Erpeler Rathaus: Der Oranje-Prinz setzt sich durch

Erpeler Rathaus : Der Oranje-Prinz setzt sich durch

Nach unzähligen Jahrzehnten läutete in der Alten und Freien Herrlichkeit Erpel erstmals wieder die alte Sturmglocke des Rathauses Alarm.

Denn die jecken Heerscharen von Prinz Karel I. hatten die breite Gemeinde-Barriere, an der Schilder auf die "narrenfreie Zone im Hoheitsgebiet der Ortsgemeinde Erpel" hinweisen, stillschweigend "injoriert".

Angeführt vom Tambourcorps, hatten Stadtsoldaten und Prinzengarde die Tollität mit Hofstaat vor das Erpeler Rathaus geführt, wo der Oranje-Prinz von Bürgermeisterin Cilly Adenauer forsch forderte: "Gib de Slüssel her un open de Poorts!"

Aber die Orts-Chefin mit ihren Beigeordneten und den Heimatordensträgern im Rücken wollte das stolze Erpel nicht zur niederländischen Exklave abgewertet wissen. "Die haben doch schon den Drachenfels im Griff. Was brauchen die da noch die Erpeler Ley?", hatte sie sich gedacht.

"Nimwegen ist doch ein Vorort von Erpel", fuhr sie den Prinzen, auf dessen Herkunft anspielend, von oben herab an. Der Tollität stand sofort der Vorsitzende der KG, Uwe Kochems, zur Seite. "Die Zeit ist reif, ihr habt doch in dem einen Jahr den Ort komplett runtergewirtschaftet", klagte er Adenauer und ihre Schrate an.

"Wofür wir ein Jahr benötigt haben, das schafft ihr in drei tollen Tagen. Aber die nächste Zeit verbringt ihr ja eh im Knast wegen Verletzung des Hoheitsgebietes. Da gibt es nur Unkeler Wein", höhnte die Ortschefin zurück. Das war für die Stadtsoldaten zu viel. Voller Wut wollten sie unter Böllern die Rathaustür sprengen.

Da sahen sie sich plötzlich der Armee von Obermöhn Martina Wilsberg gegenüber, die ihnen ihre Regenschirme entgegenstreckte. "Mir han jehüürt: Erpeler Mädcher küsse joot", änderten die Stadtsoldaten einschmeichelnd ihre Taktik. Und da die ganze Chose bekanntlich ohne Männer nicht geht, schmolz der Widerstand des Möhnenclubs dahin.

Ja, Wilsberg empfing Karel I. sogar mit offenen Armen und geleitete ihn die Treppe hinauf bis zu dem kleinen Balkönchen, von wo aus der neue Herrscher seine Untertanen hoheitsvoll grüßte. Dann übernahm er den Vorsitz im Ratssaal, in dem an der Wand sogar Bundespräsident Joachim Gauck schon Königin Beatrix I. von Oranien-Nassau Platz gemacht hatte.