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Auf Flohmärkten machen die Horden ihre Beute

Auf Flohmärkten machen die Horden ihre Beute

Die Rheinbreitbacher Hunnen legen viel Wert auf historische Authentizität - Goldmünzen glitzern in der Jurte des Heerführers - Die Steppenreiter präsentieren sich beim Rosenmontagszug

Rheinbreitbach. Gewienert und poliert werden zurzeit die Bronzeschnallen und dekorativen Beutestücke, mit denen sich die Rheinbreitbacher Hunnen um Attila Dieter Schmelzer schmücken. Auch die Fellkleidung wird gebürstet und auf Vordermann gebracht, will sich die wilde Horde doch bei ihrem Besuch der Prunksitzung der KG "Me haalen et us" an diesem Samstag und vor allem beim Rosenmontagszug durch den Ort wieder in voller Pracht präsentieren.

"Ich hatte schon länger vorgehabt, eine Gruppe nach dem Vorbild der berühmten Kölner Flittarder Hunnen ins Leben zu rufen", erzählt Schmelzer. Als dann ein Unkeler Geschichtsforscher die eurasischen Steppenreiter nach ihrer Niederlage auf den Katalaunischen Feldern 451 im Unkeler Becken lagern ließ, war der historische Anreiz 1997 gegeben. Schnell scharten sich mehrere Interessenten um Dieter und Isolde Schmelzer, die als "Greka" ihren Attila umsorgt.

Die Hauptarbeit findet zu Hause statt. "Unsere Kleidung und Rüstungen gibt es nämlich nicht von der Stange zu kaufen. Alles ist handgemacht", erzählt Attila. Die mit Pelzen und Fellen phantasievoll besetzte Lederkluft wird ständig variiert. Immer neue Ideen haben die Hunnen in ihrer Prachtentfaltung.

Auf ihren Beutezügen über Flohmärkte ergatterten sie Goldketten und schwere Bronzespangen, die mit bunten Steinen um die Wette glitzern. Vogelkrallen und Totenschädel kleinerer Waldbewohner vervollständigen das exotische Erscheinungsbild der kriegerischen Horde.

Einmal im Jahr bauen sie ein Zeltlager auf, und dann kann man das Leben der Steppenreiter live bewundern. Silberleuchter, Truhen voller Geschmeide und Goldmünzen schimmern in der von Kerzen erleuchteten Jurte des Heerführers, die mit roter Seide ausgeschlagen ist.

Vorbei an stolzen Feldzeichen geht es über weiche Teppiche zum mächtigen Lager, selbst gebaut, wie alle übrigen Möbel. "Auf einem solchen Lager wollte der historische Attila 453 die Hochzeitsnacht mit der germanischen Prinzessin Illdiko verbringen, starb aber an einem Blutsturz", erzählt Schmelzer, dem viel an historischer Authentizität liegt.

Die zu erreichen ist gar nicht so einfach, denn viel verschwindet bei den Überlieferungen über die Hunnen im Nebel der frühen Geschichte. So machte die "Gottesgeißel" zwar 451 Metz dem Erdboden gleich. Andererseits soll Attila, gotisch "Väterchen", als gerechter Herrscher Etzel und Ehemann Krimhilds im Nibelungenlied beschrieben, 452 allein durch die Begegnung mit Papst Leo von der Eroberung Roms abgehalten worden sein.

"Die Hunnen waren ein Naturvolk, bei dem der Schamane eine wichtige Rolle spielte", berichtet der Rheinbreitbacher Attila. Entgegen ihrer Stellung und im Gegensatz zur prachtvollen Kleidung der Kriegsfürsten wie von Skotar, dem Führer der Leibgarde, waren die Seher mit einfachen Wollmänteln bekleidet. Die allerdings zierten zahlreiche okkulte Gegenstände, ein langer Krummhornstab war ein weiteres Attribut des Schamanen.

Neben den historischen Bezügen spielt der Karneval natürlich eine wichtige Rolle bei den Rheinbreitbacher Hunnen, deren Truppe von ursprünglich 19 Mann schnell auf über 40 Mitglieder angewachsen ist. Besuche von und bei den benachbarten Horden, wie den Siegburgern "Hornpöttern" und den Kölsch Barbaren, sind an der Tagesordnung.

Dabei werden auch Geschenke ausgetauscht, wie das scharfschneidige Katanenschwert, das die Flittarder Hunnen Attila zum 50. Geburtstag überreicht haben. "Wer Spaß am urwüchsigen Lagerleben und zünftigen Feiern hat, und das nicht nur in der fünften Jahreszeit, ist bei uns willkommen", erklärt Attila.

Über eins sollte er sich jedoch klar sein: Hunne zu sein, bedeutet Arbeit ohne Ende. Denn fertig wird man nie beim Versuch, in die Rolle eines eurasischen Steppenreiters zu schlüpfen.

Die "Rheinbreitbacher Hunnen" sind zu erreichen unter (0 26 44) 80 376.