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Start mit Holzorden und Leihuniformen

Start mit Holzorden und Leihuniformen

Vor 70 Jahren beschlossen fünf Bad Godesberger, die Fidelen Burggrafen aus der Taufe zu heben - Seit 25 Jahren steht Karl-Heinz Michels dem Verein als Präsident vor

Bad Godesberg. Karnevalisten zeichnen sich vor allem durch Geselligkeit aus. Kommt dazu noch Tatkraft gepaart mit Improvisationskunst, sind eigentlich schon die Anfänge der Fidelen Burggrafen mit drei Wörtern umrissen.

Am 10. Januar 1937 hatten Paul Grünhäuser, Heinrich Kehlenbach, Johann Ruland, Fritz Schneider und Paul Wingarz die Gründung der Karnevalsgesellschaft beschlossen. Die Tinte der Gründungsniederschrift vom 17. Januar 1937 dürfte noch feucht gewesen sein, als bereits am selben Abend die erste Karnevalssitzung stattfand.

Präsident Grünhäuser und seine vier Mitstreiter hatten zu diesem Zweck in das Restaurant "Zur Tonhalle" geladen, das wie viele andere Häuser an der Burgstraße in den 1960er Jahren abgerissen wurde. Die Orden waren aus Holz, die Uniformen geliehen, die Stimmung trotzdem großartig. Das lässt sich den Annalen entnehmen. Schon im ersten Jahr verzeichneten die Gründungsväter über 100 Mitglieder.

Der Zweite Weltkrieg ließ das Vereinsleben ruhen, die Gesellschaft aber weiter bestehen. So listet ein Kassenbuch für 1943/44 Zinseinnahmen auf. 1947 war die Zeit reif für einen Neustart. Das Präsidentenamt ging auf Paul "de Ühl" Wingarz über. 1948 hob man das Tanzcorps aus der Taufe.

Das Kindertanzcorps, heute bekannt als Kadettencorps, folgte 1974. Der Beginn der 80er Jahre war zunächst überschattet von Krankheit und Tod des Präsidenten. "'Mach Du das doch', haben die damals zu mir gesagt", erinnert sich Karl-Heinz Michels. Zwei Jahre zierte er sich, bevor er das Amt annahm.

Das ist 25 Jahre her, und noch immer ist der inzwischen 67-Jährige als dritter Präsident erster Mann im Verein. Im Sommer dieses Jahres will der Vollblutkarnevalist aufhören. Nicht ohne zu betonen, was jeder direkt merkt: "Das Amt war mein Leben." Unter Michels bildete sich unter anderem 1995 der Förderkreis "Corps de Chevaliers".

Seit 1997 gibt es ein Reitercorps, ein Jahr später kam das Kadetten-Reitercorps dazu; laut Verein das einzige seiner Art in Nordrhein-Westfalen. Den letzten großen Schachzug machten die Fidelen Burggrafen 1998: Sie ernannten das Tambourcorps "Deutschmeister Lannesdorf" zum Regimentsspielmannszug.

Alle Jahre wieder sind Ereignisse wie die Prunksitzung, der Karnevalszug, die Kölsche Nacht oder das Oktoberfest lebendige und imposante Beweise für das aktive Einstehen der rund 400 Mitglieder. Zuweilen mache es "Arbeit, alle auf Kurs zu halten", gesteht der Tanzoffizier a.D. Michels. Oder die Nerven zu behalten. 1989 zum Beispiel waren die Orden nicht rechtzeitig fertig geworden.

Schließlich war in der Stadthalle kein Termin mehr frei. "Wir haben dann auf der MS Godesia gefeiert und für jeden Gast eine Flaschenpost mit Gutschein für den Orden gebastelt", erzählt Michels. Die Kreativität kam an. Auch streikende Traktoren im Zug können Michels, der seit 51 Jahren ein echter Burggraf ist, nicht schrecken.

"Wir haben den Wagen einfach in einer anderen Gruppe mitfahren lassen." Für das letzte offizielle Bad in der Menge am Karnevalssonntag 2007 hat Michels einen Wunsch: Seine Frau soll mit auf den Wagen. Ein kleiner Dank dafür, dass "sie immer mitgezogen hat".