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Der Bürgermeister muss im Büßerhemd antreten

Der Bürgermeister muss im Büßerhemd antreten

Selbst hohe Strohbarrikaden halten die Linzer Narren nicht auf - Prinz Nipf I. hisst am Rathaus die närrische Flagge "vum stolze Corps"

Linz. Der "Walkürenritt" von Richard Wagner zerreißt jäh die Stille auf dem Linzer Marktplatz. Da prescht auch schon ein Bote im Galopp vor das Rathaus. "Feindliche Truppen in bunten Uniformen kommen von allen Seiten auf den Platz zu. Schnell, Ihr müsst das Rathaus räumen", rät er dem Bürgermeister.

Doch der will lieber auf dicke Bohnen und Kölsch verzichten. "Der Bürgermeister wankt nicht, weder in der Kneipe, noch beim Sturm auf das Rathaus", verkündete er dem flippigen Boten aus dem kleinen Fenster seines Amtszimmers im obersten Stock.

Da wurde Adi Buchwald doch etwas bleich um die Nase, als er Sonntagmittag die vereinigte Kampfkraft der Linzer Corps um Prinz Nipf I. von verschiedenen Seiten gegen seine Stadtsoldaten vorrücken sah. Die hatten sich hinter hohen Strohbarrikaden weit vor dem Rathaus verschanzt. Und nur eine Handvoll jecke Stadträte hielt, mit langen Reisigbesen und Schippen bewaffnet, die Tür des Rathauses besetzt.

"Deine Truppen können nicht siegen. Schleich Dich", forderte KG-Präsident Alfons Daub den Bürgermeister von einem großen Bollerwagen aus auf. Der aber wollte ausharren bis zum letzten Zug Gerstensaft. Kölsch-Patrönchen gab es inzwischen von hilfreichen Schwestern vom "blauen Kreuz" für die Stadtsoldaten, die so dem unerwarteten Ansturm der Corps nicht gewachsen waren.

Zufrieden beobachtete Roi André de Mi-Careme mit Reine B‚n‚dicte aus der französischen Partnerstadt Pornic, wie die Barrikaden überwunden und die Stadträte schlichtweg überrannt wurden.

Damit war der Weg frei für die Tollität, mit seinen Adjutanten ins Dienstzimmer des Stadtchefs vorzudringen. Und schon kurze Zeit später zeigte er sich am Fenster. "Me hann en!", verkündete er und entriss Adi Buchwald Amtskette und Stadtschlüssel.

Kurzerhand wurde die närrische Fahne auf dem Rathaus gehisst und Adi Buchwald erschien im Eingang, um auf den großen Bollerwagen verfrachtet zu werden, vor den die Stadträte gespannt wurden. Im Büßergewand wurde der Entmachtete zum Hohen Gericht an der Mariensäule gekarrt, wo ein inquisitorisches Verhör begann.

"Gib zu, Du hast einen zweiten Büttel angestellt, der unseren starken Pferden die wohlverdiente Ruhepause allerorts missgönnt und Strafzölle erhebt", drang er in Buchwald. Außerdem sei dieser beim Fest der Bajuwaren in Räuberzivil erschienen statt in zünftiger Tracht.

Dies waren nur einige der Schandtaten, die der Bürgermeister eingestehen musste. Da er sich jedoch einsichtig zeigte, sprach Nipf I. großzügig Generalamnestie aus, vorausgesetzt, dass Buchwald alles tun würde, was von der Tollität verlangt würde.

Unterdessen verteilten der Elferrat und die Möhnen an die zahlreichen Zuschauer des Spektakels auf dem Markt rote Rosen, und natürlich wurde diese Aktion von "Ruut, ruut, ruut sin de Ruuse" untermalt. "Maat all mit, vor allem am Ruusenmondaach", wandte sich der Nippemann an das jecke Volk, nachdem er mit dem Bürgermeister ein Bierchen genipft hatte.

"Drink doch eene mit", war die Devise in der Bunten Stadt, denn "Echte Fründe stonn zesamme", zumindest während der nächsten drei tollen Tage.