der Schreibarbeit dann allenfalls das Glas Ingwertee. "Ich bin eigentlich keine Teetrinkerin, aber wenn's der Stimme dient...".

Mit der Leistung ihres Prinzen sei sie bislang "ganz zufrieden", auch wenn dieser "ein bisschen viel redet". Längst habe sie bei den Reden jedoch ihre Nische gefunden. Wen die beiden abends nach Hause kommen, wird meistens noch rasch die Waschmaschine angeworfen und die Gedanken wandern durch die Auftritte. Die Antwort auf die Frage, was die Godesia am Abend des Aschermittwoch macht, kommt wie aus der Pistole geschossen: "Dann lege ich zu Hause erst mal eine Karnevals-CD ein. Ist doch klar!"