Sturm auf das Rathaus : Vortänzerin Annette schunkelte die Sonne hervor
BAD GODESBERG Sie hatten eine frappierende Ähnlichkeit mit Schnee, die Regentropfen, die um kurz vor 12 Uhr auf die Jecken rund um die Redoute niederrieselten. Dann aber kam Vortänzerin Annette und holte die Sonne hervor: Mit ihrem ganzen Schwung gelang es Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann vom Balkon ihres Dienstsitzes aus, sich und die versammelte Narrenschar für die erste Herausforderung des Tages warm- und dabei ganz nebenbei die grauen Regenwolken über Bad Godesberg fortzuschunkeln.
Dass die bunt kostümierte Schar am Kurpark nicht ausschließlich in friedlicher Absicht erschienen war, wurde erst auf den zweiten Blick deutlich. So durchschaubar der Schlachtplan der Jecken auch war, er hatte seine Wirkung: Links die Artillerie der Stadtsoldaten, rechts die Infanterie, bestehend aus einer "Belle Alliance" aus Burggrafen, AKP, Kleffbotze und dem Fußvolk der übrigen Godesberger Karnevalsvereine.
Und mittendrin Prinz Dirk I. und Godesia Martina mit Gefolge. Eine Truppe Landknechte aus dem fernen Worms hielt sich als Verstärkung im Hintergrund, musste aber nicht mehr eingreifen, weil das Gefecht, so hart und kurz es auch geführt wurde, rasch einen klaren Sieger hatte: Nach mehreren Warnschüssen der Stadtsoldaten wollten es die Bürgermeisterin und ihre Verteidiger nicht auf weitere Schäden im Haus an der Redoute ankommen lassen. Sie ergaben sich unter dem Triumphgeheul der Jecken, die Dirk und Martina nach ihrer Erstürmung des Balkons hochleben ließen.
Mit psychologischer Kriegsführung hatte bereits Festausschuss-Präsident Christian Hüffel die Rathaus-Verteidiger mürbe gemacht - auch wenn er sich dabei von der Bezirksbürgermeisterin als "Westentaschen-Travolta aus Mehlem" hatte bezeichnen lassen müssen. Auch über seinen Tanz am Vortag - "als stündest du auf einer Starkstromleitung" - machte sich die Rathauschefin lustig.
Der Herausforderer konterte, zu den politischen Sitzungen käme eine Handvoll, "zu unseren Sitzungen kommen Hunderte". Kurz darauf beendeten die Kanoniere das Spiel. Der Triumphzug begann.
